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In memoriam Walther Rathenaus

Ansprache. 24.6.1924

Im Gedächtnis an Walther Rathenau, der heute vor zwei Jahren durch feigen Meuchelmord sein der Arbeit für Deutschlands Zukunft gewidmetes Leben endete, haben wir uns hier vereint; in tiefer Wehmut gedenken wir seiner, der uns im Leben als Freund und als Mitarbeiter nahestand und uns im Tode unvergessen sein wird; wir gedenken seiner in Dankbarkeit für alles das, was er für das deutsche Volk getan hat, und in herbem Schmerz um das, was Deutschland an ihm vorzeitig verloren hat. Walther Rathenau wird in uns weiterleben als ein Mensch seltener Eigenart, glänzend in Lauterkeit des Charakters und in Güte des Herzens, ausgestattet mit großen und vielseitigen Gaben des Geistes, gerüstet mit reichen Kenntnissen des geistigen und kulturellen Lebens unseres Volkes wie der ganzen Welt und beseelt von wärmster Liebe zu seinem Volke und seinem Vaterlande.

Dem Andenken dieses Mannes soll die Stiftung dienen, deren Kuratorium wir heute gründen. In hochherziger Weise haben die Verwandten des Verewigten dieses Haus mit seinen reichen Schätzen an Kunst und Schrifttum dem Deutschen Reiche als ein dem gemeinen Besten dienendes Erinnerungszeichen zur Verfügung gestellt und damit dem Toten ein Denkmal geistiger Art und seines Wesens errichtet. Die Reichsregierung hat diese Stiftung dankbar entgegengenommen und wird es als Ehrenpflicht empfinden, das Haus und seinen wertvollen Inhalt zu pflegen und zu erhalten. Es soll aber nicht nur eine Erinnerungsstätte sein an Walther Rathenau und sein Wirken, nicht nur ein Museum der Kulturentwicklung der neueren Zeit, sondern es soll auch einen praktischen Zweck haben, nämlich den, Vereinigungen, die für geistige und kulturelle Zwecke tätig sind, als Raum für Zusammenkünfte und Sitzungen zu dienen, und es soll seine Sammlungen und seine Bibliothek den geistig Arbeitenden öffnen.

Diesen Zweck näher zu bestimmen und durchzuführen ist, dieses Kuratorium berufen. Ich danke Ihnen, daß Sie meiner Aufforderung, in diesem Kuratorium mitzuarbeiten, nachgekommen sind, und darf die Hoffnung aussprechen, daß unsere gemeinsame Arbeit der »Walther-Rathenau-Stiftung« den Inhalt geben wird, den die Stifter wollten: das Andenken an den einstigen Besitzer dieses Heims durch einen dem geistigen Leben unseres Volkes dienenden Gebrauch des Hauses und seiner Schätze an Kulturgut zu ehren und zu erhalten!


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