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Helft den Armen und Alten!

Rede. 1.4.1922

Wir sind heute hier zusammengekommen, um ein neues großes Hilfswerk, die Deutsche Altershilfe, zu fördern. Groß ist die allgemeine Not. Jeder von uns weiß und empfindet es täglich, welche schwere Wunden der Krieg und die Nachkriegszeit dem Vaterlande geschlagen haben. Besonders hart sind einzelne Teile des Volkes betroffen, der Ruf, diesen zu helfen, hat bisher immer offene Herzen und Hände gefunden. So haben die Hilfsaktionen für die Kinder, die verdrängten Flüchtlinge, die Oberschlesier, Zeugnis abgelegt von der Opferwilligkeit des deutschen Volkes, das bei allen auf ihm ruhenden Lasten sich der sittlichen Pflicht, das schwere Leid brüderlich mitzutragen, bewußt gewesen ist.

Nunmehr spricht die Not des Alters zu uns. Die alten Leute haben unter den wirtschaftlichen Folgen des Krieges schwer zu leiden, zumal diejenigen, die nicht mehr arbeitsfähig und die auf ihre Ersparnisse oder kleine Renten angewiesen sind. Das Steigen der Löhne und Gehälter, größere Verdienstmöglichkeiten, sind an ihnen vorübergegangen, um so härter trifft sie die Entwertung und verminderte Kaufkraft des Geldes, Die Fürsorge-Organisationen haben hier Fälle der größten Entbehrung festgestellt. Die Altersheime, die den wirtschaftlich schwächsten und pflegebedürftigsten Alten eine Zuflucht und sichere Versorgung für den Lebensabend bieten sollten, sind meist nicht mehr in der Lage, mit ihren Mitteln und Pflegesätzen auszukommen. An dieser Not können wir nicht stillschweigend vorübergehen. Reich und Staat können angesichts unserer mißlichen finanziellen Verhältnisse leider nur in beschränktem Maße helfen. Ich begrüße es daher, daß die Wohlfahrtsverbände, die bisher Träger der großen Hilfsaktionen gewesen sind, sich auch diesmal zusammengefunden haben, um den Gedanken, daß dieser Not gesteuert werden muß, in alle Schichten der Bevölkerung hineinzutragen. Ich spreche gern im Namen des Reiches der Reichsgemeinschaft von Hauptverbänden der freien Wohlfahrtspflege und den sich in ihr betätigenden Organisationen und Personen herzlichen Dank aus, daß sie sich dieser mühevollen, aber schönen Aufgabe unterzogen haben, und ich wünsche ihrer Arbeit reichen Erfolg. An Sie alle aber, die ich hier begrüßen kann, darf ich die Bitte richten, die Volkssammlung für das notleidende Alter mit allen Ihren Kräften zu fördern. Helfen Sie selbst und werben Sie in Ihren Kreisen für den Gedanken, daß es eine Ehrenpflicht des deutschen Volkes ist, auch diejenigen nicht zu vergessen, die nach einem arbeitsreichen Leben den schwerer gewordenen Kampf ums Dasein aus eigenen Kräften nicht führen können.


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