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Der Vogt ging jetzt zum Kienholz, und sagte der Stube voll Herren, sie müßten ihm ihr Heu und Vieh noch einmal angeben.
Warum das? sagten die Kerls; und da und dort sah ihn einer an, wie wenn er ihn fressen wollte.
Er meint, glaube ich, ihr oder ich seien verirrt, antwortete der Vogt.
Er hat immer etwas zu meinen, sagte der eine.
Er kann ja selber kommen und messen, sagte der andere.
Nein, wir wollen es ihm auf der Nase abwägen; er hat jetzt eine, die länger ist als der längste Wagebalken im Dorfe, sagte des Kienholzen Bub.
Still du! sagte der Vater.
Nein, im Ernst, sagte der Meier; ich muß einem jeden vorlesen, was er gesagt hat, und dann müssen zwei Vorgesetzte unterschreiben, daß es alle bestätigt haben.
Hügi. Dahinter steckt der Teufel! Es kann dann keiner mehr sagen, du seiest mit der Feder verirrt, oder du habest ihn nicht verstanden.
Vogt. Ich kann nicht helfen.
Aber es wollte keiner an den Tanz, weder zum Angeben noch zum Unterschreiben, bis der Vogt zuletzt den Rodel wieder unter den Arm nahm, das Tintenfaß in die Tasche schob, und sagte: Mir gilt es gleich viel. Wenn ihr nicht wollt, so sage ich es nur wieder dem Junker; er mag dann meinethalben machen, was er will.
Da begriffen sie doch, daß es besser sei, wenn sie bestätigten, was sie nun einmal gelogen hatten; und ließen es ordentlich unterschreiben. Aber obgleich es ihnen sehr angst war, trieben doch auch jetzt noch einige den Narren, und der Moosbauer sagte laut: Aber wenn mein Fleck heute kalbert, so habe ich noch ein Stück Vieh mehr im Stalle; du kannst ihm das noch mündlich beifügen.
Der Weibel, der als Zeuge unterschrieb, und, so sehr er dem Vogte gehässig war, sich dennoch nie in etwas Verfängliches einließ, sagte ihnen: Es wird gut sein, wenn es beim Schreiben bleibt; denn wenn es zum Reden kommen sollte, so möchte es fehlen.
Der Hügi rief dem Vogt, als er fortging, noch nach, er solle doch machen, daß der Junker damit zufrieden sei.
Ich kann mit ihm just so viel machen als mit euch, sagte der Meier.
Dann ist es eben wenig, dachte der Hügi, und ließ ihn gehen.