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Wunder des Südens.

Nach den Brennerhöhen dieses urdeutschen Landes mit seinem Tiroler Bauerntum lag Brixen vor uns da, von Sonne durchglutet, die Bischofsstadt. Die ersten Reben dufteten. Dieser nicht zu schildernde Geruch blühender Reben, durch mein ganzes Leben ist er von da ab gegangen bis zum Kriege. Dieser leise Rausch aus fast unsichtbaren Blüten, Millionen Blüten in Vignen. Ich schließe die Augen, ich atme ihn wieder ein. Dieser Vignenduft ist Südtirolerluft. An Bergrücken liegen Burgen und Kirchlein. Prozessionen ziehen singend dahin in schönen Trachten. Es ertönen, durch Jahrhunderte von Generationen gesungen, die alten Kirchenlieder, Begleiter von der Wiege bis zum Grab. Die Bodenständigkeit, diese Seele eines Volkes, ist in ihnen. Klöster erzählen von großen Kämpfen, Denksteine sprechen. In Bauernhöfen liegen uralte Bücher und werden lebendig. Nirgends so stark wie in Tirol. Es ist prachtvolles Land, Deutschtum reinster Art, den Welschen heute verfallen, äußerlich verfallen. Aber heimlich unerschütterlich; Sprache wahrend und Sitte, Gebet und Heimatgeist. Aus deinen Leiden lodert dein tiefstes Volkstum empor als eine Flamme, so mächtig, wie nie zuvor. Du lernst erkennen, wer Du bist, was Du sein mußt. Du wächst und erstarkst – einer Stunde entgegen, da werden viele Feuerzeichen auf den Bergen aufgehen.

Die wilde Eisack – wie der Rhein muß sie heute knirschen, trotziger noch! Ihre Wellen sind Kinder der Bergwelt, zügellos. Sie sieht die Knechtung, die Vergewaltigungen, den Raub überall; sie kann sie nicht verstehen. Drohend flutet sie über die Ufer.

Vor stillen Höfen stehen schweigende Menschen. Gestalten, wie aus der Geschichte ihres Vaterlandes. Geballte Fäuste hängen heute herab, scheinbar leblos. Kinder wollen nicht beten in fremden Lauten. Bei verschlossenen Türen des Nachts werden die Tiroler Lieder gesungen, wird deutsch geredet, geschrieben, gelernt. Da hilft den Henkern alles nichts! Das Land Tirol wird den Deutschen bleiben.

Aus einem weiten Meer von Obstbaumblüten erhebt sich Bozen. So sehe ich diese Stadt immer vor mir. Ihre eigenste Seele kann ihr auch keiner nehmen, ihr unbesiegbar deutsches Mannestum.