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Franckfurth den 19 Februar 1779
Durchlauchtigste Fürstin! Was soll ich zu erst, was soll ich zu letzt sagen! Mein Hertz ist zu voll alle Ausdrücke gefallen mir nicht, sagen das nicht was ich fühle – so gern sagen wolte – Aber Theureste Fürstin Sie kennen mein Hertz und werden leicht begreifen wie mir zu muthe war als ich die Schachtel eröffnete, und das Liebreiche, Holdselige, Freundliche Anglitz meiner Großen Verehrungwürdigen Amalia erblickte, und zwar mit einer solchen erstaunlichen gleichheit, daß ich in meinem gantzen Leben so keine Sihlouette gesehen habe – Von der übrigen kostbahrkeit, Pracht und Schönheit der Dose kan ich weiter gar nichts sagen als daß es ein würcklich Fürstliches Geschenck ist. O! was können die großen, die Götter dieser Welt, wenn Sie Einer Amalia gleichen vor Freuden um Sich her verbreiten! So habe ich noch keinen Geburthtag gefeyert – nein warlich noch keinen! Was wird mir das herrliche Geschenck noch alles vor Freude bereiten! was werden meine Freunde Merck, Bölling, die Samstags Mädel sagen – Morgen, Gott lob schon Morgen ist Sambstag! was soll das vor ein Festtag seyn! Das was jetzt kommt hätte ich nur wünschen mögen daß Ihro Durchlaucht Davon ein Augenzeuge gewesen wären. Als der Vater herunter zum Essen kam fand er das Futteral auf seinem Teller, er machte es auf, fuhr vor Erstaunen zusammen – großer Gott das ist ja unsere Frau Herzogin mit Leib und Seele, und was ist das vor eine prächtige Dose – als ich ihm die sache erklährt hatte war er eben so erfreut und erstaunt wie ich. Mit einem Wort es war ein Tag der Freude und des Wohllebens, ein Geburths tag wie noch keiner war. Nun Durchlauchtigste Fürstin! was soll ich weiter sagen oder schreiben – ich bin über dieses neue und große Kennzeichen von Dero Gnade so gerührt so im innersten grund der Seelen bewegt daß alle dankbahre Ausdrücke zu schwach, und alle Worte zu wenig sagen würden – nur eins kan Frau Aja – So lange es noch der Göttlichen Vorsehung gefält mich hienieden herum wandlen zu laßen, Tagtäglich das herrliche Ideal von Einer Fürstin mit Knie-Beugung zu verehren, und mit stillen Freudenthränen vor dieses neue Zeichen Dero Gnade, als vor alle vorhergende, meinen innigen, hertzlichen und wärmsten Danck vor dem Theuren Bildnüß abzustatten, und mich ewig der glücklichen Tage zu erinnern, daß das Original hir unter uns war, und meinem Hauß besonders dadurch groß Heil wiederfahren ist. Der Vater und ich empfehlen uns zu fernerer Gnade, und sind mit Danckerfülltem Hertzen
Ew. Durchlaucht
unterthänig gehorsambste
C. E. Goethe