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Durchlauchdigste Fürstin!
Hier überschicke ich auf order und Befehl eines gewißen Herrn geheimdten Raths, Goethe benamset, eine schöne und über die maßen anmuthige Reiße beschreibung – Ich wünsche von Hertzen daß Ihro Durchlaucht Sich recht sehr dran ergötzen mögten – Frau Aja sahe im geiste all die herrlichen Gegenden, kletterte mit auf die Felsen, und erfreute sich von gantzer Seele über der Reißenden Glückseeligkeit und wohlbefinden: ob ich Ihnen nun das alles gleich von Hertzen gönne; so kann ich doch nicht in abrede seyn, daß Ihre Rückkunfft mit sehnlichem verlangen von uns erwartet wird – Unter den vielen Ursachen |:die sich wie ein Pater noster herzehlen ließen:| ist mein in Kammern und Stuben aufgespeicherter Herbst nicht die kleinste – Denn da ich wuste daß Unser gnädigster Herzog die Weintrauben sehr liebten, auch bey Ihrem hirseyn sie Sich recht gut schmecken ließen; so lasse ich nicht allein aus unserm Garten die schönsten und besten aus, sondern alle meine Baasen und Gevatterinnen |:die auch ihr Scherflein zur Bewirtung des Besten Fürsten beytragen wollten:| machten es mir nach, mit dem anerbieten, daß sobald Ihro Durchlaucht ankämen ich drüber zu disponiren haben solte – die eine hälffte haben wir aber leider schon selbst verzehren müßen – und der andern wirds vermuthlich nicht beßer gehn – mein einziger Trost ist, daß Sie unterwegs weit beßre Trauben gekostet haben, und es eine frage wäre, ob die hiesigen jetzt drauf schmeckten. Die Nachricht wegen der Wandleuchter werden Ihro Durchlaucht nunmehro erhalten haben, und ich erwarte Dero befehl hierüber. Daß in Franckfurth der Witz sehr starck floriret hat der Häschelhanß schon 1773 in reimme gebracht »Franckfurth am Mayn des Witzes Flohr, nicht weit vom Eschenheimerthor u.s.w.« und daß Docter Faust hirinnen die Wahrheit gesagt, soll eine kleine Handarbeit |:welche ich mir die Freyheit nehmen werde Ihro Durchlaucht zu überschicken:| sattsam beweisen. Ich weiß Ihro Durchlaucht nehmen so was nicht ungenädig auf, sonst würde ichs mich nicht unterfangen – Mit einem Wort mir ists zu muthe mit der Besten Fürstin, wies Hanß Schickenbrod mit unserm lieben Herr Gott war, Die Grabschrifft des guten Mannes hat Herr Hübner der Geographf in sehr schöne Verse verfaßt und gestelt. Ihro Durchlaucht! Erhalten mir und allem was mich angeht Dero Gnade und Wohlwollen, Dieses ist der einzige Wunsch von
Eurer Durchlaucht
unterthäniggehorsambsten
Dienerin C. E. Goethe.
N. S. Der Vater empfiehlt sich zu beharrlicher Gnade. Die Briefe die Eurer Durchlaucht mir zuzuschicken die Gnade haben, werden immer so gleich auf beste bestelt.
Franckfurth den 5ten Novbr 1779