Jeremias Gotthelf
Die Käserei in der Vehfreude
Jeremias Gotthelf

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Vorwort

Meinen lieben Lesern lege ich eine neue Erzählung vor. In den tiefern Schichten der Gesellschaft und der Geschäfte entsteht und wickelt die Geschichte sich ab, und zwar hauptsächlich schattenhalb. Ich entschuldige mich deshalb nicht, möchte bloß meinen geneigten Lesern in Erinnerung bringen, was hier wie in andern Schriften mein Streben ist. Ich möchte inneres und äußeres Leben aufrollen für jedes menschliche Auge, zur Selbstschau alle veranlassen. Hauptsächlich aus den unbekannten Schichten hebe ich dieses Leben aus. Ich möchte zur Erkenntnis bringen, daß das Leben der Luft gleicht: oben und unten ist die gleiche Luft, nur oben und unten ein wenig anders, gröber oder feiner gemischt; daß von Natur in sittlicher Beziehung die Menschen sich viel näher stehen, als man ihrem Äußern nach glauben sollte. Ich möchte zeigen, daß Schattenseite und Sonnenseite im menschlichen Leben nicht von äußern Umständen, sondern von etwas Höherem abhängen. Je nachdem die Welt im Gemüte der Menschen sich abspiegelt, wird Schatten oder Licht aufs Leben geworfen, verklären oder verdunkeln sich die Verhältnisse. Der Grund, warum die einen Gemüter lichtstrahlend werden, die andern dunkle Körper bleiben, ist in dieser Erzählung vielleicht weniger nachgewiesen, als mancher Leser wünschen möchte und der Verfasser es gerne getan hätte. Alles will in einen Rahmen sich nicht fügen. So der Herr will, soll, was hier vermißt wird, bald in einem andern Bilde befriedigend ergänzt werden.

Der Verfasser glaubt die wahren Bedürfnisse der Zeit zu kennen, und sein Streben ist, daß die, welche Mut und Willen haben, diesen Bedürfnissen abzuhelfen, zufrieden bleiben mit

Jeremias Gotthelf

Lützelflüh, den 27. Juni 1850


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