Heinrich Pestalozzi
Lienhard und Gertrud
Heinrich Pestalozzi

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21.
Undank und Neid.

Von Leemann weg geht der Vogt zu Jöggli Lenk. Dieser lag auf der Ofenbank, und rauchte seine Pfeife; die Frau spann, und fünf halbnackte Kinder lagen auf dem Boden. Der Vogt sagt ihm kurz den Bericht. Lenk nimmt die Pfeife aus dem Munde, und antwortet: Das ist wohl viel, daß auch einmal etwas Gutes an mich kommt; sonst war ich, so lang ich lebe, vor allem Guten sicher.

Vogt. Lenk, eben noch viele Leute, denk' ich, mit dir.

Lenk. Ist mein Bruder auch unter den Tagelöhnern?

Vogt. Nein.

Lenk. Wer sind die andern?

Der Vogt nennt sie.

Lenk. Mein Bruder ist doch ein viel besserer Arbeiter, als der Rudi, der Bär und der Marx; vom Kriecher mag ich nicht reden. Es ist, bei Gott, außer mir kein einziger, unter allen zehn, der nur ein halb so guter Arbeiter wäre als er. Vogt, könntest du nicht machen, daß er auch kommen müßte?

Ich weiß nicht, sagte der Vogt, bricht das Gespräch ab, und geht.

Die Frau bei der Kunkel schwieg, so lange der Vogt da war; aber das Gespräch tat ihr im Herzen weh, und sobald der Vogt fort war, sagte sie dem Mann: Du bist undankbar gegen Gott und Menschen. Da dir Gott in der tiefsten Not Hilfe und Rat zeigt, verleumdest du deine Nachbarn, denen Gott eben das Gute tut, das er dir tun will.

Lenk. Ich werde meinen Batzen verdienen müssen, und ihn eben nicht umsonst bekommen.

Frau. Aber bis jetzt hattest du gar nichts zu verdienen.

Lenk. Aber auch keine Mühe.

Frau. Und deine Kinder kein Brot.

Lenk. Aber ich, was hatte ich mehr als ihr? sagte der Lümmel.

Die Frau schwieg, und weinte bittere Tränen.


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