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Das große Heer noch stille lag, Dessen Poidikonjonz pflag. Nur Ein werther junger Mann Nahm Theil am Streit mit seinem Bann: |
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25 | Der Herzog von Lanveronz. Da kam Poidikonjonz; Auch nahm der altweise Mann Sie allzumal mit sich hindann: Vorüber war das Vesperspiel, Um werthe Fraun gestritten viel. |
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Da sprach Poidikonjonz |
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5 | Wähnt ihr, das sei wohlgethan? Hier ist der werthe Lahduman Und mein Sohn Meljakanz: Kommen die zwei in den Tanz Und ich, so mögt ihr Streiten sehn, |
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10 | Wenn ihr Streit könnt prüfen und verstehn. Ich komme nicht von dieser Statt, Ich mach euch All noch Kämpfers satt, Es sei denn, daß sich mir mit Beben Weib und Mann gefangen geben.« |
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15 |
Da sprach der Herzog Astor: |
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20 | Wann lehrtet ihr das eure Degen? So schlaf ich, wo man streiten soll; Den Streit verschlafen kann ich wohl. Doch glaubt mir, wär ich nicht gekommen, Die Bürger hätten Preis und Frommen |
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25 | Davon getragen bei der Fahrt: Vor Schanden hab ich euch bewahrt. Um Gott, besänftigt euern Zorn: Hier ist mehr gewonnen als verlorn Von eurer Massenie, Wills gestehen Frau Obie.« |
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Wohl muste Meljanz, seinen Neffen, |
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5 | Sein neuer Preis darfs nicht beklagen. Nun höret von Obien sagen. Die erwies nun Haß genug |
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10 | Sie sandte einen Garzon Hin zu Gawan unterm Saal. Sie sprach: »Geh hin und frag einmal, Ob die Rosse zu verkaufen sei'n, Und ob er wohl in Kist und Schrein |
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15 | Führe gutes Kramgewand? Wir Frauen kaufens allzuhand.« Der Garzon kam gegangen: |
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20 | Als sein Herz zusammenschrickt. Der Garzon wurde so verzagt: Ungefragt und ungesagt Blieb, was sie ihn bestellen ließ. Gawan die Rede doch nicht ließ: |
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25 | Er sprach: »Hallunke, packe Dich, Maulschellen fürchterlich Sollst du haben kreuz und quer, Kommst du noch einmal hieher.« Der Garzon lief was er konnte; Nun höret, was Obie begonnte. |
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Einen Junker schickt sie wieder |
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5 | Thu zu meiner Ehre Und seine Mannheit dran bewähre. Sieben Rosse dort am Graben Unterm Oelbaum soll er haben Und noch andern Reichtums viel. |
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10 | Einen Kaufmann, der uns trügen will, Soll er des Gutes pfänden. Ich getrau es seinen Händen, Sie nehmens unvergolten; Auch behält ers unbescholten.« |
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15 |
Der Knappe ging hinab und sagte, |
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20 | Der selten hohen Muths vergaß. Da fand er jedes Fehls Verlust, Lichtes Antlitz, hohe Brust Und einen Ritter wohlgethan. Scherules blickt' ihn prüfend an, |
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25 | Er sah den Arm, jedwede Hand, Wie Alles ihm so adlig stand. »Herr,« sprach er, »unser Gast seid ihr; Nicht wohl bei Sinnen waren wir, Daß ihr nicht Herberg längst empfingt; Unsre große Schuld ists unbedingt. |
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362 | Ich will nun selber Marschall sein; Leut und Gut und was nur mein, Das soll euch ganz zu Diensten stehn. Keinen Wirth hat je ein Gast gesehn, |
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5 | Der ihm so gern ist unterthan.« »Großen Dank, Herr,« sprach Gawan. »Nicht verdient' ich Solches noch; Gerne folg ich euch jedoch.« Scherules den Tadel mied, |
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10 | Sprach, wie ihm die Treue rieth: »Da es mir zu thun verbleiben muste, Wohlan, ich schütz euch vor Verluste, Es beraub euch denn das äußre Heer: Dann steh ich mit euch wohl zu Wehr.« |
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15 | Er sprach mit frohem Munde Zu den Knappen in der Runde: »Hebt auf das Rüstzeug allzumal: Wir wollen nieder in das Thal.« Gawan fuhr mit seinem Wirth. |
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20 | Obie, auch hiedurch ungeirrt, Schickt' ein Spielweib als Gesandte Zu ihrem Vater, der sie kannte: »Geh und sag ihm Wort für Wort: Ein Falschmünzer reite dort |
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25 | Und führe bei sich großes Gut. Bitt ihn (da er doch die Flut Von Knechten habe, deren Sold Rosse sei'n, Gewand und Gold), Ihnen diesen Preis zu geben: Ihrer Sieben hätten so zu leben.« |
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Sie ging und sagt' ihm unverhohlen, |
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5 | Die nimmt er ohne Weigern an. Lippaut, den getreuen Mann, Die vielen Söldner drängten ihn: Da dacht er wohl in seinem Sinn: »Ich muß dieß Heil gewinnen, |
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10 | Er soll mir nicht entrinnen.« Alsbald verfolgt' er den Degen. Da kam ihm Scherules entgegen Und frug ihn: »Herr, wohin so jach?« »Einem Betrüger reit ich nach: |
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15 | Ich höre von ihm sagen, Falsch Geld hab er geschlagen.« Schuldlos war Herr Gawan ganz; |
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20 | Scherules muste lachen. Da sprach er: »Herr, ihr seid betrogen, Wer es euch sagte, hat gelogen, Ob es Weib sei oder Mann. Unschuldig ist mein Gast hieran; |
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25 | Lernet jetzt ihn anders preisen: Keine Münze hat er aufzuweisen. Wollt ihr der rechten Märe lauschen, Er kann nicht wechseln, kann nicht tauschen. Seht ihn nur an, vernehmt sein Wort; Er ist in meinem Hause dort. |
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364 | Kennt ihr ritterliches Wesen, So mögt ihr hier nur Gutes lesen: Er war auf Falschheit niemals aus. Wer ihn des zeihen will durchaus, |
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5 | Wärs mein Vater, wärs mein Kind, Alle die ihm feindgesinnt, Mein nächster Freund, mein Bruder, Müste des Kampfes Ruder Wider mich ziehn: ich will ihn wehren, |
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10 | Alle Unbill von ihm kehren, Wenn ihr mich, Herr, nicht drum verdammt. In einen Sack aus Schildesamt Wollt ich mich lieber ziehen, In eine Wüste fliehen |
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15 | Zu unbekanntem Lande, Eh ihr eure Schande Solltet, Herr, an ihm begehn. Gütlich würd euch beßer stehn Sie zu empfangen, die da kommen, |
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20 | Weil sie von eurer Noth vernommen, Als daß ihr sie berauben wollt; Das meidet, Herr, ich bin euch hold.« Da sprach der Fürst: »Laß mich ihn sehn. |
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25 | Sie ritten, wo sie Gawan fanden: Zwei Augen und ein Herz gestanden (Die kamen Lippaut zugesellt), Daß der Gast ein edler Held, Und rechter mannlicher Sinn Aus seinen Geberden schien. |
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Wen jemals wahrer Liebe Drang |
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5 | So versetzet und verpfändet, Kein Mund es je vollendet Was Minne Wunder wirken kann. Es sei Weib oder Mann, Sie schwächt an klugem Sinne |
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10 | Oft herzliche Minne. Obie und Meljanz, Die beiden liebten sich so ganz Und gar mit solchen Treuen, Sein Zorn sollt euch nicht freuen, |
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15 | Der sie verzürnt hat und entzweit. Nun gab ihr Trauer solches Leid, Zum Zorne stimmt' es ihre Huld. Das büßte Gawan sonder Schuld Und andre, die es mit ihm litten. |
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20 | Sie fiel aus weiblichen Sitten, Ihre Sanftmuth trübte sich mit Zorn. Es war ihr beider Augen Dorn, Wo sie den werthen Mann erblickte. Ihrem Herzen, das Meljanz entzückte, |
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25 | Sollt er durchaus der Höchste sein. Sie dachte: »Bringt er mich in Pein, Für ihn will ich sie tragen – Der ganzen Welt entsagen Für den werthen jungen süßen Mann: Das hat das Herz mir angethan.« |
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366 | Da oft aus Zorn die Minne spricht, So tadelts an Obien nicht. Nun höret ihren Vater an: |
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5 | In seinem Land willkommen hieß, Zu ihm begann und sprach er dieß: »Herr, daß ihr hergekommen, Mag uns zum Heile frommen. Ich bin gefahren manche Fahrt, |
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10 | Kein Antlitz hab ich je gewahrt, Das mir solche Freude bot. In dieser ängstlichen Noth Soll uns eurer Ankunft Tag Trösten, der wohl trösten mag.« |
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15 | Er bat ihn: »Thut hier Ritterschaft. Fehlt euch Harnisch, Schild und Schaft, Das laß ich euch bereiten, Herr, wollt ihr für uns streiten.« Da sprach der werthe Gawan: |
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20 | »Ich war dazu ein willger Mann; Ich bin gesund und wohlgerüstet – Doch streiten darf ich, wie mich lüstet, Nicht vor bestimmtem Tage. Sieg oder Niederlage |
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25 | Wollt ich für euch erleiden; Doch muß ich es vermeiden, Herr, bis der Kampf geschlichtet, Dem ich theuer bin verpflichtet, Wo ich bei aller Werthen Gruß Mich mit dem Schwerte lösen muß |
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367 | (Mich führt dahin die Straße), Wenn ich nicht das Leben laße.« Das war Lippaut ein Herzeleid, |
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5 | Eurer höfschen Zucht und Huld, Vernehmet meine Unschuld. Zwei Töchter hab ich, sie sind Mir lieb; wer liebte nicht sein Kind? Was mir an denen Gott gegeben, |
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10 | Damit will ich in Frieden leben. Wohl mir, auch des Kummers wegen, Den ich jetzt um sie muß hegen! Den trägt jedoch die Eine Mit mir in engerm Vereine; |
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15 | Nur sind wir darin entzweit: Ihr thut mein Herr mit Minnen leid Und mir mit Unminne. Wenn ich mich recht besinne, So thut mein Herr Gewalt mir an, |
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20 | Weil ich keinen Sohn gewann. Mir sollen Töchter lieber sein; Was thuts, erleid ich diese Pein? Ich will sie mir zum Heile zählen. Wer mit der Tochter einst soll wählen, |
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25 | Ist ihr verboten gleich das Schwert, Sie weiß schon, wie sie sonst sich wehrt: Sie wird ihm würdiglich erwerben Einen wackern Sohn zum künftgen Erben. Darauf ist auch mein Sinn gestellt.« »Das gewähr euch Gott,« so sprach der Held. |
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Lippaut der Herzog bat ihn sehr: |
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5 | Daß ich nicht Treue muß entbehren. Eins jedoch will ich gewähren: Es zu erwägen diese Nacht; Dann hört ihr, wie ich mich bedacht.« Der Fürst ihm dankt' und ging zur Hand; |
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10 | Zu Hof er seine Tochter fand Und des Burggrafen Töchterlein; Die beiden schnellten Ringelein.368, 12. Das Kinderspiel »Ringleinschnellen«, in schnelle kreisende Bewegung bringen, erwähnt der Dichter auch im Willeh. 327, 8. Lippauts Frage, wannen kommst du? ist allerdings auffallend; doch mochte sich Obilot wohl zum Ausgehen geschmückt haben, und der Vater, der sie mit Klauditten spielen sah, zunächst an den andern Fall denken, daß sie von dem Ausgange schon zurück sei. Da sprach er Obiloten zu: »Von wannen, Tochter, kommst du?« |
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15 | »Zur Stadt, Vater, will ich. Er gewährt mirs sicherlich: Ich will den fremden Ritter bitten, Daß er mir dient nach Ritterssitten.« »So sei dir, Töchterlein, geklagt: |
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20 | Er hat mir zu- noch abgesagt; Doch unterstütze meine Bitte.« Sie lief zum Gast mit schnellem Schritte. Da sie in seine Kammer ging, |
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25 | Hin zu den Süßen setzt' er sich, Und dankt' ihr, daß sie minniglich Ihm bei der Schwester Beistand bot. Er sprach: »Litt je ein Ritter Noth Um ein so kleines Fräulein, So sollt ichs auch gesonnen sein.« |
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Die junge süße klare Maid |
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5 | Der je mein Sprechgeselle ward. Ist meine Zucht dabei bewahrt Und auch mein verschämter Sinn, Das giebt mir freudigen Gewinn: Denn meine Meisterin sprach, |
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10 | Die Rede wär des Sinnes Dach.
»Herr, ich flehe euch und mich; |
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15 | Ich wandle doch des Maßes Pfad, Da ich zugleich mich selber bat: Ihr seid in der Wahrheit Ich, Scheiden auch die Namen sich. Nehmet meinen Namen an, |
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20 | So seid ihr Maid zugleich und Mann. Drum hab ich euch und mich begehrt. Laßt ihr mich, Herr, nun ungewährt Und beschämt von hinnen gehn, So muß dafür zu Rede stehn |
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25 | Euer Preis vor eurer wahren Zucht, Daß eine Magd umsonst gesucht Euch zur Hülfe zu bewegen. Ist euch, Herr, daran gelegen, Ich will euch geben Minne Mit Herzen und mit Sinne. |
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»Habt ihr mannlichen Brauch, |
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5 | Daß ihm Freund' und Vettern Hülfe senden: Das braucht euch doch nicht abzuwenden, Nein, dienet uns um meinen Lohn.« Er sprach: »Frau, eures Mundes Ton Will mich von Treue scheiden: |
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10 | Wollt ihr mir Treu verleiden? Da ich Treu zum Pfande bot, Lös ich sie nicht, so bin ich todt. Doch setzt auch, daß ich Dienst und Sinne Richten wollt aus eure Minne – |
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15 | Eh ihr Minne möchtet geben, Müstet ihr noch fünf Jahr leben; Das ist für eure Zeit die Zahl.« Da gedacht er doch, wie Parzival Sich mehr auf Fraun als Gott verließ. |
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20 | Ihm war als ob der Freund ihn hieß', Er soll' ihr zu Gebote sein. Er versprach dem Fräulein, Helm und Schild für sie zu tragen. Scherzend hörte sie ihn sagen: |
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25 | »In eurer Hand sei mein Schwert; So jemand Tjost von mir begehrt, Ihr müßt den Buhurd reiten, Für mich tjostierend streiten. Ob mich Alle kämpfen sehn, Doch muß der Kampf von Euch geschehn.« |
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Sie sprach: »Des bin ich gern gewillt: |
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5 | Ich bin für alle Fälle Eur Geleit und eur Geselle, Wider Unglücks Sturm ein Dach, Im Ungemach ein sanft Gemach. Meine Minne soll euch Frieden geben, |
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10 | Vor Sorge sichernd euch umschweben, Daß eure Kraft nichts stört noch irrt, Sich zu wehren trotz dem Wirth. Ich bin Wirth und Wirthin, Bin euch im Streit Begleiterin. |
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15 | Bleibt ihr dessen eingedenk, Wird Heil und Kraft euch zum Geschenk.« Da sprach der werthe Gawan: |
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20 | Ihr müßt mir Trost und Minne geben.« Derweil lag ihre kleine Hand In der seinen festgebannt. Da sprach sie: »Herr, ich will nun gehn, Was meines Amts ist, zu versehn. |
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25 | Wie zögt ihr ohne meinen Sold? Dazu wär ich euch allzuhold. Meine Sorge sei, bei Zeiten Euch mein Kleinod zu bereiten: Wenn ihr das tragt, in keiner Weise Weicht euer Preis dann anderm Preise.« |
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Aufbrach die Magd und ihr Gespiel. |
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5 | »Werdet ihr erst achtzehn alt, Trüg dann Spere nur der Wald, Der jetzt viel ander Holz noch hat, Das ist euch Zwein geringe Saat. Da so schon eure Jugend zwingt, |
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10 | Wenn ihrs zu vollen Jahren bringt, Eure Minne lehrt noch Rittershänden Schild und Spere viel verschwenden.« Mit Freuden sonder Leide |
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15 | Des Burggrafen Töchterlein Sprach: »Nun sagt mir, Herrin mein, Womit wollt ihr ihn begaben, Da wir nichts als Docken (Puppen) haben? Wenn meine schöner wären, |
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20 | Gebt die, ich wills nicht wehren Und verschmerze sie auch balde.« Mitten in des Berges Halde Kam Lippaut der Fürst geritten. Obiloten und Klauditten |
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25 | Sah er sich entgegen gehn: Er bat sie beide stillzustehn. Da sprach die junge Obilot: »Vater, mir war nie so noth Deiner Hülfe noch; auch gieb mir Rath. Der Ritter thut, wie ich ihn bat.« |
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»Tochter, was dein Sinn begehrt, |
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5 | »So will ich, Vater, dir es sagen, Dir meinen Kummer heimlich klagen; So thu an mir dann gnädiglich.« Er hob sie auf sein Pferd zu sich. Sie sprach: »Wo bleibt dann mein Gespiel?« |
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10 | Der Ritter hielten bei ihm viel: Die stritten, wer sie nehmen sollte, Da sie ein Jeder haben wollte, Bis endlich Einer sie gewann. Klauditte war auch wohlgethan. |
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15 |
Unterwegs ihr Vater sprach zu ihr: |
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20 | Da hab ich, fürcht ich jetzt, getobt. Hab ich ihm nichts zu geben, Was soll mir dann das Leben, Da er mir zu dienen sich erbot? Scham und Schande färbt mich roth, |
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25 | Wenn ich ihm nichts geben kann; Einer Magd war nie so lieb ein Mann.« Da sprach er: »Tochter, zähl auf mich: |
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374 | Deine Mutter müst es denn verdrießen. Möcht uns Heil daraus entsprießen! O der stolze, werthe Mann. Wie zieht er Herz und Sinn mir an! |
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5 | Gesprochen hatt ich nie ihn noch; Da sah ich heut im Schlaf ihn doch.« Lippaut ging zur Herzogin, Obiloten führt' er zu ihr hin. Da sprach er: »Herrin, helft uns zwein. |
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10 | Laut vor Freude möcht ich schrein, Daß Gott mich dieser Magd berieth. Die mich von Sorg und Unmuth schied.« Die alte Herzogin begann: »Was heischt ihr meines Gutes dann?« |
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15 | »Frau, da ihr uns willfährig seid, Obilot begehrt ein beßer Kleid. Sie meint auch wohl, sie wär es werth, Da ein Solcher ihrer Minne gehrt; Da er ihr zu dienen denkt |
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20 | Und das Kleinod will, das sie ihm schenkt.« Da hob des Mägdleins Mutter an: »Der gute, herliche Mann! Ich weiß, ihr meint den fremden Gast; Er glänzt wie Maiensonnenglast.« |
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25 |
Sammet von Ethneise |
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375 | Daraus die Heiden schön Gewand Wirken; mit Kunstverstand Legen sie das Gold in Seiden. Da muste man das Kleid ihr schneiden |
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5 | Nach des Herzogs Gebot. Er misste gern für Obilot Das beste wie geringste Tuch. Einen Goldstoff fest genug Schnitt man an das Fräulein. |
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10 | Ihr must ein Arm entblößet sein: Ein Aermel ward davon genommen, Den sollte Gawan bekommen. Das war ihr Kleinod, ihr Präsent, |
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15 | Fern aus der Heidenschaft geführt. Ihren rechten Arm hatt er berührt; Doch noch dem Rock nicht angenäht: Nie ein Faden ward dazu gedreht. Klauditte bracht ihn alsobald |
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20 | Gawan dem Degen wohlgestalt: Da ward er aller Sorgen frei. Seiner Schilde waren drei: Auf einen schlug er ihn zuhand.375, 23. Vgl. zu 32, 14. All sein Kummer verschwand; |
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25 | Auch entbot ihr großen Dank der Degen. Heil erfleht' er Weg und Stegen, Wo die Jungfraue ging, Die ihn so gütlich empfing Und sein wahrnahm minniglich, Daß aller Kummer von ihm wich. |
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Der Tag war hin, nun kam die Nacht. |
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5 | Die Innern hätten Wehr genug. Sie steckten ihrer Letzen376, 6. Letzen = Vorposten, äußerste Schutzwehr. Zug Ab bei lichtem Mondenschein. Sie mochten wohl erledigt sein Aller Furcht und Zagheit. |
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10 | Da hatten sie vor Tag bereit Der Zingeln zwölf von großer Weite; Die schützten Gräben vor dem Streite. Jede Zingel muste haben Drei Barbigan,376, 14. Bollwerk der Belagerten außerhalb der Mauer zum Schutz der Oeffnungen in den Zingeln. Vgl. 385, 24. hinauszutraben. |
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15 |
Kardefablets von Jamore |
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20 | Selber auch gar ritterlich; Die Wirthin war seine Schwester. Er war entschloßener und fester Als mancher streitbare Mann, Der sich im Streit wohl tummeln kann. |
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25 | Drum litt er gern im Streiten Pein. Sein Heer zog über Nacht herein. Er kam aus fernem Land gefahren: Denn selten pflegt' er sich zu sparen, Wo es Kampfgetümmel galt. Vier Thore wehrt' er mit Gewalt. |
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Was der Brücke jenseits lag, |
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5 | Wogegen Die von Jamor Ueber die Brücke ritten vor. Die Pforten wurden so bemannt, Stark genug zum Widerstand Sah man sie beim Morgenscheine. |
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10 | Scherules erkor sich eine: Mit Gawan dem Degen gut Ließ er die nicht aus der Hut. Man hörte da von Gästen |
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15 | Beschwerde, daß schon Kampf geschehn Wär, von dem sie nichts gesehn, Da man das Vesperspiel gefochten, Eh sie mit tjostieren mochten. Gar überflüßig war die Klage: |
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20 | Ungezählt am selben Tage Bot man es Allen, die Gelüsten Trugen, sich zum Kampf zu rüsten. In den Gaßen sah man groß Gewühl: |
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25 | Zogen allenthalben ein, Immer noch bei Mondenschein; Auch mancher Helm, kostbar verziert (Am Morgen ward damit tjostiert) Und mancher Sper von lichtem Stahl. Ein Regensburger Zindal |
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378 | Würde nicht sehr gepriesen Vor Beaurosch auf den Wiesen: Da sah man Wappenröcke tragen, Deren Kaufpreis hatte mehr betragen. |
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5 |
Die Nacht hielt ihren alten Brauch: |
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10 | Spergekrach, als ob am Himmel Eine Wolk am Platzen wär. Da war von Li das junge Heer Im Kampf mit Denen von Lirivoin Und mit dem König von Avendroin. |
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15 | Da erscholl so manche laute Tjost, Als würfe man auf glühnden Rost Kastanien, daß sie sprängen. Avoi, wie sie sich mengen! Wie von den Gästen ward geritten |
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20 | Und von den Bürgern gestritten!
Der Burggraf und Gawan, |
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25 | Die sang ein Pfaffe Gott und ihnen: Da mochten sie wohl Preis verdienen; Denn sie hielten ihr Gesetze. Sie ritten hinter ihre Letze: Die Zingeln nahmen wohl in Hut Viel der werthen Ritter gut. |
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379 | Das waren Scherules Leute; Wacker stritten die heute. |