Wolfram von Eschenbach
Parzival und Titurel
Wolfram von Eschenbach

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§. 19. Templerorden.

Daß wir in der Gralssage nicht mit Wolf und Görres eine kirchliche Ueberlieferung von alten druidischen Priesterdynastien, deren Symbol der Gral gewesen, anzunehmen haben, ergiebt sich aus §. 12. Den etwaigen Zusammenhang mit der Geheimlehre des Templerordens müßen wir künftigen Forschungen überweisen. Doch scheint es unsere Pflicht, was für diese Ansicht geltend gemacht worden ist, hier noch anzuführen.

Fauriel, der in dem Templeisentum, d. h. in der Ritterschaft des Grals, nur eine Anspielung auf die Tempelritter findet, beruft sich auf die Macht und die Reichtümer, welche der Orden schon früh im südlichen Frankreich und nordöstlichen Spanien, namentlich aber in den Pyrenäen gewann, wo, seit dem Tempelhause, das Roger III. Graf von Foix, 1136, als das erste in Europa dort gestiftet habe, die Schlößer, Kirchen und Kapellen der Templer sich sehr vervielfältigt hätten.

St. Marte legt auch auf die Uebereinstimmung des Namens Gewicht, so wie auf die mehrerer Ordensregeln und Gebräuche, indem z. B. die Templer beim Abendmal sich, abweichend von der römischen Liturgie, der Anfangsworte des Evangeliums des Johannes bedient hätten, die auch bei der Taufe des Feirefiss (817, 16) vorkommen; hauptsächlich gründet er sich aber auf die bekannten, den Templern Schuld gegebenen Ketzereien, die Verehrung gewisser Idole, sogenannter Baffomete, von welchen sie Reichtümer und alle Früchte der Erde überflüßig erhofft, und vor welchen sich die Novizen, wie Parzival vor dem Gral (795, 24), dreimal verehrend zur Erde geworfen hätten, dann den Glauben an Geister und Dämonen, was allerdings an die himmlische Schar und jene andern Engel erinnert, welche nach Trevrezents Vorgeben den Gral dienend umschweben sollten. Dabei bleibt es ihm jedoch unentschieden, ob die Ankläger diese Inkriminationsartikel aus den Romanen vom Gral oder aus erhorchten Brocken der wirklichen Geheimlehre der Templer entnommen; es ließe sich auch umgekehrt denken, und dieß scheint Fauriels Ansicht, daß die Verfaßer der Gralsromane den Templerorden im Auge gehabt, und manche Züge von ihm entliehen hätten. Am stärksten spricht für einen Zusammenhang, daß im Mabinogi, S. 350 oben, noch das blutige Haupt auf der Schüßel liegt, und die Templer angeklagt wurden, ein Haupt zu verehren, von welchem sie Reichtum u. s. w. erflehten. Diesen Punkt übergeht St. Marte, weil er in dem Mabinogi noch keinen Bezug auf den Gral erkennt. Es ist aber oben ausgeführt, wie dieß Haupt auf Johannes den Täufer weist, dessen Capelle die Genueser auch die kostbare Schale weihten, die bei der Einnahme von Cäsarea 1101 erbeutet ihnen bei der Theilung zu sehr hohem Preise angerechnet ward, wohl ebenso sehr der Heiligkeit Cäsareas wegen, wo der Apostel Paulus gefangen geseßen, und Petrus ein Haus gehabt haben sollte, das man den Kreuzfahrern zeigte, als der Kostbarkeit der Schüßel selbst, obgleich auch diese sehr hervorgehoben wird. Vorgeblich bestand sie aus einem einzigen Stück Smaragd, während sich neuerdings ergeben hat, daß sie von Glasfluß ist. Helinand (Chron. p. 92) scheint sie im Sinne zu haben, indem er de catino illo paropside spricht, den er für die Abendmalsschüßel hält und Gradalis (Gral) nennt. Wahrscheinlich hatten die Genueser, um ihrer Reliquie größern Werth zu verleihen, sie für beides ausgegeben. Vgl. St. Marte Wolfram II. 415 und Jonckbloet Geschiedenis S. 356.


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