Heinrich Pestalozzi
Lienhard und Gertrud
Heinrich Pestalozzi

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126.
Der Lohn seiner Arbeit.

So sucht ein Vater seinen Kindern in seinem Garten Beete aus, daß sie darin Blumen und Kohl, Kräuter und Bäume pflanzen. Er zeigt ihnen den Ort der Tulpe und der Lilie, den Ort des gemeinen Kohls und des Blumenkohls, den Platz der Zwergbäume und Obstbäume, und freut sich dann im Geiste alles dessen, was einst seine Lieben da pflanzen werden. Ach er freut sich dann des Kindes, das noch in der Wiege liegt, und des Säuglings und der Geschlechter, die noch ferne sind; und fühlt dann, daß seine Kinder Gottes Kinder sind, und daß der Garten nicht sein ist, sondern daß er Vater ist, damit er ihnen gebe, vervollkommne und hinterlasse, was er hat, und sie dasjenige nützen und brauchen, und ihren Kindern hinterlassen lehre, was sie bekommen.

Das fühlte jetzt Arner. Eine Träne floß in sein Antlitz, als er in der Kühlung der Abendlüfte unter hohen Eichen bei einem rauschenden Wasserfall die Freuden und Pflichten des Vaters auf den Thronen und die Freuden und Pflichten des Vaters in den niedrigsten Hütten also fühlte. Langsam ritt er gegen die eben untergehende Sonne; Hand und Zügel ruhten auf seinem Schoß; sein Auge sah den Himmel, und sein Herz war bei dem Vater der Menschen.

Therese empfing ihn im Wäldchen vor seinem Tore, und der Abend ging vorüber in Gesprächen über den Stand der Fürsten und des Adels. Das letzte Wort Arners an Therese war dieses: Gottes Gesetz für Fürsten und Edle ist dieses: daß ihr Reich nicht das ihrige ist, sondern daß sie vielmehr Fürsten und Edle sind, damit sie ihrem Volke dasjenige geben, sicher stellen und vervollkommnen, was sie ihm geben können, und dasselbe das nützen und brauchen und Kindeskindern hinterlassen lehren, was sie ihm geben.

Und Arner und Therese segneten ihren Stand, umarmten ihre Kinder, und baten Gott, daß sie immer menschlich bleiben, und das Gesetz Gottes, das über Fürsten und Edle ist, von ihrer Jugend an bis zu ihrer friedlichen Ruhestätte erkennen und befolgen möchten.


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