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Fünf und zwanzigstes Capitel.

Der alte Priester Jonas hatte ein großes Buch vor sich ausgeschlagen, und las sehr angestrengt noch in später Stunde. Da klopfte es an die Thür seiner Zelle, und selbige öffnend, sah er mit großem Erstaunen den jungen Wäringerfürsten sammt dessen Geleitsmann Bertram vor sich stehen.

»Lieber, ehrwürdiger Vater,« sagte Thiodolf mit freudeweinenden Augen, »hier ist Jemand, der das Sacrament der heiligen Taufe von Euch zu empfangen begehrt.«

Jonas blickte die Ankömmlinge eine Zeitlang staunend an; endlich sagte er: »Thiodolf, mein lieber Sohn, wie ist dir denn die Erkenntniß der heiligen Handlung so plötzlich gekommen? Denn daß du dich im leichtfertigen Taumel so halb und halb bekehrt vor den Tisch des Herrn stellen könntest, – das kann ich mir doch von deines Gleichen gar nicht vorstellen.«

»Da sey auch Gott vor, lieber Vater;« sagte Thiodolf, und erzählte Alles, was in den letztem Stunden mit ihm vorgegangen war. Staunend sah Priester Jonas in Bertram's Augen, und sprach: »Ihr seyd wohl ein Geistlicher! oder wäret Ihr gar ein Heiliger selbst?«

»Ich bin kein Geistlicher,« entgegnete Bertram, ich bin kein Heiliger; aber ein tüchtiger, werkthätiger Mensch bin ich wohl, und dergleichen Leuten beschert der liebe Vater im Himmel oftmahls ein sehr gutes Gelingen. Ihr müßt Euch auch nicht allzusehr darüber wundern, daß eben meine einfachen Worte den jungen Kriegsfürsten für des lieben Heilands Lehre gewonnen haben, denn lange schon wirkten Eure und der Prinzessinn Theodora Lehren stillthätig in seinem kräftigen Geist. Nun kam es nur eben auf den letzten befruchtenden Regentropfen an, und den gab mein ermahnendes Wort an der Sophienkirche – zufälligerweise, dafern es in so heiligen und hochwichtigen Dingen irgend etwas Zufälliges gibt.«

»Nein, Ihr habt Recht!« sagte Jonas. »Zufall heißt hier nicht viel minder als Gottesleugnung. Wann willst du getauft seyn, mein lieber, geistlicher Sohn Thiodolf? Die kaiserliche Familie hat es sich sehr feyerlich für dich ausgedacht.«

»Ich aber sehr einfach; entgegnete der Norderheld. Mich dürstet nach dem Tranke des ewigen Lebens, und Bertram genügt mir als Taufzeuge vollkommen. Daß es aber allerwärts Wasser dazu gibt, dafür hat ja eben der gesorgt, welcher vom Kreuze aus die ewigen, unsichtbaren Arme allgegenwärtig liebend nach uns ausbreitet.«

Der Meister beugte sein Haupt in freundlicher Ergebung vor dem Schüler, und die heilige Handlung ward heimlich und ernst vollzogen, wobey der neue Jünger, als warum er herzinniglich gebethen hatte, seinen rühmlichen Nahmen Thiodolf behielt.


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