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Der Wächter im Dorfe hörte das Laufen und Rufen vom Berge, und verstand alle Worte; aber er fürchtete sich, und klopfte einigen Nachbarn am Fenster an. Steht doch auf, Nachbarn! sagte er zu ihnen, und höret, wie es am Berge geht. Es ist, als wenn der Teufel den Vogt nehmen wollte. Höret doch, wie er Mordio und Helfio ruft, und er ist doch, weiß Gott, bei seiner Frau. Es sind noch keine zwei Stunden, daß ich ihn unter seinem Fenster gesehen habe.
Als ihrer etwa zehn beisammen waren, rieten sie, sie wollten alle miteinander, mit dem Windlicht und mit Gewehr wohl versehen, dem Geräusch entgegen gehen, aber frisches Brot, den Psalter und das Testament mit in den Sack nehmen, daß ihnen der Teufel nichts anhaben könne. Die Männer gingen, hielten aber zuerst noch bei des Vogts Haus still, um zu sehen, ob er daheim sei.
Die Vögtin wartete in Todesangst, wie es ihm auf dem Berge gehen möchte; und da sie den nächtlichen Lärm hörte, und die Männer mit den Windlichtern an ihrem Hause klopften, erschrak sie entsetzlich, und rief ihnen: Herr Jesus! was wollt ihr?
Männer. Dein Mann soll herunter kommen.
Frau. Er ist nicht bei Hause. Aber, Herr Jesus! was ist es doch, daß ihr da seid?
Männer. Das ist eben schlimm, wenn er nicht daheim ist. Horch, wie er Mordio und Helfio schreit, als wenn der Teufel ihm nachliefe!
Die Frau läuft jetzt mit den Männern wie unsinnig fort. Der Wächter fragte sie unterwegs: Was Teufels tut doch dein Mann jetzt noch auf dem Berg? Er war ja noch vor ein paar Stunden bei Haus. Sie antwortete kein Wort, sondern heulte entsetzlich, und auch des Vogts Hund heulte an seiner Kette.
Als aber der Hühnerträger das Volk, das dem Vogt zu Hilfe eilte, sich nähern sah, und des Vogts Hund so fürchterlich heulen hörte; kehrte er um, und ging so still und geschwind, als er konnte, wieder den Berg hinauf zu seinem Korb, packte seine Beute auf, und setzte dann seinen Weg fort.
Kunz aber, der mit des Vogts Frau einige Schritte voraus war, merkte, daß es eben nicht der Teufel sei, faßte den heulenden Vogt ziemlich unsanft beim Arme, und sagte ihm: Was ist das? Warum tust du auch so, du Narr?
O, o, laß mich! O Teufel, laß mich! sagte der Vogt, der im Schrecken nichts sah, und nichts hörte.
Du Narr! ich bin Kunz, dein Nachbar, und das ist deine Frau, sagte ihm dieser.
Die andern Männer sahen zuerst ziemlich behutsam umher, wo etwa der Teufel doch stecken möchte, und der mit dem Windlicht zündete sorgfältig in die Höhe und auf den Boden und auf alle vier Seiten; es steckte auch ein jeder seine rechte Hand in den linken Sack zum neugebackenen Brot, zum Testament und zum Psalter. Da sich aber lange nichts zeigte, faßten sie nach und nach Mut, und einige wurden sogar munter, und fingen an, den Vogt zu fragen. Hat der Teufel dich mit den Klauen gekräuelt, oder mit den Füßen getreten, daß du so blutest? Andere aber sprachen: Es ist jetzt nicht Zeit zu spotten; wir haben ja alle die schrecklichen Stimmen gehört. Kunz aber sagte: Ich glaube, ein Wilddieb oder ein Harzer habe den Vogt und uns alle geäffet. Als ich ihm nahe kam, hörte das Geheul auf, und ein Mensch lief den Berg hinauf, was er konnte. Es hat mich tausendmal gereut, daß ich ihm nicht nachgelaufen bin, und wir waren Narren, daß wir des Vogts Hund nicht mitgenommen haben.
Männer. Du bist ein Narr, Kunz! Das war in Ewigkeit keine Menschenstimme. Es ging durch Leib und Seele, es drang durch Mark und Bein; und ein mit Eisen beladener Wagen rasselt nicht so auf der Bergstraße, wie das gerasselt hat.
Kunz. Ich will euch nicht widersprechen, Nachbarn. Es schauerte mir auch, da ich es hörte; aber doch laß ich mir nicht ausreden, daß ich jemanden wieder den Berg hinauf laufen gehört habe.
Männer. Meinst du, der Teufel könne nicht auch laufen, daß man ihn höre?
Der Vogt aber hörte von allem Gerede kein Wort. Und da er daheim war, bat er die Männer, daß sie doch diese Nacht bei ihm bleiben möchten; und sie blieben gar gerne im Wirtshause.