Autoren

∞

Werke

∞

Neu

∞

Information

∞

Shop

∞

Lesetips

∞

Textquelle

∞

XX.

Als Friede Schmahl in die Stube trat, war Lene dabei, den Kranken mit ihrer jungen Kraft aufzuheben, um sein Bette zu ordnen.

Friede nahms ihr ab. Hob den Alten, der mager wie ein Stecken geworden war, ohne Mühe und legte ihn dann, wie man einen zerbrechlichen Gegenstand anfaßt, wieder in die Kissen.

Sein Gesicht blieb dem Vater gegenüber unbeweglich, konnte Kälte und Gleichgültigkeit nicht verbergen. Aber es belebte sich, bekam Wärme und Licht, als er sich seiner Frau zuwandte:

»Dat do dat all so fartig bringst, Lene! … Hei is doch sin Lewedach nich god to di west! Un hat ejal wech jeredt un geschnauzt! … Segg' mol, dheist do dat bloß mintwejen?«

Sie schüttelte lächelnd den Kopf:

»Du Dummerjahn! Dintwegen! … Hei is doch krank! … Dafür künn hei doch nich, dat he nu so dorlicht un künn sich nich mihr rejen! … Un wenn ick em nich abwarten dheie, wer sall't denn maken?«

Damit ging sie zur Tür, wollte an ihm vorbei. Er faßte sie um. Sie entzog sich ihm geschickt, war draußen und lachte wie heller Glockenton.

Im Flur hielt er sie fest, küßte sie wild und raunte dazwischen:

»Hast do sehn, wie dä di ankiekt, dä Harr Doktor? … Wann dä noch mol kümmt …«

Sie hielt ihm den Mund zu und küßte ebenfalls.

Dann entschlüpfte sie plötzlich. Sprang die Treppe zum Boden hinauf, wo die Oberstube lag … Da hinein und den Riegel vor!

Wie bat er und flehte!

Aber sie war ganz still. Lauschte drinnen, wie er draußen. Bis der Mann mit tiefem Seufzer sich zur Treppe wandte.

Da schob sich leise der Riegel …

»Do … Lene! …«

»Nee! … nee! …«

Er drückte langsam mit seiner stämmigen Schulter die Tür zurück. Auf einmal sprang sie lachend fort. Er stolperte. Sie wollte vorbei … Da hatt' er sie! …

Der Kleinknecht kam unten ins Haus und rief nach dem Bauern … Er hatte gut rufen! … Erst wie der Junge längst wieder draußen auf dem Hof war, schlichen die beiden kichernd und flüsternd die Treppe hinab …