Heinrich Pestalozzi
Lienhard und Gertrud
Heinrich Pestalozzi

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144.
Sie werden jetzt bald aufhören, zu ratschlagen wider ihren Herrn und wider ihr Heil.

Die Gemeinde war nun bei der Linde versammelt; aber so lange Bonnal steht, sahen die Bauern nie so wunderlich aus als heute. Viele, die den Kopf sonst immer hoch trugen, und die Beine stellten wie Soldaten, ließen ihn jetzt hängen, und schlichen daher wie alte Weiber. Leute, die sonst einander haßten, standen jetzt zusammen, und flüsterten einander in die Ohren; Leute, denen der Mund vom Morgen bis an den Abend nie zuging, redeten jetzt kein Wort; Leute, die sonst immer die Sonntagskleider anzogen, wenn sie an die Gemeinde gingen, kamen jetzt in Werktagshosen und Fürfellen. Die meisten saßen da, als wenn sie nicht wüßten, was sie miteinander reden wollten; und mancher fragte seinen Nachbar wohl zwei- bis dreimal: Gibt es diesen Abend nicht Regen? Der Hügi und einige Vorgesetzte, die das bemerkten, und glaubten, es sei doch nicht das Spiel, daß alles so traurig tue, fingen an, ihr Maul zu brauchen, wie wenn sie sich nicht fürchteten. Einige redeten lustig vom Junker Heumesser und Herrn Kuhzähler; andere schworen, er richte nichts damit aus. Denn eine Gemeinde, sagten sie, hat einen Arm, wenn sie zusammenhält, und darf sich alle Stunden mit einem solchen Jünkerlein messen, wenn es Ernst gilt.

Der Hartknopf tat am weitesten sein Maul auf, und behauptete, man müsse für den Teufel nicht seine leibliche und geistliche Freiheit sich so leicht rauben lassen; und sagte dann: Wir haben jetzt ja unparteiische Zeugen, daß sein Hühnerträger es selber eingestanden hat, daß er mit dem Teufel in einem Bunde ist; und wer in der Welt sollte uns zwingen können, etwas zu halten, was man uns mit solchen Teufelskünsten zu versprechen überredet hat?

Die Schelmenbande gab ihm lauten Beifall, und behauptete, man müsse das treiben, so weit man könne, und damit anfangen.

Ein einziger junger Renold widersprach, und sagte: Ich für mich glaube, der Junker werde da anfangen, wo er will, und unparteiische Zeugen habet ihr keine, denn wenn eine Gemeinde klagt, so können ihre Bürger nicht unparteiisch zeugen.

Wir müssen erwarten, was kommt, sagte der Rabserbauer; und viele, die es hörten, sagten, das sei das allervernünftigste von allem, was heute geredet wurde.


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