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Unzelmann an Mlle Friderike Flittner nachmals Mdme Unzelmann (1785)

Friederike Flittner heiratete 1785 den berühmten Unzelmann, später verehelichte sie sich mit Bethmann. Original in der Leipziger Universitätsbibliothek.

Bestes Mädchen!

Der Zustand meines Herzens ist traurig; ich weis meinem Zustand nicht anders Luft zu machen, als an Sie zu schreiben, und vielleicht zum letzten mahle – Ich bitte Sie also entscheiden Sie. Ich träume, wimmere und seufze, und warum? vielleicht um ein Mädchen, das mich nicht liebt – Gleichgültig bin ich Ihnen nicht, das haben Sie mir sehr oft schon gesagt, und zu weilen gefällt Ihnen auch meine Unterhaltung, aber – das ist auch vielleicht alles! O könnte ich doch alles was ich für Sie empfinde mit flammenden Zügen in ihre Seele graben! – wär es mir doch möglich Ihnen das Glück unserer künftigen Tage zu schildern – meine Gefälligkeit, meine Sorgsamkeit, Theilnahme – Zuvorkommen – mine zärtliche Bemühung, trübe Augenblicke zu erheitern – das alles würde mein größtes Vergnügen seyn: – Scherz und Freude um Sie her zu verbreiten – meine Dankbarkeit – genug davon! – Wenn ich mich aber ihres Herzens nicht bemeistern kann; wenn Sie mich nicht wahrhaft lieben; wenn Sie mich nicht heirathen wollen – so kündigen Sie mir ohne Schonung, ohne Mitleid an, daß Sie nicht die mindeste Freundschaft für mich haben – verbieten, und ersticken Sie alle Hoffnung in meinem Herzen – Mir Freundschaft anzubieten, hieß, im Grunde meine Liebe vermehren; hieß, die Kette, mit der ich gebunden, noch vester zu ziehen, hieß – mit einem Worte – Coquetterie. Von der Gabe zu gefallen, einen so treulosen Gebrauch zu machen, ist Ihrer unwürdig. Und – nun verlaß ich mich auf die Güte ihres Herzens – überlegen Sies wohl, was ich Ihnen gesagt; verhüten Sie, daß ich nicht noch mehr der Spott meiner Feinde werde; und betrüben Sie nicht länger Ihren

Ph. Unzelmann.

P. S.

Ich glaube, ihr Vater haßt mich – Ich muß's ihm sagen – Sind Sie es zufrieden! Ja! oder Nein! Zeigen Sie ihm auch diesen Brief, damit ich aus dem Verdacht eines Verführers der Unschuld komme – wenn Sie sich weigern, so will ich die Copie selbst ihrem Vater zeigen. Entscheiden Sie!!!


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