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Nach einem Sonntagsbesuch saß Gyp neben einer Vase voll Heliotrop. Sie rief sich ihr Gespräch ins Gedächtnis zurück …
»Frau Fiorsen, erzählen Sie mir etwas von sich.«
»Was wollen Sie wissen?«
»Ich habe einen furchtbaren Irrtum begangen, – gegen den Wunsch meines Vaters. Meinen Mann habe ich seit Monaten nicht gesehen; werde ihn nie mehr sehen, wenn ich es vermeiden kann. Genügt das?«
»Sie lieben ihn nicht?«
»Nein.«
»Können Sie sich nicht befreien?«
»Eine Scheidung vor Gericht? Ach, – ich könnte es nicht.«
»Ja, ich weiß – es ist teuflisch.«
Er drückte ihre Hand so fest …
Sie vergrub ihr Gesicht in den Heliotrop, dann trat sie ans Klavier, begann zu spielen. Als ihr Vater heimkam, spielte sie noch immer. Die letzten in Gesellschaft seiner Tochter verbrachten neun Monate hatten ihm eine gewisse Jugendlichkeit zurückgegeben, größere Eleganz in der Kleidung, stärkeren Glanz des kurzen Haars.
»Herr Summerhay war hier, Väterchen. Es tat ihm leid, daß er dich nicht angetroffen hat!«
Nach einer beredten Pause sagte Winton: »Das bezweifle ich, Liebste.«
Sie wird niemals mit einem Manne befreundet sein können, ohne diese Pause hervorzurufen! Da sie fühlte, daß der Vater sie beobachtete, fragte sie: »Nun, war es schön im Park?«
»Vor dreißig Jahren begegnete man dort ausschließlich vornehmen Leuten und Snobs; jetzt weiß nicht einmal Gott, was die Leute sind, die man dort antrifft.«
»Sind denn die Blumen nicht schön?«
»Ah – ja, und die Vögel – aber bei Gott – die Menschen, Gyp! Sag mir, wie ist denn der junge Summerhay?«
»Oh, sehr nett!«
Sie vermochte stets rascher die Gedanken des Vaters zu erraten, als er die ihren, und sie wußte, daß ihn das Verlangen, sie möge sich unterhalten, und der Wunsch, sie zu warnen, nach verschiedenen Seiten zerrten. Er sagte mit einem Seufzer: »Wohin wendet sich zur Sommerzeit die Phantasie eines jungen Mannes, Gyp?«
Frauen mit feinem Instinkt und einer gewissen Erfahrung verstehen es, Zurückhaltung gerade denen aufzuzwingen, die gerne ihre Liebhaber wären. Gyp wußte, daß ein einziges Wort alles verändern würde, doch sprach sie es nicht aus. Trotzdem sah sie Summerhay fast täglich, – in der Row, der Oper oder der Bury-Straße. Sie pflegte spät nachmittags in den St. James-Park zu gehen und dort am Wasser zu sitzen. Eines Tages kam er auf dem Heimweg vorbei, und von da ab saßen sie immer zusammen dort. Weshalb sollte sie den Vater besorgt machen, indem sie Summerhay gestattete, allzu häufig in die Bury-Straße zu kommen? Auch war es dort draußen so angenehm, es plauderte sich so ruhig, während vor ihnen kleine zerlumpte Kinder fischten, die Fische in Flaschen taten, um sie später zu essen, oder an Regentagen mit ihnen zu spielen – wie das der Mensch mit den kleineren Geschöpfen Gottes gerne tut.
Wenn der Wechsel der Jahreszeiten naht, vergehen die Tage still in der Erwartung des Windes, der das Neue bringt. War es nicht ganz natürlich, unter den Bäumen, zwischen den Blumen am Wasser zu sitzen, die Enten und Tauben zu beobachten? …