Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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XXII

An diesem Tage wurde auf der Flotte ein Fest gefeiert. Trotz dem scharfen Dezemberwinde, trotz dem Regen, trotz dem Schnee waren alle Geusen der Flotte auf dem Deck der Schiffe. Die silbernen Halbmonde blinkten fahl auf den seeländischen Hüten.

Und Uilenspiegel sang:

Befreit ist Leiden, der Blutherzog ist weg aus den Niederlanden.
        Läutet, Glocken, im Widerhall;
        Glockenspiel, schick in die Luft dein Lied.
        Klingelt, Gläser und Flaschen.

Wie ein Hund heimschleicht, wenn geprügelt er ist,
        Mit dem eingezogenen Schweife,
          Mit blutendem Auge,
        So läuft er davon vor den Hieben.

        Und sein zerfetzter Rachen
          Zittert atemlos.
        Er ist weg, der Blutherzog.
Klingelt, Gläser und Flaschen! Den Geusen Heil!

        Er bisse sich gern ins eigene Fleisch –
        Ein Stockhieb zerbrach ihm die Zähne.
        Gesenkt das aufgedunsne Gesicht,
        Denkt er an die Tage des Mordens, der Lust.
          Er ist weg, der Blutherzog!
          Die Trommel des Ruhmes gerührt!
          Die Trommel des Krieges gerührt!
              Heil den Geusen!

        Er ruft den Teufel: »Für eine Stunde der Macht
        Verkaufe ich dir meine hündische Seel.«
        »Nicht mehr ist mir deine Seele wert
        Als ein Hering,« antwortet der Teufel.
          Die Zähne kommen ihm nimmermehr,
          Die harten Bissen muß er nun meiden.
          Er ist weg, der Blutherzog!
              Heil den Geusen!

Die Straßenhündlein mit krummem Bein, einäugig und krätzig,
        Die verrecken müssen bei schmaler Kost,
        Sie heben die Tatzen allesamt
        Wider den, der tötet aus Liebe zum Mord . . .
              Heil den Geusen!

        »Er hat nicht geliebt, nicht Freund, noch Weib,
        Nicht Frohsinn, die Sonne nicht und nicht seinen Herrn,
        Nichts als den Tod, dem er sich vermählt,
        Der ihm die Tatzen gebrochen hat
        Zum Vorspiel der bräutlichen Nacht:
        Der liebt ja keinen ganzen Mann.
        Die Trommel der Freude gerührt!
              Heil den Geusen!«

        Und die Straßenhündlein, die Pfoten verrenkt,
        Einäugig, krätzig und krumm,
        Sie heben von neuem das Hinterbein
        Mit heißer, salziger Jauche,
        Und mit ihnen Rüden und Bracken,
        Hunde vom Hennegau, von Brabant,
        Von Luxemburg und von Namur.
              Heil den Geusen!

        Und traurig und das Maul voll Schaum,
        Geht verrecken er zu seinem Herrn,
        Der ihn von sich schleudert mit einem Fußtritt,
        Weil er zu wenig gebissen hat.
        In der Hölle vermählt er sich dann dem Tod,
        Und »Mein Herzog« nennt ihn der,
        »Meine Inquisition« ist die Antwort.
              Heil den Geusen!

        Läutet, Glocken, im Widerhall,
        Glockenspiel, schick in die Luft dein Lied,
        Klingelt, Flaschen und Gläser!
              Heil den Geusen!



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