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Ostpreußen und das Reich

Zwei Ansprachen in Königsberg. 25.-26.9.1920

I.

Unsere Reise nach Ostpreußen war uns Pflicht. Es ist unsere Aufgabe, durch eigene Inaugenscheinnahme und durch persönliche Beziehungen mit verantwortlichen Männern in den verschiedensten Gauen des Reiches uns zu überzeugen von dem, was geschehen muß, um ein geschlossenes und einheitliches Handeln in unserem Vaterlande zu erwecken. Der Besuch Ostpreußens war uns eine besondere Pflicht nach dem herrlichen Bekenntnis, das Ostpreußen bei der Abstimmung für das Deutschtum abgelegt hat. Es ist mir eine große Freude, gerade in diesem Kreise Gelegenheit zu haben, dafür Anerkennung und Dank des Reiches zum Ausdruck zu bringen. Fast unfaßbar ist der Gedanke, daß eine so kerndeutsche Provinz, eine so tatkräftige Bevölkerung künstlich und gewaltsam vom Reiche abgeschnürt worden ist. Wir wissen, welche wirtschaftlichen Konsequenzen diese Abschnürung für Ihre Heimatprovinz hat. Sie dürfen versichert sein, daß die Reichs- wie die Preußische Staatsregierung alles tun und einsetzen, um Ihnen bei Ihrer schweren Arbeit, Ihren schweren Kämpfen in Ostpreußen Erleichterungen zu verschaffen und die wirtschaftliche Entwicklung und die Verkehrsverhältnisse möglichst zu fördern und zu sichern. Wie wir auch politisch stehen, das eine sollten wir Deutsche in dieser furchtbaren, entsetzlichen Not erkennen, daß es aus dieser Lage keinen anderen Ausweg gibt, als das einmütige Zusammenfassen aller Kräfte, die es ernst meinen mit unserem Vaterlande und unserer Zukunft. Wenn wir auf wirtschaftlichem und politischem Gebiete in großen Lebensfragen unseres Volkes uns zu einer Front zusammenschließen, dann brauchen wir nicht zu verzagen, dann werden wir durch Tüchtigkeit und Fleiß auch über dieses Unglück hinwegkommen und unseren Kindern eine glücklichere Zukunft sichern.

II.

Gern sind wir der Einladung gefolgt, an der Eröffnung der Ersten Deutschen Ostmesse teilzunehmen, die Zeugnis ablegen soll davon, daß auch in diesem Teile unseres Vaterlandes Fleiß, Tüchtigkeit und Unternehmungsgeist nicht nur entschlossen sind, das Ererbte und Erworbene zu halten, sondern auch voll Vertrauen auf die eigene Kraft und auf eine bessere Zukunft neue Wege zu suchen. Die Ausstellung soll auch Rechenschaft geben darüber, was deutsche Kultur in diesem kerndeutschen Lande geleistet hat, und uns, die wir aus anderen Teilen des Reiches hierher gekommen sind, führt sie eindringlich vor Augen, was wir an Ostpreußen besitzen. Vor allem aber soll die Messe, nachdem der Krieg beendigt und Handel und Wandel wieder ihre alten Wege suchen, das Zentrum des deutschen Handels nach dem Osten sein. Mir war es verschiedentlich vergönnt, Messen zu besuchen, und da war es mir immer eine besondere Freude, festzustellen, wie sich die Kräfte des Wiederaufbaues in zähem Kampf mit fast unüberwindlich scheinenden Hemmnissen gerade in unserem wirtschaftlichen Leben durchzusetzen beginnen. Ja, es ist ein Trost in diesen trüben Zeiten, zu sehen, daß Kräfte des Geistes und der Hände einmütig sich betätigen und all den vielen Schwierigkeiten trotzen. Immer wieder muß gesagt werden, daß nur die Zusammenfassung aller schaffenden Faktoren und Einmütigkeit aller Glieder unseres Volksganzen uns aus unserer großen Not herausführen können. Viel ist noch auf diesem Wege zu tun, Königsberg zeigt uns von neuem, wie auf diesem Wege vorangegangen werden muß. Deshalb ist es mir angenehme Pflicht, all den Stellen und den Männern, die zum Gelingen dieser Messe sich zusammengetan haben, im Namen des Vaterlandes volle Anerkennung auszusprechen, herzlichen Dank zu sagen und ihnen ein kräftiges »Glückauf« zuzurufen.

Wir sind noch aus einem anderen Grunde gern der Einladung nach Königsberg gefolgt. Durch grausames Geschick ist dieses urdeutsche Land, das dem größten der deutschen Länder den Namen gegeben hat, räumlich von den anderen Gliedern des Reiches getrennt. Diese Trennung mag wohl da und dort ein Gefühl ausgelöst haben, als ob Ostpreußen nur allein auf sich angewiesen sei und die Verbindung mit dem Staatsganzen sich lockere. Dem ist nicht so. Keineswegs! Nichts kann uns scheiden von denen, die unseres Blutes, unserer Kultur und unserer Nation sind, die noch vor kurzem bei der Abstimmung mit ihrem gewaltigen Bekenntnis gezeigt haben, daß sie Deutsche sind und Deutsche bleiben wollen. Die Treue zum Reich, die Ostpreußen so kraftvoll bekundet hat, wird vom Reich mit Treue vergolten. Das Reich wird stets hinter Ostpreußen stehen. Wir würdigen die vielerlei besonderen Schwierigkeiten des Landes. Ihrer Herr zu werden, ist Gegenstand ernstester Beratung der Reichsregierung und der Preußischen Regierung in engster Fühlung mit den Behörden und Vertretern dieses Landes. Ostpreußens Bestehen als lebenskräftiges Glied des Deutschen Reiches ist bedingt durch gesunde wirtschaftliche Entwicklung. Sie zu fördern und zu sichern, ist für Reich und Staat heute eine der wichtigsten Aufgaben. Daß wir für Erfüllung dieser Aufgabe unser Bestes einsetzen, dessen seien Sie versichert. So wollen wir hier einander das Gelöbnis der Treue erneuern, fest zueinander zu halten in bösen und guten Tagen. Ostpreußen und das deutsche Vaterland sind eins und werden eins bleiben.


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