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Vernichtung und Auferstehung

Romain Rolland ist nun im vierzigsten Jahre, und sein Leben ist ein Trümmerfeld. Die Banner seines Glaubens, die Manifeste an das französische Volk und die Menschheit sind zerfetzt von den Stürmen der Wirklichkeit, die Stücke für das Theater begraben an einem einzigen Abend. Die Bildnisse der Heroen, die erzen ragen sollten in unendlicher Reihe von einem bis zum andern Ende der Zeit, stehen verlassen, drei als einsame Torsi, die andern in Skizzen zersplittert und vorzeitig zerstört.

Aber noch brennt die heilige Glut in seinem Herzen. Mit heldenhaftem Entschluß wirft er die geschaffenen Gestalten wieder in die feurige Esse der Brust zurück, löst das Gestaltete auf zu neuen Formen. Gerechtigkeit hat ihm verwehrt, im Bestehenden den großen Trostbringer seiner Zeit aufzuzeigen, so beschließt er aus schöpferischer Machtvollkommenheit des Geistes, selbst einen Genius des Geistes zu schaffen, der alles vereint, was alle Großen aller Zeiten gelitten, einen Helden, der nicht einer Nation gehört, sondern allen Völkern. Und statt der historischen Wahrheit sucht er nun höheren Einklang von Wahrheit und Dichtung in neuer Gestaltung: er schafft den Mythos eines Menschen, er dichtet mitten in unsere Zeit die Legende eines Genies.

Und wunderbar: alles Verlorene ist mit einem Male wieder wach. Die versunkenen Träume der Schulzeit, der Künstlertraum des Knaben von einem großen Künstler, der sich gegen die Welt wirft, die Vision am Janiculus vom reinen Toren in unserer Zeit, sie rauschen auf aus seinem Herzen. Die begrabenen Gestalten seiner Dramen, Aërt, die Girondisten, erstehen in neuer Verwandlung, die Standbilder Beethovens, Michelangelos, Tolstois treten aus historischer Starre in unseren Tag. Die Enttäuschungen sind Erfahrungen geworden, die Prüfungen Erhebungen: und aus dem scheinbaren Ende wird der wahre Beginn, das Werk seiner Werke, der »Johann Christof«.


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