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Ein Zwischenspiel

Vor der Reichskanzlei erschienen am 6.12.1918 bewaffnete Soldaten und Matrosen, deren Führer, Spiro, »gestützt auf die bewaffnete Macht, und im Bewußtsein, für die ganze Nation zu sprechen«, den Volksbeauftragten Ebert »zum Präsidenten Deutschlands« ausrief. Der neue »Präsident« antwortete auf diese Huldigung:

Wir stehen vor ungeheuren Schwierigkeiten, die der Krieg und die Waffenstillstandsbedingungen unserem Volke auferlegt haben. Unsere Volkswirtschaft ist der Grundstock unseres Lebens. Noch schwerer wird unser Wirtschaftsleben bedroht, wenn eigenmächtige Maßnahmen in den Betrieben zum schließlichen Schaden der Arbeiterklasse getroffen werden. Wir wollen unser soziales Programm nicht mit einzelnen Experimenten, sondern im Rahmen der Reichsgesetzgebung durchführen.

Ein einheitlicher Wille muß die Geschicke des ganzen Reiches leiten. Die Führung der Geschäfte muß fest in den Händen der Reichsleitung liegen. Wir haben uns stets bemüht, mit den A.- und S.-Räten gemeinsam zu arbeiten, in deren Hand die Macht liegt. Auch mit dem Vollzugsausschuß von Berlin haben wir uns verständigt. Wenn wirklich Differenzen beständen, dürfte unter keinen Umständen von außen eingegriffen werden. Das müßt Ihr uns überlassen! Wenn Ihr jetzt stürmisch die Einberufung der Nationalversammlung begehrt, so vergeßt nicht, daß Eure Kameraden erst auf dem Rückmarsch sind und daß sie, die mit Euch alle Kriegsnöte geteilt haben, auch wählen wollen. Geduldet Euch bis zur Tagung aller deutschen A.- und S.-Räte am 16. Dezember, die sich über den technisch frühesten Termin der Nationalversammlung schlüssig werden sollen. Heute fordere ich Euch auf, volle Disziplin zu wahren und eine geschlossene Truppe unter einheitlicher Führung zu bilden, die der Grundstock der Macht ist, auf die sich Deutschlands Zukunft und Glück aus dem Abgrund eines jähen Falls neu aufbauen soll. Ihr sollt die Stütze eines neuen freien Deutschlands werden, dessen Bestand von keiner Seite gefährdet werden darf. Die junge soziale Republik Deutschland lebe hoch!«

Die Demonstranten gaben sich damit nicht zufrieden. Spiro stellte »die klare Frage«: »Herr Ebert ist jetzt zum Präsidenten der Deutschen Republik ausgerufen worden. – Folgt er diesem Rufe oder nicht? – Ja oder nein?« Die Antwort lautete ruhig und bestimmt:

»Kameraden und Genossen! Den Ruf, der an mich ergangen ist, kann und will ich nicht annehmen, ohne vorher mit meinen Freunden in der Regierung gesprochen zu haben. Das ist eine hochwichtige Angelegenheit, deren Entscheidung allein in den Händen des Rates der Volksbeauftragten liegt.«


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