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Fünftes Kapitel.

Mühlhausen und Heinrich Pfeiffer.

Mühlhausen in Thüringen war eine feste Stadt, von mehr als 10,000 Bürgern bewohnt, und zu ihrem Gebiete gehörten zwanzig Flecken und Dörfer. Im Jahre 1523, in welchem »Wunderzeichen am Himmel gesehen wurden, und im Spätherbst die Rosen und die Bäume zum zweitenmal blühten,« begannen in dieser Reichsstadt Volksbewegungen.

Die Geschichte der Bewegungen in dieser Stadt, wie sie mehr als drei Jahrhunderte lang überall erzählt worden ist, gibt einen unwidersprechlichen Beweis, wie sehr die Geschichte des deutschen Volkes überhaupt gefälscht worden ist, absichtlich, und dann von 190solchen, welche gedankenlos nachschrieben, aus Irrthum. Wie es zu Mühlhausen in der Zeit, da diese Stadt bedeutungsvoll in die deutsche Geschichte hineintrat, ja weltgeschichtlich wurde, in dem Jahre der Geburtswehen der Reformation, absichtlich geschehen ist, so ist anzunehmen, daß es auch anderswo absichtlich geschah: man fälschte, man log, man wollte alle Spuren des wahren Sachverhaltes vertilgen, durch Beseitigung der Aktenstücke und Nachrichten, die man nicht fälschen konnte. Für die Geschichte Mühlhausens hat dieses Lügenspiel der siegenden Partei ein wahrhaftiger Mann, von scharfem Forschergeiste, in allerneuester Zeit aufgedeckt. Dieser Ehrenmann ist der nun verewigte Stadtrath und Archivar F. Stephan. Die überaus wichtigen Forschungen desselben in dem Stadtarchiv zu Mühlhausen über den Bauernkrieg wurden mir von seinem Neffen, Pastor Stephan in Mühlhausen, in eigenhändiger Abschrift mitgetheilt: ein schönes, aufopferndes Entgegenkommen, wie es der Gelehrte in Deutschland selten findet.

Ein hochbegabter Mühlhauser Bürger, Heinrich Pfeiffer, auch Schwertfeger genannt, war Mönch in dem eine Meile von Mühlhausen gelegenen Kloster Reiffenstein, und trat nach Luthers Beispiel aus. Er predigte zuerst im Eichsfeld die neue Lehre. Da dieses Gebiet unter der Landeshoheit eines geistlichen Fürsten, des Kurfürsten von Mainz, stand, so stieß sein Unternehmen auf Hindernisse und Verfolgungen. Ein starrer, durchgreifender Charakter, wich Pfeiffer nur, um sich in seine Vaterstadt zurückzuziehen, und von da aus umfassender gegen das Alte zu wirken.

Er that sich im bürgerlichen Kleide zu Mühlhausen als Volksprediger auf. Gleich sein erstes Auftreten war gewählt, Aufsehen zu machen. Es war am Sonntag Septuagesimä. Nach der Sitte rief der Ausrufer von einem hohen Steine, nahe bei der Oberpfarre, Bier und Wein aus; und kaum war er hinweg, so trat Pfeiffer auf denselben Stein, rief: »Hört mich, ihr Bürger, ich will euch ein ander Getränk verkünden,« fing an über das Sonntagsevangelium zu predigen, schalt die Klerisei, Mönche und Nonnen. Da lauschten die Zuhörer, die da waren; da lief das Volk aus allen Gassen her, als er, wie er am Schlusse versprochen, auf demselben Steine des andern Tags wieder predigte. Der Rath der Stadt ward sorglich wegen der öffentlichen Ruhe, und ließ ihn auf das Rathhaus fordern. 191Pfeiffer antwortete, zu predigen sei er da; habe er erst seine Predigt gehalten, so wolle er aufs Rathhaus gehen. Und er ging nach der Predigt hinauf, aber, umgeben von einer solchen Menge seiner Anhänger, daß die Rathsherren nicht wagten, etwas ihm Unangenehmes zu beschließen. Pfeiffer fuhr in den nächsten Wochen fort, täglich zu predigen, und zwar in der Marienkirche. Wie er seine Predigt steigerte, steigerte sich die Schwärmerei des Volks für ihn. Die Rathsherren ließen ihn abermals vor sich fordern. Er, kühner, seit er am ganzen Volk einen Rückhalt hatte, verlangte sicheres Geleit vom Rath, und als dieser es ihm verweigerte, trat er wieder auf seine steinerne Kanzel und rief: »Wer bei diesem Evangelium bleiben will, der hebe seine Finger auf!« Da sah man Hand an Hand; Mann und Weib, Jung und Alt streckten die Finger empor, zu zeigen, daß sie Treue schwören seinem Evangelium. Sie schwuren's mit Hand und Mund, und er schaute herab auf den feierlichen Eidschwur der Tausende, und ermahnte sie, auseinander zu gehen, Waffen anzulegen, und, zum Streit gerüstet, sich auf dem Marienkirchhof zu versammeln. Alles wetteiferte, nach seinem Worte zu thun, und als sie gerüstet wieder beisammen waren, ordneten sie Acht aus ihrer Mitte an den Rath ab, um für ihren Prediger ein sicheres Geleit zu erhalten. Der Rath war in größeren Nöthen als zuvor.

Während ein großer Theil der Bürgerschaft Mühlhausens das geöffnete Evangelium mit Jubel begrüßte, hing die Aristokratie der Stadt fest am Alten. Durch die kirchliche Neuerung war ihr Interesse gefährdet. Wie in so manchen Städten, war auch in Mühlhausen ein drückendes Aristokratenregiment: in dieser freien Reichsstadt gab es nicht mehr als sechsundneunzig Männer, die in Wahrheit freie Bürger waren. Das waren die Herren des Rathes, der sich selbst ergänzte, und nur aus Patriziern. Die andern Reichsbürger der Stadt waren gesetzlich zu blindem Gehorsam angehalten, und der Rath konnte ungerecht, hart und grausam gegen Bürger verfahren, ohne daß diese ein Schutzmittel dagegen hatten; Recht gegen den Rath und seine Privilegien zu finden, war nicht möglich.

Bedurfte so sehr, als für die Kirche, ganz Deutschland für die weltliche Verfassung eine Reformation, so bedurfte sie für Beides die Stadt Mühlhausen vor andern Städten. Aber eben weil es mit 192den politischen und kirchlichen Verhältnissen der Stadt so stand, lag es im Interesse der Rathsgeschlechter, der kirchlichen Neuerung sich zu widersetzen, damit diese nicht eine Veränderung im Weltlichen nach sich zöge.

Nachdem Pfeiffers Anhang sich so drohend dem Rathe gegenübergestellt hatte, gelang es dem Letztern, der für den Augenblick nachgab, gleich darauf die Oberhand in der innern Stadt zu erlangen. Pfeiffer wurde durch den Anhang des Rathes aus der Marienkirche verdrängt; er mußte sich in die Vorstadt St. Nicolai zurückziehen.

Männer wie Pfeiffer werden durch Entgegentreten nicht abgeschreckt, sondern zum Weitervorgehen gereizt. Ueberall in Deutschland war es der Widerstand der am Alten Hängenden, der die Revolution beschleunigte; die Verweigerung der ersten gemäßigten Forderungen drängte die, welche sie machten, vorwärts zu Steigerungen, deren sich die Volksführer schon als Gegenwehr bedienen mußten.

Pfeiffer, dem man die religiöse Rede in der Marienkirche verbot und abschnitt, warf sich auf die politische Rede: er machte jetzt die bürgerlichen Zustände des Volkes, dem Rathe gegenüber, zum Gegenstande seiner Vorträge, und öffnete darüber den Bürgern die Augen. Verfassungsreform war es jetzt, was er in den Vordergrund stellte.

Mit ihm in gleichem Sinne wirkten noch andere vormalige Mönche zusammen, Johann Rothmeler, der mit Luther in Verbindung gestandene Johann Köler, und Meister Hildebrand. Dieser kam am Sonntage Miserikordiä in die Stadt. Es war gerade Ablaß in der St. Johanneskirche. Er begehrte darin zu predigen. Der Rath verweigerte ihm die Kanzel. Er ging hinweg, einen Strom Volkes hinter sich, hinaus in die Vorstadt, auf den Plobach, stieg hinauf in Kaspar Färbers Haus, und predigte oben zum Giebel heraus.

Pfeiffer dachte nicht daran, dem großen Haufen die Herrschaft in die Hand zu spielen, sondern nur an eine Reform des Rathes. Auf seinen Antrag wurde die Gemeine in der Berathung durch einen Ausschuß vertreten, in der Vollziehung der Beschlüsse durch acht Viertelsmeister, die Achtmannen. Weder die Vorstädter noch die Bauern zog Pfeiffer für jetzt in seine Reformen; sondern nur die eigentliche Bürgerschaft in der innern Stadt. Er wollte nur die Befähigten zur Theilnahme am Stadtregiment zulassen. Aber nur mit 193Hilfe der Vorstädter und der Masse der innern Stadt erzwang er seinen Rezeß von dem Rathe, der den Forderungen Pfeiffers und seiner Vertrauten genügte. Gemäß diesem Vertrage blieb der Rath im Amte, nur drückende Mißbräuche wurden abgeschafft, Fortschritte in der Gemeindeentwicklung angebahnt, die Bürgerschaft aus dieser ihrer Knechtschaft ausgelöst, und ihr eine gesetzliche Mitwirkung bei allen wichtigen Angelegenheiten der Stadt dadurch gegeben, daß sie von nun an durch die Viertelsmeister im Rathe der Stadt vertreten wurde, die das Recht des Veto hatten. Für sich selbst bedingte Pfeiffer sich nichts aus: nur unverwehrt sollte künftig sein, das Evangelium zu predigen, und die Hauptkirchen sollten statt abgelebter Deutschordenspfarrer mit tüchtigen Predigern besetzt werden.

»Dieser Vertrag, sagt F. Stephan, ist ein Ehrendenkmal auf Pfeiffers geschändetes Grab.« –

Aber die Partei des Rathes, der Stadtadel, hatte sein Vorrecht aufzugeben nie im Ernste gedacht, sondern dem Drang des Augenblicks nachgegeben, um es wieder bei der ersten Gelegenheit ganz an sich zu nehmen. Unter dem ersten Sturme, da ein dauernder Sieg der Volkssache die Wahrscheinlichkeit für sich zu haben schien, schwankten selbst alte Rathsherren, ob sie nicht offen für die siegende Sache, die als Wahrheit und Menschenrecht auftrat, Partei ergreifen sollten, um sich oben, und die Leitung auch der neuen Bewegung in der Hand zu halten. Der vorzüglichste darunter war Doktor Johann von Ottern, der in der einflußreichsten Stelle des Stadtsyndikus saß, ein gelehrter und weltkluger aber treuloser Mann. Die gleiche Politik befolgte neben ihm der Stadthauptmann, Eberhard von Bodungen.

Daß der Rath dem Volksandrange lieber nachgab, und die benachbarten Fürsten, mit denen er zu gegenseitigem Schutze verbündet war, und deren Hülfe er früher oft gebraucht hatte, in seiner jetzigen Bedrängniß nicht zu seinem Beistande herbeirief, davon lag der Grund in der jetzigen politischen Stellung der Fürsten und der Städte.

Wie die Fürsten der republikanischen Schweiz feind waren, so sahen sie neuerdings immer mehr auch das republikanische Element der deutschen Städte, so mitten drin unter den Fürstenherrschaften, als etwas für das Fürstenthum Bedrohliches an, die fortschreitende städtische Entwicklung jedenfalls als ein Hinderniß der Entwicklung der 194Fürstenmacht. Und allerdings war gegen die Vielherrschaft der Fürsten auch das republikanische Princip der Städte gerichtet: wie der Adel des Reiches, so wollten oder wünschten auch die Städte den Sturz der fürstlichen Landeshoheiten, und keinen Fürsten im Reich, als den Kaiser. Die Landesfürsten strebten zudem schon wegen der Reichthumsquellen der Städte darnach, sie unter ihren Einfluß zu bringen und bei Gelegenheit sie aus Reichsstädten zu ihren Landstädten zu machen. Gerade damals hatten die Zeitverhältnisse sich so gewendet, daß darunter die Macht der Städte sich beugte, die Fürstenmacht sich emporhob.

Selbst der Beste der Fürsten jener Zeit, Friedrich der Weise von Sachsen, hatte seine Hand mehrmals begehrlich nach der Reichsstadt Mühlhausen und ihren Rechten ausgestreckt. Zudem glaubte der Mühlhäuser Rath gegründeten Verdacht zu haben, daß dessen Bruder Herzog Johann zu Weimar dem Aufstande der Mühlhäuser Bürgerschaft gegen den Rath förderlich gewesen, um den Zwiespalt zwischen den Geschlechtern und den gemeinen Bürgern für die Zwecke der sächsischen Fürsten auszubeuten. Entdeckungen des Archivar F. Stephan im Mühlhäuser Archiv. Wegen der Gefährlichkeit eines solchen Hülfseinschreitens rief der Rath weder den Kurfürsten, noch den Herzog, trotz des alten Schutzbündnisses herbei.

Nicht lange, so ermannte sich der Stadtadel in Mühlhausen, und Pfeiffer wurde zum erstenmal vertrieben.

Herzog Johann von Sachsen verwandte sich beim Rathe für Pfeiffers Rückkehr in die Stadt. Der ging nicht darauf ein. Dennoch, zu Ende des Jahres 1523, war Pfeiffer wieder in Mühlhausen. Der Kampf der Parteien dauerte mit zunehmender Heftigkeit fort. Die alten Ordenspfarrer wurden vertrieben, und ein junger, vom Orden geschickter, Johann Laue, der von Weimar kam, war selbst ein erhitzter Neuerer. »Er trat das Heilige zugleich mit den Mißbräuchen unter die Füße; leichtsinnig, wenn es nicht mit vorgeschriebener Absicht, das Volk zu erregen, geschah.« Worte Fr. Stephans. Die Unruhen, die er erregte, richteten sich nicht auf das Weltliche, sondern auf jene unersetzlichen Denkmale der Kunst, mit welchen die Kirchen geschmückt waren. Wie in Wittenberg und anderswo, begann auch hier der barbarische Bildersturm.

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Alle jene Symbole des alten Glaubens in Stein und Farben, in welchen fromme Maler und Bildhauer des christlichen Mittelalters den Geheimnissen und tiefen Gedanken der Religion einen schönen Ausdruck gegeben hatten, wurden in Mühlhausen vernichtet, ohne Rücksicht, ob es wahre Kunstwerke, Wunder künstlerischer Phantasie und Schöpfungskraft, oder Stümperarbeit waren; vernichtet als »Oelgötzen,« als »abgöttische Klötze,« wie der Wahnsinn des neugläubigen Haufens, vorab der wilden Jugend, unterm Zerschlagen sie ausschrie. Verroht unter dem Alten, erhitzt durch das Neue, wußten sie nicht, daß die Kunst etwas Heiliges, daß es um die Schönheit etwas Großes ist, wie um die Freiheit.

Pfeiffer kämpfte nicht gegen die Bilder in den Kirchen, sondern fortwährend nur gegen die Mißbräuche in der Stadtverfassung. Seinen weltlich-geistlichen Reformplanen widerstrebte der Rath noch immer. An der Spitze des Stadtadels und der Partei des Alten stand Rodemann. Er und mehrere seiner Freunde wurden zur Flucht aus der Stadt veranlaßt. Dennoch vermochte Pfeiffer innerhalb der eigentlichen Bürgerschaft, der innern Stadt, nicht Alles, wie er es wollte, durchzusetzen. Ja er wurde sammt dem gewesenen Mönche Mathäus von Aldisleben am 24. August 1524 durch den Rath aus der Stadt gewiesen, und die Gemeinde gab den Bitten des Rathes nach. »Nicht,« sagte dieser, »daß er dem Worte Gottes entgegen sei, sondern zu verhüten groß Unglück und Gefahr.« Jetzt zog er die Vorstädte ins Interesse, die bisher hintangesetzt und ungleich mehr als die Stadt belastet waren. Sie sollten und wollten nicht länger rechtlos bleiben. Auch an die Bauern des Mühlhäuser Gebietes wendet er sich jetzt. Sie sammeln sich bei der Hausenwarte. Sie sind zu gleicher Zeit von Pfeiffer zum Anschluß an die Bewegung der Vorstädte aufgefordert, und vom Rath aufgeboten gegen den Aufstand der Vorstadt Nicolai, der gegen die innere Stadt andringt. Statt gegen die Vorstädter sich zu wenden, wollen die Bauern der Verbesserung ihres Zustandes theilhaft werden, welche ihnen in Verbindung mit der neuen Lehre verheißen worden war. Sie übergaben dem Rathe zwölf Artikel, die ihnen Pfeiffer verfaßt hatte.

Diese zwölf Artikel haben sich bis jetzt weder in Urschrift noch Abschrift im Mühlhäuser Archive vorgefunden. Ohne Zweifel sind es 196dieselben, unter welchen Thomas Münzer nachher seinen Heerhaufen bei Frankenhausen versammelte.

Diese Artikel der christlichen Versammlung in Frankenhausen verlangten: Alle Aecker, Weinberge und Wiesen, die der Kirche zugehören, alle Klostergüter sollen verkauft und den gesetzlichen Abgaben unterworfen werden. Grafen und Edelleuten solle man nicht mehr verpflichtet sein, irgend welche Dienste zu leisten. Abgaben, Zehenten und Frohndienste, sie mögen kirchlichen oder weltlichen Ursprungs sein, soll Niemand mehr zu leisten verpflichtet sein, mit Ausnahme derer, die vor zweihundert Jahren schon im Gebrauche gewesen. Die Teiche, die Viehweiden, die Jagden sollen Gemeingüter werden, und Jedem vergönnt sein, sie so weit, als ihm nöthig, zu nutzen. Kein Bürger oder Bauer solle mehr wegen eines Vergehens, es liege denn ein Kriminalverbrechen zum Grunde, in Haft gebracht, noch auf irgend eine Art mit Härte behandelt werden können. Die Strafen selbst der Schuldigen sollen nur milde und menschliche Strafen sein. Auch solle Niemand in seinem eigenen Hause verhaftet werden. Der Rath der Stadt solle von der Bürgerschaft erwählt und bestätigt werden, sie solle ihn absetzen können, und Verordnete der Bürgerschaft sollen mit im Rathe sitzen, der Rath und diese zusammen sollen die Regierungsgeschäfte verwalten.

Dieser letzte Artikel weist unzweifelhaft darauf hin, daß das die zwölf Artikel Pfeiffers für seine Mühlhäuser waren. Pfeiffers Artikel sind wohl das Urbild für die berühmten Artikel der Oberschwaben: Pfeiffer selbst mit Münzer brachte sie nach Oberschwaben.

Denn nach kurzem, am 27. August 1524 schon erfochtenen Siege seiner Partei im Innern der Stadt, erhob sich nochmals der Anhang des Raths am 25. September dieses Jahres. Die Ankunft Münzers in Mühlhausen gab, so scheints, den Anlaß zum Umschlag. Münzer hielt sich an die unterste Volksschichte und hatte in der eigentlichen Bürgerschaft wenige Verehrer. Die eigentliche Bürgerschaft, deren Haupt Pfeiffer bisher war, und deren städtische Zwecke und Interessen andere waren als die münzerischen, konnte nicht mit Münzer gehen. So schwächte sich wohl durch Spaltung die Volkspartei; der Stadtadel drang bei der Gemeinde mit Hülfe eines kaiserlichen Mandates durch: Münzer wurde vertrieben, und unmittelbar nach ihm auch Pfeiffer.

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Daß die Vorstadt Nicolai für sie sich erhob, das konnte sie nicht mehr halten. Münzer war nur fünf Wochen in der Stadt gewesen, und mehr nur als ein Werkzeug von Pfeiffer gebraucht werden. Pfeiffer, ein Münzern überlegener Verstand, stärker in der Feder und in praktischen Reformen als in der Volksberedsamkeit, hatte sich des feurigen Redestroms Münzers zur Mehrung seines Anhanges bedient, und zur Durchsetzung seiner Gründe und seiner Zwecke. Die Aufregung aber »allerlei Volks,« der Bauern ihres Gebiets und des bischöflichen Eichsfelds, mochte der Mehrheit der Bürgerschaft Mühlhausens aus Gründen des Besitzes und des Einkommens denn doch bedenklich erscheinen. Hauptquelle: Fr. Stephans Forschungen im Mühlhäuser Archiv; Nebenquellen: Eine Reihe der ältesten thüringischen Chroniken. Müllner's Annalen, Handschrift. Holzhausens Mittheilung aus der Mühlhäuser Chronik in Schmidt's Zeitschrift f. Geschichtsw. IV. 368. Treitschke. Seidemann. Georg Melchior Hoffmanns Rusticus seditiosus pag. 51.

So war Mühlhausen in Thüringen der Schauplatz gewesen, auf welchem das Vorspiel des großen Bauernkriegs anhob; ein Vorspiel, dessen zweiter Auftritt in Forchheim, einer bambergischen Stadt, spielte. Viele Bürger von Pfeiffers und Münzers Anhang verließen mit ihnen die Stadt am 27. September, und Pfeiffer und Münzer gingen zunächst nach Franken.


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