Bernhard Kellermann
Der Tunnel
Bernhard Kellermann

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Sechster Teil

1.

Der Tunnel war tot.

Ein Schritt hallte weithin in den öden Stollen und eine Stimme rumorte wie in einem Keller. In den Stationen sangen gleichmäßig still Tag und Nacht die Maschinen, von schweigsamen, verbitterten Ingenieuren bedient. Vereinzelte Züge klirrten hinein, hinaus. Nur in der submarinen Schlucht wühlten noch immer die Arbeiter der Pittsburg Refining and Smelting Co. Die Tunnelstadt war verödet, verstaubt und ausgestorben. Die Luft, die sonst wetterte vom Mahlen der Betonmischmaschinen und Hämmern der Züge, war still, die Erde zitterte nicht mehr. Im Hafen lagen Reihen von toten Dampfern. Die Maschinenhallen, die früher wie Feenpaläste glitzerten, lagen bis auf einzelne in der Nacht schwarz wie Ruinen und ohne Leben. Das Blinkfeuer des Hafens war erloschen.

Allan bewohnte das fünfte Stockwerk des Bürogebäudes. Seine Fenster gingen auf ein Meer von Geleisen hinaus, die sich leer und staubbedeckt hinzogen. In den ersten Wochen verließ er das Haus überhaupt nicht. Dann verbrachte er einige Wochen in den Stollen. Er verkehrte mit niemand außer Strom. Freunde hatte er nicht in Mac City. Hobby hatte schon lange sein Landhaus verlassen. Er hatte seinen Beruf aufgegeben und eine Farm in Maine gekauft. Im November hatte Allan eine dreistündige Besprechung mit 348 dem alten Lloyd, die seine letzten Hoffnungen vernichtete. Entmutigt und bitter ging er noch am gleichen Tage mit einem Dampfer des Syndikats in See. Er besuchte die ozeanischen und europäischen Stationen und die Zeitungen brachten kurze Notizen darüber. Aber niemand las sie. Mac Allan war tot wie der Tunnel, neue Namen blendeten über der Welt.

Als er im Frühjahr nach Mac City zurückkehrte, kümmerte sich kein Mensch darum. Nur Ethel Lloyd!

Ethel wartete einige Wochen auf seinen Besuch bei ihrem Vater. Als er aber nichts von sich hören ließ, schrieb sie ihm ein kurzes, freundliches Billett: Sie habe erfahren, daß er wieder hier sei. Pa und sie würden sich sehr freuen, wenn er sie gelegentlich besuche. Tausend Grüße!

Allein Allan antwortete nicht.

Ethel war erstaunt und gekränkt. Sie ließ den ersten Detektiv New Yorks zu sich kommen und gab ihm den Auftrag, augenblicklich Informationen über Allan einzuziehen. Am nächsten Tag erstattete ihr der Detektiv Bericht: Allan arbeite Tag für Tag im Tunnel. Zwischen sieben Uhr und zwölf Uhr abends kehre er gewöhnlich zurück. Er lebe vollkommen abgeschlossen von der Welt und habe seit seiner Rückkehr keinen Menschen vorgelassen. Der Weg zu ihm führe über Strom, und Strom sei unerbittlicher als ein Gefängnisschließer.

Am gleichen Tage noch erschien Ethel gegen Abend in der toten Tunnelstadt, um sich bei Allan melden zu lassen. Man sagte ihr, sie möge sich an Herrn Strom wenden. Ethel, die damit rechnete, hatte schon ihre Vorbereitungen getroffen. Mit diesem Herrn Strom wollte sie schon fertig werden! Sie hatte Strom bei Allans Prozeß gesehen. Sie haßte und bewunderte ihn zu gleicher Zeit. Sie verabscheute seine unmenschliche Kälte und Menschenverachtung, 349 aber sie bewunderte seinen Mut. Heute würde er auf Ethel Lloyd stoßen! Sie hatte sich ausgesucht gekleidet, Pelz aus sibirischem Silberfuchs, Fuchskopf und Pranken auf der Mütze. Sie setzte ihre verführerischste und siegreichste Miene auf, überzeugt, Strom augenblicklich zu blenden.

»Ich habe die Ehre, Herrn Strom zu sprechen?« begann sie mit ihrer einschmeichelndsten Stimme. »Mein Name ist Ethel Lloyd. Ich möchte gerne Herrn Allan besuchen.«

Strom aber verzog keine Miene. Weder ihr allmächtiger Name, noch der Silberfuchs, noch ihre schönen lächelnden Lippen machten auf ihn den geringsten Eindruck. Ethel hatte das demütigende Gefühl, daß ihr Besuch ihn tödlich langweile.

»Herr Allan ist im Tunnel, Fräulein Lloyd!« sagte er kühl. Sein Blick und die Frechheit, mit der er log, empörten Ethel und sie legte augenblicklich ihre liebenswürdige Maske ab und wurde bleich vor Zorn.

»Sie sind ein Lügner!« antwortete sie mit einem leisen, empörten Lachen. »Man hat mir soeben gesagt, daß er hier sei.«

Strom regte sich nicht auf. »Ich kann Sie nicht zwingen, mir zu glauben, leben Sie wohl!« entgegnete er. Das war alles.

So etwas hatte Ethel Lloyd noch nie erlebt. Bebend und blaß vor Wut erwiderte sie: »Sie werden noch an mich denken, mein Herr! Bis heute hat es noch niemand gewagt, mich so unverschämt zu behandeln! Eines Tages werde ich, Ethel Lloyd, Ihnen die Türe weisen! Hören Sie!«

»Ich werde dann weniger Worte machen als Sie, Fräulein Lloyd,« erwiderte Strom kühl.

Ethel sah in seine eisigen Glasaugen und sein totes Gesicht. Sie hatte Lust, ihm geradeheraus zu sagen, daß er kein Gentleman sei, aber sie beherrschte sich und schwieg. 350

Sie warf ihm ihren verächtlichsten Blick zu (ein Blick, guter Gott!) und ging.

Und während sie mit Tränen der Wut in den Augen die Treppe hinabstieg, dachte sie: ›Er ist ja auch wahnsinnig geworden, dieser Basilisk! Alle machte der Tunnel wahnsinnig, Hobby, Allan – sie brauchen nur ein paar Jahre dabei zu sein.‹

Ethel weinte vor Zorn und Enttäuschung, als sie in ihrem Wagen nach New York zurückfuhr. Sie hatte sich vorgenommen gehabt, alle ihre Künste gegen diesen Strom, hinter den sich Allan verschanzte, spielen zu lassen, aber sein unverschämt kalter Blick hatte sofort ihre Überlegung weggefegt. Sie weinte aus Wut über ihre schlechte Taktik. »Nun, dieser Patron wird an Ethel Lloyd denken!« sagte sie rachsüchtig und lachte zornig. »Ich werde den ganzen Tunnel kaufen, nur um diesen Burschen hinauswerfen zu können. Just wait a little!«

Bei Tisch saß sie an diesem Abend blaß und schweigsam ihrem Vater gegenüber.

»Reichen Sie Herrn Lloyd die Sauciere!« herrschte sie den Diener an. »Sehen Sie denn nicht?«

Und der Diener, der Ethels Launen recht wohl kannte, kam ihrem Befehl nach und wagte keine Miene zu verziehen.

Der alte Lloyd blickte scheu in die kalten, herrischen Augen seiner schönen Tochter.

Ethel ließ sich durch Hindernisse nicht abschrecken. Sie hatte ihr Auge auf Allan geworfen. Sie hatte sich vorgenommen, ihn zu sprechen, und sie schwor sich es zu tun, koste es, was es wolle. Um keinen Preis der Welt aber hätte sie sich noch einmal an Strom gewandt. Sie verabscheute ihn! Und sie war überzeugt, auch ohne diesen Strom, der kein Gentleman war, ihr Ziel zu erreichen. 351

An den folgenden Abenden war der alte Lloyd in die üble Lage versetzt, allein speisen zu müssen. Ethel ließ sich entschuldigen. Sie fuhr jeden Tag um vier Uhr nachmittags nach Mac City und kam um halb elf Uhr mit dem Abendzuge zurück. Von sechs bis neun Uhr aber wartete sie in einem Mietsautomobil, das sie von New York nach Mac City beordert hatte, zehn Schritte vom Haupteingang des Bürogebäudes entfernt. Eingehüllt in Pelze saß sie im Wagen, zitternd vor Frost, eigentümlich abenteuerlich erregt und gedemütigt durch die Rolle, die sie spielte, und spähte durch die gefrorenen Scheiben, in die sie von Zeit zu Zeit Löcher hauchen mußte. Trotz einiger Bogenlampen, die gleißende Höhlen in die Nacht rissen, war es draußen tiefdunkel und nur das wirre Netz der Geleise schimmerte matt. So oft sich etwas regte und jemand kam, machte Ethel ihre Augen ganz scharf und ihr Herz pochte.

Am dritten Abend sah sie Allan zum erstenmal. Er kam mit einem Herrn quer über die Trassen und sie erkannte ihn augenblicklich am Gang. Der Herr aber, der ihn begleitete, war Strom. Ethel verwünschte ihn! Die beiden gingen ganz nahe am Auto vorüber und Strom wandte das Gesicht gegen das glitzernde, vereiste Fenster. Ethel bildete sich ein, daß er erraten habe, wer im Wagen saß, und sie fürchtete schon, er werde Allan auf das Automobil aufmerksam machen. Allein Strom ging weiter, ohne ein Wort an Allan zu richten.

Ein paar Tage darauf kam Allan schon um sieben Uhr aus dem Tunnel zurück. Er sprang von einem langsam fahrenden Zug ab und stieg ohne Hast über die Geleise. Immer näher kam er, still und nachdenklich ging er seiner Wege. Gerade als er den Fuß auf die Stufen des Eingangs setzte, öffnete Ethel den Schlag des Autos und rief seinen Namen. 352

Allan blieb einen Moment stehen und sah sich um. Dann machte er Miene, die Stufen hinaufzusteigen.

»Allan!« rief Ethel nochmals und eilte näher.

Allan wandte sich ihr zu und forschte mit einem raschen Blick unter ihrem Schleier.

Er trug einen weiten braunen Mantel, ein Halstuch und hohe Stiefel, die voller Schmutz waren. Sein Gesicht war mager und hart. Eine Weile sahen sie einander schweigend an.

»Ethel Lloyd?« fragte Allan langsam, mit tiefer gleichgültiger Stimme.

Ethel wurde verlegen. Sie hatte Allans Stimme nur undeutlich in der Erinnerung gehabt und nun erkannte sie seine Stimme wieder. Sie zögerte, den Schleier hochzunehmen, da sie fühlte, daß sie rot geworden war.

»Ja,« sagte sie unsicher, »ich bin es,« und schob den Schleier in die Höhe.

Allan sah sie mit ernsten, klaren Augen an. »Was tun Sie hier?« fragte er.

Aber da fand Ethel ihre Fassung. Sie sah ein, daß ihre Sache verloren wäre, wenn sie in dieser Sekunde nicht den richtigen Ton träfe. Und sie traf ihn, instinktiv. Sie lachte so froh und herzlich wie ein Kind und sagte: »Es fehlte gerade noch, daß Sie mich auszankten, Allan! Ich habe mit Ihnen zu sprechen und da Sie niemand vorlassen, habe ich Ihnen zwei Stunden lang in diesem Wagen aufgelauert.«

Allans Blick änderte sich nicht. Aber seine Stimme klang nicht unfreundlich, als er sie bat einzutreten.

Ethel atmete auf. Der gefährliche Augenblick war vorüber. Sie fühlte sich froh und leicht und glücklich, als sie den Lift betrat.

»Ich habe Ihnen geschrieben, Allan?« sagte sie lächelnd.

Allan sah sie nicht an. »Ja, ja, ich weiß,« erwiderte er zerstreut und blickte zu Boden, »aber, offen gestanden, 353 hatte ich damals –« Und Allan murmelte etwas, was sie nicht verstand. Im gleichen Augenblick hielt auch der Lift. Lion öffnete die Tür zu Allans Wohnung. Ethel tat sehr erfreut und überrascht, Lion wiederzusehen.

»Da ist ja unser alter Lion!« rief sie aus und streckte dem alten, dünnen Chinesen wie einem lieben Bekannten die Hand hin. »Wie geht es, Lion?«

»Thank you,« wisperte der verblüffte Lion kaum hörbar und verbeugte sich schlürfend.

Allan bat Ethel, ihn einen Augenblick zu entschuldigen, und Lion führte sie in ein großes, wohlgeheiztes Zimmer und entfernte sich sofort wieder. Ethel knöpfte den Mantel auf und zog die Handschuhe aus. Das Zimmer machte einen nüchternen und geschmacklosen Eindruck. Offenbar hatte Allan die Möbel telephonisch bei einem Warenhaus bestellt und das Arrangement einem Tapezierer überlassen. Dazu kam, daß die Vorhänge gerade abgenommen waren und man die Fensterstöcke nackt erblickte, schwarze Rechtecke mit drei, vier kalt glitzernden Sternen darin. Nach geraumer Weile kam Lion wieder und servierte Tee und Toast. Dann trat Allan ein. Er hatte sich umgekleidet und die hohen Stiefel mit Schuhen vertauscht.

»Ich stehe zu Ihrer Verfügung, Fräulein Lloyd,« sagte er ernst und ruhig und nahm in einem Sessel Platz. »Wie geht es Herrn Lloyd?« Und Ethel sah an seinem Gesicht, daß er sie nicht brauchte.

»Vater geht es gut, danke,« antwortete sie zerstreut. Sie konnte nun Allan deutlich sehen. Er war stark ergraut und sah um Jahre gealtert aus. Seine scharf gewordenen Züge waren vollkommen bewegungslos, steinern, voll verborgener Verbitterung und stummem Trotz. Seine Augen waren kalt, ohne Leben und erlaubten dem Blick nicht, in sie einzudringen. 354

Ethel hätte nun, wenn sie überlegt gehandelt hätte, vorerst ein belangloses Gespräch mit Allan geführt, um ihn und sich selbst mit der Situation nach und nach vertraut zu machen. Sie hatte es sich auch vorgenommen, sie wollte sogar über Strom Klage führen, aber als sie Allan so verändert, fremd und abweisend vor sich sah, ließ sie sich von ihrem Impuls fortreißen. Ihr Herz sagte ihr, daß es eine Möglichkeit geben müsse, Allan zu packen und festzuhalten.

Und augenblicklich schlug sie einen herzlichen und vertrauten Ton an, als seien sie früher die allerbesten Freunde gewesen. »Allan!« sagte sie mit einem leuchtenden Blick ihrer blauen Augen und streckte ihm die Hand hin. »Sie können nicht wissen, wie sehr ich mich freue, Sie wiederzusehen!« Sie hatte Mühe, ihre Erregung zu verbergen.

Allan gab ihr die Hand, die rauh und hart geworden war. Er lächelte ein wenig, aber in seinen Augen stand eine leise, gutmütige Verachtung für diese Art weiblicher Sympathie.

Ethel kümmerte sich nicht darum. Sie war nun nicht mehr einzuschüchtern.

Sie sah Allan an und schüttelte den Kopf. »Sie sehen nicht gut aus, Allan,« fuhr sie fort. »Das Leben, das Sie gegenwärtig führen, ist nichts für Sie. Ich begreife recht wohl, daß Sie für einige Zeit Ruhe und Abgeschlossenheit nötig hatten, aber ich glaube nicht, daß es für Sie auf die Dauer gut ist. Seien Sie nicht böse, daß ich Ihnen das sage. Sie brauchen Ihre Arbeit – der Tunnel fehlt Ihnen! Nichts sonst!«

Sie traf die Wahrheit, sie traf Allan mitten ins Herz. Allan saß da und starrte Ethel an. Er erwiderte kein Wort und machte auch nicht den geringsten Versuch, sie zu unterbrechen.

Ethel hatte ihn überrumpelt und sie nützte seine Verblüfftheit nach Kräften aus. Sie sprach nun so rasch und 355 erregt, daß es überhaupt unmöglich gewesen wäre, ihr, ohne unhöflich zu werden, ins Wort zu fallen. Sie machte ihm Vorwürfe, daß er sich selbst von seinen Freunden völlig zurückgezogen habe, daß er sich in dieser toten Stadt vergrabe; sie schilderte ihm ihr Erlebnis mit Strom, sie sprach von Lloyd, von New York, von Bekannten und kam immer wieder auf den Tunnel zurück. Wer sollte denn den Tunnel vollenden, wenn nicht er? Wem würde die Welt diese Aufgabe anvertrauen? Und ganz abgesehen von all dem, sie wolle es ihm offen heraussagen: er würde zugrunde gehen, wenn er die Arbeit nicht bald wieder aufnähme . . .

Allans graue Augen waren dunkel und düster geworden, soviel Gram, Schmerz, Bitterkeit und Verlangen hatte Ethel in ihm aufgewühlt.

»Weshalb sagen Sie mir all das?« fragte er, und ein unwilliger Blick traf Ethel.

»Ich habe gar kein Recht, Ihnen das zu sagen, das weiß ich wohl,« antwortete sie, »wenn nicht etwa das Recht einer Freundin oder Bekannten. Aber ich sage Ihnen das, weil –« Jedoch Ethel konnte keinen Grund angeben und fuhr fort: »Ich mache Ihnen nur Vorwürfe, daß Sie sich in diesem gräßlichen Zimmer hier vergraben, anstatt Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen und den Tunnel fertig zu bauen.«

Allan schüttelte nachsichtig den Kopf und lächelte resigniert. »Fräulein Lloyd,« entgegnete er, »Sie werden mir vollkommen unverständlich. Ich habe ja Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und ich versuche noch täglich das Mögliche. Vorläufig ist an die Aufnahme der Arbeit nicht zu denken.«

»Warum nicht?«

Allan sah sie erstaunt an. »Wir haben kein Geld,« sagte er kurz.

»Wer soll aber Geld schaffen können, wenn nicht Sie?« 356 versetzte Ethel rasch, mit einem leisen Lachen. »Solange Sie sich hier einsperren, wird Ihnen allerdings niemand Geld geben.«

Allan wurde des Gesprächs müde. »Ich habe alles versucht,« erwiderte er und Ethel hörte am Ton seiner Stimme, daß sie ihm lästig wurde.

Sie griff nach den Handschuhen, und während sie in den linken Handschuh schlüpfte, fragte sie: »Haben Sie auch mit Papa gesprochen?«

Allan nickte und wich ihrem Blick aus.

»Mit Herrn Lloyd? Gewiß!« entgegnete er.

»Nun, und?«

»Herr Lloyd machte mir nicht die geringsten Hoffnungen mehr!« erwiderte er und sah Ethel an.

Ethel lachte, ihr leichtes, kindliches Lachen.

»Wann,« sagte sie, »Allan, wann war das?«

Allan dachte nach. »Das war im verflossenen Herbst.«

»Ja, im Herbst!« fuhr Ethel fort und tat erstaunt. »Papas Hände waren damals gebunden. Jetzt liegt die Sache ganz anders –« und Ethel Lloyd feuerte nun ihre Breitseite ab – »Papa hat mir gesagt, ich würde vielleicht den Bau übernehmen. Aber ich kann natürlich nicht an Allan herantreten. Allan müßte zu mir kommen.« Das sagte sie ganz leichthin.

Allan saß still und in sich versunken da. Er erwiderte gar nichts. Ethel hatte ihm mit dieser Eröffnung Feuer ins Herz geworfen. Das Blut stieg ihm ins Gesicht. Plötzlich hörte er den donnernden Gang der Arbeit in seinen Ohren. Sollte es möglich sein? Lloyd –? Seine Erregung war so mächtig, daß er aufstehen mußte.

Er schwieg eine Weile. Dann sah er zu Ethel hin. Sie knöpfte ihre Handschuhe zu und dieses Geschäft schien ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen zu haben. 357

Ethel stand auf und lächelte Allan zu. »Papa hat mir allerdings nicht den Auftrag gegeben, Ihnen das zu sagen, Allan. Er darf nie erfahren, daß ich hier war,« sagte sie leiser und streckte ihm die Hand hin.

Allan sah sie mit einem dankbaren, warmen Blick an. »Es war in der Tat sehr liebenswürdig von Ihnen mich aufzusuchen, Fräulein Lloyd!« entgegnete er und drückte ihr die Hand.

Ethel lachte leise. »Bitte,« sagte sie, »ich hatte in diesen Tagen nichts zu tun und da dachte ich, ich will doch sehen, was Allan treibt. Good bye!« Und Ethel ging.

 


 << zurück weiter >>