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Seelenfreundschaft und Liebe verschlingen sich in den Briefen, die Schleiermacher mit Henriette Herz, mit Eleonore G. und Henriette von Weißenfels wechselte. Letztere, 21jährig, führte er im Mai 1809 heim.
Landsberg, den 6. September l798.
Mein Gott, wie bin ich überströmt von lauter Herrlichkeit und Freude von Berlin her. Sie im Tiergarten, Schlegel zurück und zum Überfluß sogar in Oranienburg – und unabhängig von allen Nachrichten, Eure lieben schönen Briefe, es ist wahrlich fast zuviel. Sie sind eigentlich sehr kurz in Lanke gewesen und haben doch so viel Entzücken eingesogen und das schlechte Wetter ist nicht einmal ein Leiter gewesen, der Ihnen diese elektrische Fülle wieder abgezogen hätte? führen Sie mich doch ein in die Mysterien Ihrer unbefriedigten Wünsche. Wir müssen wirklich etwas erfinden, damit sich diese Elektrizität nicht häuft und uns irgendwo einschlägt. Ach Liebe, meint Saat steht so schön, meine Wohnungen sind alle so friedlich und heimisch, daß mir wohl vor dem kleinsten Wölkchen bange sein darf, das irgendwo aufsteigt, und gar in Ihnen? Ich will einmal eine kalte und fühllose Seite herauskehren und Ihnen sagen, daß ich gar nicht begreife, daß und wie Ihnen das Land tut, sind wir etwa nicht mit in der großen Tätigkeit? Eigentlich gibt es doch keinen größeren Gegenstand des Wirkens, als das Gemüth, ja überhaupt keinen andern, wirken Sie etwa da nicht? O Sie Fruchtbare, Sie Vielwirkende, eine wahre Ceres sind Sie für die innere Natur und legen einen so großen Akzent in die Tätigkeit der Außenwelt, die so durchaus nur Mittel ist, wo der Mensch in dem allgemeinen Mechanismus sich verliert, von der so wenig bis zum eigentlichen Zweck und Ziel alles Tuns hingedeiht und immer tausendmal soviel unterwegs verloren geht! ...
Den 24ten November 1802
Wie bin ich in diesen Tagen bei Ihnen gewesen, teure leidende Freundin! Sie im Traume zu sehen, so gut wird es mir nicht, aber wachend hat die Phantasie Sie mir vorgemalt mit einer Lebendigkeit, über die ich erschrecken könnte. So sehe ich Sie am Krankenbette Ihrer Mutter, Ihre stillen, stummen Tränen, Ihr aufgelöster Gang, Ihr Blick, in dem Ihre ganze schöne Seele sich malte. – – Ein solcher Tag, wie Sie vorgestern erlebt haben, gehört zu den merkwürdigsten Erfahrungen des irdischen Lebens. So mit Bewußtsein von beiden Teilen – denn auch Ihre Mutter fühlt nun gewiß ihren Zustand – ein Tag, der nicht wiederkommt! – Das ist der wahre Abschied, das wahre Sterben. Wenn nur die heiligen Schmerzen und die mancherlei sich kreuzenden Gefühle Sie haben kommen lassen zum Genuß der ruhigen Wehmut. Haben Sie sich auch freuen können mit Ihrer Mutter und über sie, daß ihr vergönnt ist, in einer so schönen Umgebung die letzten besonnenen Tage des Lebens zu begehen? Haben Sie auch, über die äußeren Verhältnisse hinweg, teilen können ihre heilige stille Freude darüber, was innerlich aus denen geworden ist, denen sie das Leben zu geben so glücklich war? O die unendliche Welt von Gedanken und Empfindungen, die jetzt in Ihnen ist! Erliegen Sie nur nicht darunter. Erleichtern Sie sich dadurch, daß Sie, so viel Sie immer können, davon aussprechen. Gönnen Sie doch denen, welchen Sie verständlich sind, recht viel davon, auch für mich bitte ich es. Zwar haben Sie recht, daß ich wohl alles weiß, aber das lebendige Gefühl von diesem Wissen, wie kann es mir besser werden, als durch Ihr unmittelbares Mitteilen? Und Sie wissen, wie dieses Wissen das beste ist, was ich habe. Sprechen Sie sich recht aus überall, wo Sie gehört werden können. Wenige Menschen haben eine so liebenswürdige Gabe und Art, sich aufzuschließen. Lassen Sie Ihre Freunde den Genuß nicht missen in diesen merkwürdigen Momenten des Lebens.– –
An meinem Geburtstage habe ich recht tief die Liebe aller meiner Freunde gefühlt und mitten unter allen Schmerzen, nicht etwa trotz ihrer, sondern auch durch sie, das seltene Glück meines Lebens. Es hat sich lange im Stillen bereitet; ohne den ruhigen Sinn, abzuwarten und zuzusehen, ohne das richtige Gefühl, das mich von dem minder besseren immer zurückhielt, würde ich es mir längst verscherzt haben – aber angegangen ist es doch erst seit wenigen Jahren; ich umfasse es noch mit allen Reizen der Neuheit, die auch nie vergehen werden, ich sehe mich noch um in allen Teilen desselben, und frage mich, ob auch alles mein ist. Und dann wieder, von dem frischen Lebensgang hinweg, auf den trüben Nebel, der vorüberzieht, in dem sich noch höhere Schönheit und Fruchtbarkeit bereitet, aber der doch auch ganz gefühlt sein will, mit allem Beengenden für die Brust, Umdämmernden für die Sinne! Auch das segne ich, alles gefühlt zu haben – das ist der Reichtum des Lebens – alles, was ein liebendes Herz bewegen kann, gleichviel, wie und was.
Sinnen Sie immer auf ein Geschenk für mich. Sind das nicht die schönsten und die einzig wahren Geschenke, deren man nicht bedarf? – Ein schönes Geschenk haben Sie mir gemacht mit den kurzen Worten, daß Ihre Mutter mir gut ist, es liegt etwas so wohltätig Beruhigendes in dem Gefühl, ich möchte es nicht missen.
Leben Sie wohl, teure Freundin, Gott stärke Sie in allem, was Sie noch zu überstehen haben. Ruhen Sie sich bisweilen wärmend aus in dem schönen Gefühl, wie Sie erkannt und wie Sie geliebt werden.
Sonntag, den 8ten Juli 1804.
Ich darf also selbst an Sie schreiben, es Ihnen von Zeit zu Zeit sagen, wie lieb ich Sie habe, wie ich Sie verehre, wie Ihr Andenken mich begleitet – und Sie wollen es gern, daß ich Ihnen schreibe – wie tröstend und innig erfreuend ist mir diese Zusicherung. Ja, es ist wohl schön, daß Sie hier waren, es ist so herrlich, daß die Freude daran mir ewig bleiben wird. – Wüßten Sie es recht, wie diese auf mich gewirkt und wie sie mich gehoben hat, mein teurer Freund; ich fühle es recht tief, wieviel ich Ihnen verdanke und das wird immer so fortgehen. Ich werde mir gewiß alles treu bewahren und Sie immer besser verstehen und mit heiliger Freude es empfinden, so wie ich Ihnen mehr und mehr verwandt werde. – Das sind zwei große Epochen meines Lebens, als mir die Liebe zuerst aufging und nun Ihre und Jettens Freundschaft, und wieviel liegt noch vor mir, wieviel Großes! Ich will auch recht dankbar sein, recht fromm und gut werden, ich verspreche es Ihnen, mein väterlicher Freund. Sie werden immer mit Nachsicht mir zusehen, wie jetzt, und wie leicht wird mir nicht alles werden – bei dem Leben in Liebe mit meinem Ehrenfried! ...
Ihre Henriette.
Februar 1805.
– Wie mag es sein, daß oft eine Zeit hingeht, in der ich nicht an Sie und Jette denke und nicht so mit Ihnen lebe? Aber dann kommt es so ganz und innig wieder, lebendiges Andenken. – Ich darf auch nicht dafür geweckt werden durch irgendeine Veranlassung; wie höhere Augenblicke, so ungerufen kommt mir oft die lebendige Empfindung für Sie. Sie müssen auch ja nicht glauben, lieber Schleier, daß ich je einen Augenblick könnte mit Kälte an Sie bloß denken. Wenn ich Ihrer denke, so habe ich Sie ganz, als meinen geliebten Vater und treuesten Freund – und das sind mir wohl köstliche Momente –, aber ich lebe nicht so in jeder Stunde mit meinen Freunden fort, wie ich glaube, daß einige mit ihren Geliebten es gerne tun – ich lebe zu viel in der Gegenwart, weil die meine so schön ist. Ich möchte es wohl anders, es läßt sich wohl hier eine herrliche Verbindung finden – ich bin aber ruhig, es wird und muß noch viel besser mit mir werden, ich halte mich sehr an Ihre Worte, mich nur immer hingehen zu lassen – ich will nichts in mir hervordrängen. – Sie werden mich auch nicht in meiner Äußerung mißverstanden haben – was spreche ich noch davon!
Sagard, den 13. März 1807.
Lieber, lieber Schleier! mein geliebter Freund! mein Vater! – o mein Gott, mein Gott! wie soll ich es Dir aussprechen und wie sollst Du es hören! Schleier, ich bin nicht mehr die glückliche Jette, deren heiliges Glück Du im Herzen trugst und woran Du Dich so innig freutest. Mein lieber Schleier, mache Dich gefaßt, das bitterste zu hören – die glückliche Jette ist jetzt eine arme, betrübte, einsam weinende Jette – o mein Schleier, so sei es denn mit einem Male ausgesprochen, das entsetzliche Wort – mein Ehrenfried, mein innig, zärtlich geliebter Ehrenfried ist nicht mehr bei mir – er lebt in einer anderen Welt – o Schleier, kannst Du es fassen? kannst Du begreifen, und nicht die Fassung, mit der ich es getragen habe und tragen werde. – Welche Sehnsucht habe ich, Dir mein ganzes Herz zu zeigen. – Ja Schleier, Du hast wohl Ursache über mich zu weinen, aber Du kannst Dich doch wieder beruhigen – Gott steht mir mächtig bei – ich verzage und verzweifle nicht – ich lebe ganz noch in dem Gefühl seiner und meiner Liebe – ich trage ihn immer im Herzen – ich liebe ihn mit der ganzen Kraft und Sehnsucht, deren meine Seele fähig ist – o Schleier, ich habe mitten in meinem Schmerz doch selige Augenblicke, wenn ich so recht lebendig fühle, wie wir uns liebten und diese Liebe ja ewig ist und sie Gott unmöglich zerstören kann, da ja Gott selbst die Liebe ist. Schleier, ich trage dies Leben, so lange die Natur es will, denn ich habe noch zu wirken für seine und meine Kinder – aber, o Gott, mit welcher Sehnsucht, mit welcher Ahndung einer unaussprechlichen Seligkeit schaue ich hinüber in jene Welt, wo er lebt. Welche Wonne für mich zu sterben – Schleier, werde ich ihn nicht wiederfinden? o mein Gott, ich bitte Dich bei allem, was Dir lieb und heilig ist, wenn Du kannst, so gib mir die Gewißheit, daß ich ihn wiederfinde und wiedererkenne. Sag' mir Deinen innersten Glauben darüber, lieber Schleier, ach, ich bin vernichtet, wenn dieser Glaube sinket. – Dafür lebe ich, dafür trage ich mit Ergebung und Ruhe. – Das ist meine einzige Aussicht, die allein Licht auf mein dunkles Leben wirft – ihn wiederzufinden, wieder für ihn zu leben, ihn wieder zu beglücken. – O Gott, es ist nicht möglich, es kann nicht zerstört sein, es ist nur unterbrochen. Ich kann niemals wieder glücklich sein, ohne ihn – o Schleier, sprich meinem armen Herzen zu. – Sage mir, was Du glaubst. Ach, sollte auch er sich wohl sehnen, sich meiner erinnern können? vielleicht gar unsichtbar mich oft umschweben? – O wie wird das arme Herz von Hoffnung und Ahndung – und Zweifel hin und her gezogen! Doch nein, die Zweifel gehen nicht viel weiter als in Gedanken – das fühle ich als ewigen Trost, der mir nicht schwindet, unsre Liebe war die göttliche, der Tod kann sie nicht vernichten. O mein Schleier, wie sehne ich mich nach Dir. Du wirst mir Trost und Stütze sein, ich fühle ein so inniges Vertrauen zu Dir, ich werde Dir alles sagen, was in dieser traurigen Zeit in mir gewesen ist. O Schleier, wie wirst auch Du trauern um den treuen geliebten Freund – ach, wie war ich so glücklich! mit welcher Freude sahe ich an seiner Seite dem neuen Mutterglücke entgegen – nun werde ich viel Tränen über des Säuglings Wiege weinen. – – Nur acht Tage war mein E. am Nervenfieber krank – ach, ich hoffte immer, ich hielt es für unmöglich, ich habe ihn mit der zärtlichsten Liebe gepflegt – und er war mir immer so mild und freundlich und liebevoll – ach, die letzten Tage war die Krankheit so heftig, daß er kein Bewußtsein mehr hatte – o bittere Erinnerung! und dennoch mit Süßigkeit vermischt! wie brach durch die Phantasien eine Liebe zu mir immer hindurch – mit süßen Namen hat er mich noch genannt, als schon sein Geist gänzlich durch Krankheit umdunkelt ward – das letzte Wort, das er mir gesagt hat, war, als ich ihn fragte, ob er seine Jette nicht mehr kenne, »ja Jette, meine süße Braut«. O Schleier, wie bedeutend und wie wahr! seine Braut, das bin ich – oh, ich will es erweisen, daß ich wert werde, wieder ganz mit ihm verbunden, ganz sein zu sein. – – Weißt Du, wann der Schmerz mich zu bitter ergreift! wenn ich denke, künftig wird nichts mehr gelten von dem Alten – wer seiner am würdigsten ist, wird ihm am nächsten sein – oh, viele sind mehr als ich von denen, die ihn lieben – und wenn ich denke, seine Seele ist aufgelöset, ganz verschmolzen in dem großen All – das Alte wird nicht wieder erkannt – es ist ganz vorbei – o Schleier, dies kann ich nicht aushalten – oh, sprich mir zu. Lieber, Lieber. Lebe wohl, Schleier, ich habe Dir so viel zu sagen und doch vielleicht nun lange nicht wieder. Du wirst doch aus diesem wissen, wie es in mir ist – ich leide viel, aber nie weicht die innere Ruhe und die äußere Fassung ganz. Deine Jette.
Halle, den 18. August 1808.
Am Montag, als es gerade vier Wochen waren, daß wir uns das schöne Wort gegeben hatten, erhielt ich Deinen ersten Brief, meine süße Jette. Gott, wie viel ist mir doch gegeben worden in so kurzer Zeit, wie ist das so lange irrende Leben auf einmal zur Vollendung gekommen. Es ist mir auch nun gar nicht mehr so, daß ich wohl fragen möchte, ob es auch wahr ist! ich bin nun schon ganz darin eingelebt, ich habe und genieße es wirklich täglich und stündlich, mein Denken an Dich und die Kinder ist ganz so, wie das des abwesenden Gatten und Vaters es sein muß. Dir ist wohl auch so, Du denkst mich auf der Reise und daß ich bald wiederkomme und daß wir dann eine andere Wohnung beziehen; anders kann es auch nicht sein; Sehnsucht nach Dir und die schöne ruhige Gewißheit, daß ich Dich habe, sind ganz eins ... Die kindliche Liebe! ja mein süßes Herz, die nehme ich immer an, denn dieses schöne Verhältnis und unsere gemeinsame Liebe zu unsrem teuren E. und allem was sein ist, ist ja der Grund jeder Liebe in uns und unsers ganzen schönen Glückes. Mein gutes Herz, daß Dir die Art recht ist, wie ich mich Dir genähert habe, das freut mich sehr und ich finde es sehr natürlich; aber glaube nur nicht, daß darin ein besonderes Verdienst von meiner Seite ist oder etwas ausgerechnet Absichtliches oder auch nur, daß ich Dir irgend etwas verborgen hätte bis auf den rechten Moment. Nein, liebe Jette, ich habe Dir alles immer offen ausgesprochen, was mir selbst ganz klar war; ... Darum ist mir nun auch klar, daß, was in uns ist, auf eine wahrhaft göttliche Weise geworden ist, aus dem Innersten unsers Wesens heraus, durch seine höchste Natur, anknüpfend an unser gesamtes Sein, nicht von irgend etwas Einzelnem ausgehend, und also auch auf keine Art einseitig und unsicher. Warum wolltest Du Dich also nicht auch rein gehn lassen, wie in allem, was in Dir ist, in aller Freude an dieser neuen Offenbarung Gottes in uns? Du bist ja jugendlich und frisch, warum solltest Du nicht so ins Leben hineingehn? meinst Du nicht, daß ich eben die frische Jugendlichkeit in Dir liebe? daß ich ihrer bedarf? daß sie in dem ganzen Gang unsers Lebens auch mitgewirkt hat in uns beiden? Denke, sie ist unser schöner Besitz, mein so gut als Dein. Sei immer gern die jugendliche Mutter der süßen Kinder; die jugendliche, erfrischende, töchterliche Gattin deines Ernst, Deines Väterchen.
Liebe, süße Jette, laß Dich recht innig umarmen und unter den zärtlichsten Liebkosungen einsegnen dazu, daß sie Dir immer bleibe, diese liebliche Frische des Lebens – des Schmerzes bedarfst Du jetzt nicht mehr, Ehrenfried soll Dir nun nicht mehr fehlen; wie wir unsere Glückes sicher sind, so sind wir auch seiner Freude sicher, und seine Freude muß ja Deinen Schmerz vertreiben. Aber wenn wir je aufhören könnten mit ihm zu leben, ihn in und mit uns leben zu lassen, dann wären wir und könnten auch uns nicht mehr lieben, mit dieser selbigen Liebe. Das kann also nicht geschehen, und so werden auch diese Schwankungen, die jetzt so natürlich sind, Dir immer mehr verschwinden, und das vergangene und Gegenwärtige werden immer mehr eins werden in Dir.
Den 5. März 1809.
Die stille, einsame Abendstunde soll wieder Dir geweiht sein, mein Geliebter – wie reich bin ich gestern geworden – zwei Briefe auf einmal – nun fühle ich auch recht, wie innig ich mich an Dich schmiege, und in den Küssen Dir alles sagen und alles geben möchte, Dir zu erkennen gebe, daß ich Dir den Scherz von neulich verziehen habe und daß ich Dein bin – oh, so ganz, wie sich's nicht aussprechen läßt.
Denke es Dir nur recht, Herzens-Mann, wenn wir erst beieinander sitzen werden, und ich in Dich verloren, mich an Deinem Anschauen weide – und Auge in Auge immer tiefer, bis ich es nicht mehr aushalten kann, sondern in voller Begeisterung Dir um den Hals falle und alle Zärtlichkeit an Dich verschwende, Du Süßer, Einziger! –
Wie soll ich Dir nur danken, mein Herzens-Geliebter, daß Du mir Deine und Eleonorens Briefe zu lesen geben willst. Ich hatte schon recht oft daran gedacht, Dich aber nicht darum fragen wollen, ob Du Deine an Eleonore habest. Ob ich wohl wünschte, auch so dargestellt zu werden? wenn ich wirklich etwas Eigenes hätte, weshalb ich Interesse erregen könnte, wie würde ich es dann nicht recht schön finden. Das mußt Du nun besser wissen als ich – was ich darüber glaube, weißt Du längst. ... Ach, daß unser Wiedersehen, unsre schöne Feier in die Zeit der Blüten fällt, ist unvergleichlich. Ja recht in vollen Zügen wollen wir die liebliche Schönheit der Natur genießen. Solche Liebe im Herzen, wie wird sie sich da doppelt fühlen lassen! –