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Ein Deutscher Hildebrand machte dem Kaiser Wilhelm einen schönen Bau, in Anlagen und Gärten gelegen, ganz nahe von uns, zum Geschenk, und der Kaiser widmete diesen als Genesungsheim für Lungenleidende der deutschen Armee. In großem Gegensatz zu den verwahrlosten und unzulänglichen österreichischen Offiziersheimen wurde diese Villa Hildebrand mit allen Mitteln praktischen Denkens, gesunder Vernunft und mit viel Verständnis tadellos ausgestattet zu einem wirklichen Paradies, in dem man Erholung und volle Genesung von beginnenden Leiden finden konnte. Der Monarch selbst interessierte sich andauernd für das sonnenüberflutete Haus an Oliven bestandener Höhe in Arco und schenkte ihm sehr viel. Es wurde auch gesorgt für alle Errungenschaften der modernen Medizin, und eine musterhaft eingehaltene Disziplin eingeführt. Das Ganze nahm die Form eines großzügigen, vornehm militärischen Haushaltes unter ärztlicher Leitung an. Als ein Fehler hat es sich später herausgestellt, daß der Oberarzt auch zugleich der Kommandeur des Hauses wurde. Es fehlte da, um dem starken Standesgefühl des deutschen Offiziers zu genügen, ein in der Charge höherer, dekorativer Stabsoffizier. Das Haus erhielt, was den Österreichern, die von einer ganz minderen Haushälterin tyrannisiert wurden, ganz fehlte, eine Hausfrau, deren Erinnerung unvergessen noch heute, sogar unter den Welschen, weiterlebt. Sie war die Tochter eines preußischen Generals, dem deutschen Adel entsprossen; in ihrem ganzen Auftreten, ihrer sachlichen Vornehmheit, ihrem großen Takt auf kompliziertem Posten der Inbegriff einer gemeinnützig fühlenden, tätigen und dabei warmherzigen deutschen Frau. Sie gab dem Hause sein besonders anmutendes Gepräge, seine gesellige Stellung, und fand den richtigen Ton für alle die Vertreter verschiedener Kreise, die hier für Monate in engem Verkehre zusammen zu sein hatten. Durch sie und den nunmehr starken Zuzug reichsdeutscher Familien nach Arco kam auch viel evangelisch religiöses Leben, das den Archiprete entrüstete, sich aber nur wohltätig auswirkte. Die Wohltätigkeit arbeitete in weit umfangreicherem Stil als die katholische. Das Leben des Ortes und der Umgebung hob sich durch diese Schöpfung des deutschen Kaisers, die in ihrer Durchführung mustergültig genannt werden konnte, bedeutend. Durch das deutsche Heim, wie es genannt wurde, ging ein einheitlich straffer Zug Gesellschaftlich waren die preußischen Offiziere eine Akquisition ersten Ranges, denn sie besaßen nicht die krankhafte Scheu des Österreichers vor Visiten, nahmen gern Einladungen an, liebten Musik und jede Anregung; durch ihre frische, liebenswürdige Art wirkten sie neben den schlecht aufgelegten Weiß-Kreuzlern, denen zumeist alles zu fad und nicht der Mühe wert war, besonders auf die Damen sehr angenehm und hatten einen Erfolg, der aus Gesundheitsrücksichten eingedämmt werden mußte. Es wurde mit allen Mitteln versucht, einen wirklich herzlichen, kameradschaftlichen Verkehr zwischen dem deutschen und dem österreichischen Offiziersheim herzustellen, aber das glückte nicht. Äußerlich wurde die Form gewahrt, immer wieder kamen Anläufe zu Kameradschaft und Brüderlichkeit; innerlich aber fehlte des Zusammengehens tiefster Kern, das gemeinsame Schicksal.
Der Österreicher dieser neuen Graf Beck'schen Armee von Strebern und Friedensoffizieren, von denen viele in Winkeln vergessen grämlich dahinvegetierten, war verbittert; er besaß nichts, worauf er stolz sein konnte. Ihm fehlte in den verrotteten Verhältnissen des Vaterlandes dieser Aufblick, der im Jahre 1866 gestorben war, diese freudige Zukunftshoffnung, die der Soldat durchaus haben muß. Der Österreicher glaubte nicht mehr an Siege, ihm war die Zermürbtheit seines Landes, des Kaiserhauses, der Armee tragisch bewußt. Er nörgelte und zweifelte sich durchs Leben. Auch waren seine Existenzverhältnisse zu gedrückt, das zeigte sich wieder ganz besonders bei diesen Erholungsbedürftigen, die da nach dem Süden geschickt wurden. Er war nicht in der Lage, sich irgend eine Erleichterung zu gewähren in unerquicklichen, von dem persönlichen Egoismus Einzelner beeinflußten, noch erschwerten Verhältnissen.
Dem Österreicher kam nach der vorgeschriebenen Einteilung sein Tag ohne Arzt und Wohnung auf eine Summe, die er nicht besaß, die ihm niemand ergänzte. Der deutsche Offizier fuhr kostenlos, er wurde auf viele Monate beurlaubt, wohnte prächtig, hatte alle Mahlzeiten, Behandlung und Pflege im Hause, geselligen Verkehr und sein Prestige. Das löste Neid aus bei Verkürzten, die ohnehin schon mit scheelem Blick auf das glanzvolle Ansehen dieser Armee eines siegreichen Landes blickten. – Viele von denen, die in Jahren dem Leben Arcos seine Prägung gegeben, die auch bei den Welschen nicht unbeliebt waren, viele, sehr viele dieser deutschen Herren hat der Krieg dann genommen. Ich gedenke ihrer fröhlichen Gestalten, ihres ritterlich warmen Wesens, ihrer herzlichen Anhänglichkeit an unser Haus.