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Was die Neuberin schon als 15jähriges Mädchen für ein tapferes Herz hatte, vergegenwärtigt der verzweiflungsvolle Brief an den Jenaischen Studiosus Zorn, ein mauvaiz sujet, dessen Spur völlig erloschen ist. S. Reden-Esbeck, Caroline Neuber, Leipzig 1881.
Ende Mai 1712
Mein allerliebster Engel.
Wie hat mein Hertze mich in solche angst setzen können und mir Deine angenehme gegenwart berauben und das lange außen bleiben meines allerliebsten Hertzens veruhrsachet kan mein Engel leicht erachten ich bitte Dich um gottes willen Kom auf den Dinstag es gehet was vor das, wen Du einen Tag trieber außen bist so mus ich fort bey Beydlers wollen sie mich nicht länger aufhalten weil sie Deine Mutter auf den rathhaus ver Klagt hat ich bitte Dich nochmahls um gottes willen verlasse mich nicht, wen du deine Treue nicht hälst und mich verletzt so wirstu mich um mein Leben bringen, so solst schult an meinem Todt und unglück sein, welches aber nicht hoffe, lasse Dich zu Keines anderen bereden und bedenke Deiner seelen Zeitliche und Ewige wohlfahrt wohl wie Du mir geschrieben und wie Du mir Deine treue mit verlust Deiner seeligkeit versprochen drum so denke wohl was Du thuest und verschertze nicht liderlicherweise Deine seeligkeit ich bitte dich um gottes willen Kom und bitte Deine schwester das sie doch so gut sein wolle und vor mich sorgen bleibe ja nicht außen sonst sihestu mich nicht wieder es machet das alles Deine mutter ich bitte Dich nochmahls um gottes barmhertzigkeit willen ich kann Dich nicht höher bitten lasse mich verlassene Seele nicht in angst und jammer vergehen, wen Du mich wolt verlassen würtest so würte ich als ein schaff welches von herte und hirten verlassen in der irre gehen und mit schmertzen mein jammervolles Ende erwarten, welches Deiner getreuen Zusage, die Du mir noch mahls in Deinen Briff versprochen nicht zu trauen will ich nicht mehr als das denke Deiner verwilligung nach was dieselbe nach sich zihet wen Du Dein versprechen nicht halten wirst in dessen beffehl ich Dich meinem verhoffentlich getreuen schatz in den schutz des allerhöchsten und verbleibe in gleigen Dein bis in todt getreues hertze
Friederica Carolina Weißenbornin
Diser briff zu Kome Herrn Hr. Gottfried Zorn meinem in sonders vil geliebt Herren und guten Freund zu selbst Euchenen geliebden Händen zu Zwönitz.