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Er war kaum fort, so kam der Untervogt Meier, um dem Junker vorzubringen, was er der Schelmenbande versprochen hatte. Aber schon, da er den Junker grüßte, und dieser ihm freundlich die Hand bot, zeigte er sich so steif, angsthaft und verändert, daß Arner in den paar ersten Minuten, da er vor ihm stand, merkte, wo er mit ihm zu Hause sei, und sich nicht enthalten konnte, zu sich selber zu sagen: Er ist kaum acht Tage Vogt, und macht schon Maul und Augen, als wenn er sich innert Jahr und Tag erhenken möchte, oder Land und Leute verraten wollte.
Der Vogt aber fing dann bald an, dem Junker zu verstehen zu geben, daß es gar viele Schwierigkeiten haben werde, die Allmend zu verteilen; und daß es seiner unmaßgeblichen Meinung nach besser wäre, man würde zuerst mit einem kleinen Stück, zum Exempel mit dem Winkel zwischen dem Wald, eine Probe machen, und dann sehen, wie es etwa weiter gehen wolle.
Junker, Was ist das für ein Winkel?
Vogt. Der zuoberst an der Weide liegt, wo sie sich zwischen den Tannen gegen den Berg hinzieht.
Junker (ihn steif ansehend). Der da?
Vogt. Ja, oder wenn Euer Gnaden ein anderer beliebt.
Junker (ihn forthin steif ansehend). Aber du meinst diesen, und redest von diesem?
Vogt. Ja.
Junker. Ist es dir auch ernst?
Vogt. Es sind gar viele Männer im Dorfe dieser Meinung.
Junker. Aber du auch?
Vogt. Ja.
Junker. Kennst du den Winkel?
Vogt. Ha, so zum Teil.
Junker. Darfst du sagen, du kennest ihn nicht ganz? Du hast ja Güter, die an denselben anstoßen.
Vogt. Ich kenne ihn, gnädiger Herr, ich kenne ihn.
Junker. Aber du glaubst wohl, ich kenne ihn nicht?
Vogt. Daran dachte ich nicht.
Junker. Woran?
Vogt. Daß Sie ihn nicht kennen.
Junker. Hättest du mir ihn anraten dürfen, wenn du geglaubt hättest, ich kenne ihn?
Vogt. Es ist mir leid.
Junker. Was ist dir leid?
Vogt. Daß ich Ihnen denselben angeraten habe.
Junker. Warum ist dir das leid?
Vogt. Weil Sie, wie es scheint, finden, daß er nichts nütze ist.
Junker. Findest du es nicht auch?
Vogt. Ich kann ihn nicht rühmen.
Junker. Warum hast du mir ihn denn angeraten?
Vogt. Die Vorgesetzten waren alle der Meinung.
Junker. Warum waren sie dieser Meinung?
Vogt. Ich weiß es nicht.
Junker. Das kann ich jetzt glauben oder nicht, ich will es dahin gestellt sein lassen; aber was sein muß, und unverzüglich sein muß, ist, daß nicht der Winkel allein, sondern die ganze Allmend, wie sie versprochen worden ist, verteilt werden muß.
Vogt. Ihr Gnaden werden doch nicht zürnen, wenn ich noch ein Wort sage?
Junker. Nein, gar nicht.
Vogt. Es wird doch diesen Sommer fast nicht möglich sein, die Allmend zu verteilen.
Junker. Warum?
Vogt. Es ist kein Mensch im Dorfe jetzt dazu eingerichtet, das Vieh im Stalle zu halten und die Weide zu entbehren.
Junker. Fehlt es an Futter in eurem Dorfe?
Vogt. Ja, man sagt, es sei gar wenig da, und hingegen gar viel Vieh.
Junker. Was will dieses »man sagt«? Weiß du es nicht sicher?
Vogt. So ganz sicher nicht, gnädiger Herr.
Junker. So? aber wie viel du selber Futter hast, weißt du doch?
Vogt. Das wohl.
Junker. Hast du genug, um dein Vieh im Stalle halten zu können?
Vogt. Ich kann es nicht leugnen.
Junker. Was leugnen?
Vogt. Ich meine, ich dürfe nicht nein sagen.
Junker. Du hast eine eigene Sprache. Aber das Heu und das Emd ist im letzten Jahre so ausgefallen, daß man glauben könnte, es sollten alle genug haben wie du. Doch um abzukürzen – es ist gut, daß man das Vieh zählen und das Heu messen kann; und das muß sein, denn ich will wissen, woran ich bin. Du mußt dieses gerade heute mit dem Weibel tun; es wird sich dann zeigen, was hinter diesem Anbringen stecke, und wie weit man diese Weide diesen Sommer nötig habe oder nicht.
Der Vogt erschrak darüber gar sehr; aber doch fing er an, über den Pfarrer zu reden, daß er nämlich den Hummel des Nachts aus dem Gefängnisse lasse, wann er wolle.
Bringst du das von dir selber, oder haben es andere dir aufgetragen? antwortete ihm der Junker über dieses Anbringen, das so verwirrt war, daß es in die Augen fiel, er sei dazu gezwungen worden.
Der Vogt wußte nicht, was er antworten solle, sagte aber endlich doch: Sie haben mir es befohlen zu sagen.
Junker. Wer?
Vogt. Die Vorgesetzten.
Junker. Wie heißen sie?
Vogt (zitternd und totenblaß). Einer wie der andere.
Junker. Wie heißen sie?
Vogt. Kienholz, Kalberleder, Moosbauer, Rabser, Kienast, Hügi usw.
Junker. Wie kamst du zu diesen Herrn?
Vogt. Ha, wie es sich so gibt.
Junker. Das möchte ich eben wissen, wie es sich gebe. Gingest du zu ihnen, oder kamen sie zu dir? Trafst du einen jeden allein, oder waren sie beieinander, da sie dir dieses befohlen haben?
Vogt. Sie waren beieinander.
Junker. Bei wem und bei welchem Anlasse?
Vogt. Beim Kienholz.
Junker. Und bei welchem Anlasse?
Vogt. Das weiß ich gerade nicht; ich war nur einen Augenblick da.
Junker. Du wirst doch auch wissen, was sie den Augenblick taten, da du da warst?
Vogt. Ich will es in Gottes Namen sagen.
Junker. Daran tust du fast recht.
Vogt. Sie suchen die Weidverteilung zu hintertreiben.
Junker. Und du hast dich brauchen lassen, mir Lügen zu hinterbringen, damit sie zu diesem Endzwecke kommen?
Der Vogt stand da wie ein armer Sünder, schlug die Augen nieder, und antwortete kein Wort.
Der Junker hatte Erbarmen mit ihm, als er so dastand, und sagte zu ihm: Meier, es ist das erste Mal, und ich will es gut sein lassen; aber sorge dafür, daß du mir nicht zum zweitenmal kommst. Einen Augenblick darauf sagte er noch: Aber warum haben sie den Pfarrer verklagen wollen? Was geht das die Allmend an?
Vogt. Ich denke, sie haben durch diesen Bericht den Junker und den Pfarrer gegeneinander aufbringen wollen.
Junker. Und dann?
Vogt. Und dann vielleicht gehofft, daß die Allmendverteilung desto eher nicht vor sich gehen werde.
Junker. So? und auch das hättest du angezettelt, wenn du gekonnt hättest?
Vogt. Es ist mir leid.
Junker. Ich habe dir verziehen; aber du siehest, daß ich weiß, was du getan hast. Darum denke daran. Ich will dich jetzt nicht länger aufhalten. Verrichte heute mit dem Weibel, was ich dir befohlen habe, und bringe mir morgen das Verzeichnis.