Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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XXIII

Der November war gekommen, der Frostmond, wo sich die Hustriche nach Herzenslust an der Musik des Räusperns erfreuen. Dieser Mond ists auch, wo die Jungen rudelweise auf die Rübenfelder hinausströmen, um dort zu plündern, was sie nur können, zur großen Wut der Bauern, die ihnen umsonst mit Stöcken und Gaffeln nachlaufen.

Eines Abends hörte Uilenspiegel, als er von so einem Raubzuge heimkehrte, in einer Zaunecke ein Wimmern. Sich bückend, sah er auf etlichen Steinen einen Hund liegen. »Ach,« sagte er, »armes Tierchen, was machst du da so spät?«

Als er den Hund liebkoste, spürte er, daß er auf dem Rücken naß war; daraus schloß er, daß man ihn habe ertränken wollen, und nahm ihn in seine Arme, um ihn zu erwärmen. Bei der Heimkehr sagte er: »Ich bringe einen Verwundeten; was ist zu tun?«

»Ihn verbinden,« antwortete Klaas.

Uilenspiegel setzte den Hund auf den Tisch. Klaas, Soetkin und er sahen nun beim Lampenlichte einen kleinen roten Luxemburger, der auf dem Rücken verletzt war. Soetkin wusch die Wunde, bestrich sie mit Balsam und verband sie. Uilenspiegel trug den Hund in sein Bett, obwohl ihn Soetkin in ihrem haben wollte; sie fürchtete nämlich, wie sie sagte, daß Uilenspiegel, der im Schlafe herumzuschlagen pflegte wie der Teufel im Weihkessel, den Mops am Ende verletzen könnte.

Aber Uilenspiegel tat, wie er wollte, und pflegte den Hund so treulich, daß er nach sechs Tagen herumlief wie seinesgleichen mit köterhafter Wichtigkeit. Und der Schoolmeester gab ihm den Namen Titus Bibulus Schnuffius: Titus zur Erinnerung an einen edeln römischen Kaiser, der gern herumirrende Hunde auflas, Bibulus, weil der Hund das Braunbier mit trunkener Inbrunst liebte, und Schnuffius, weil er seine Nase fort und fort schnüffelnd in die Ratten- und Maulwurflöcher steckte.


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