Wolfram von Eschenbach
Parzival und Titurel
Wolfram von Eschenbach

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        Da sprach sie: »Du bist Parzival.
Nun sage, sahest du den Gral
252   Und den Wirth, den Freudeleeren?
Laß liebe Kunde hören.
Ist sein Jammer noch zu stillen,
Wohl dir, der selgen Reise willen!
5   So weit die Lüfte Land umfangen,
So weit soll deine Hoheit langen.
Dir dienet Alles, Zahm und Wild,
Aller Erdenwunsch ist dir gestillt.«

Parzival der Weigand

10   Sprach: »Woran habt ihr mich erkannt?«
Da sprach sie: »Sieh, ich bins, die Magd,
Die dir ihr Leid schon hat geklagt,
Dir deinen Namen nannte.
Verschmäh nicht die Verwandte:
15   Deine Mutter ist mir Muhme,
Aller Erdenreinheit Blume,
Ob lautern Thau sie nie empfing.
Gott lohns, daß dir so nahe ging
Mein Freund, den eine Tjost mir schlug.
20   Hier hab ich ihn. Noth genug
Hat mir Gott an ihm gegeben,
Daß er nicht länger sollte leben.
Er war reich an Mannesgüte:
Aus seinem Tod mein Leid erblühte;
25   Auch hat sich mir von Tag zu Tage
Schmerzlich um ihn erneut die Klage.«

»O weh, wo blieb dein rother Mund!
Bist dus, Sigune, die mir kund
That so getreulich, wer ich war?
Dein lockig langes braunes Haar,

253   Das ist von deinem Haupt geschwunden.
Da ich dich in Briziljan gefunden,
Da warst du noch so minniglich,
Obwohl schon Jammer warb um dich.
5   Jetzt verlorst du Farb und Kraft.
Dieser traurigen Gesellschaft
Verdröße mich, sollt ich sie haben:
Laß diesen Todten uns begraben.«

Die Augen näßten ihr das Kleid.

10   Auch hätt ihr wohl zu keiner Zeit
Lunete solchen Rath gegeben.
Die rieth der Herrin: »Laßt am Leben
Diesen Mann, der euern schlug:
Er giebt euch wohl Ersatz genug.«253, 10–14. Anspielung auf den Iwein, das Meisterwerk Hartmanns von Aue. Lunete rieth ihrer Herrin, den Ritter, der ihren Gemahl erschlagen hatte, zum Mann zu nehmen. Ihre Hauptgründe sind: der Ritter habe ihren Gemahl erschlagen müßen, weil er sonst von ihm erschlagen worden wäre; auch sei er tapferer als ihr erster Mann, weil sonst dieser den Ritter besiegt hätte, nicht der Ritter ihn. Somit sei er gar wohl geeignet ihren Verlust zu ersetzen.
15   Sigune wollte kein Ersetzen
Wie Fraun, die Wechsel mag ergetzen,
Die mir zu nennen nicht behagen.
Hört mehr von Siguns Treue sagen.

Die sprach: »Soll mir noch Freude werden,

20   Die wird mir, wenn ihn die Beschwerden
Laßen, den unselgen Mann.
Sollt er von dir Hülf empfahn,
Fürwahr, so bist du Preises werth;
Du trägst am Gürtel auch sein Schwert.
25   Kennst du denn des Schwertes Gaben?
Du magst zum Kampf wohl furchtlos traben.
Ihm liegen seine Schärfen recht.
Ein Schmied von edelm Geschlecht,
Trebüschet, schufs mit eigner Hand.
Einen Brunnen steht bei Karnant;
254   Drum heißt des Landes König Lach.
Das Schwert besteht den ersten Schlag,
Doch von dem andern brichts entzwei.
Bringst du's zum Brunnen, wieder neu
5   Wird es von des Waßers Guß.
Doch von der Quelle nimm den Fluß,
Am Fels, eh ihn beschien der Tag.
Der Brunnen heißt auch selber Lach.
Wenn nicht versplittert sind die Stücken,
10   Man muß sie recht zusammendrücken,
Indem der Brunnen sie benetzt;
Ganz und noch viel schärfer jetzt
Wird gleich ihm Falz und Schneide sein,
Und jedes Mal behält den Schein.
15   Doch das Schwert bedarf ein Segenswort:254, 15. Segenssprüche pflegten Schwertern eingegraben zu werden, um sie zu höherer Kraft zu weihen. Nach einem Segensspruche, der auf einem Schwerte des Anfortas stand, wirkte Trebüchet nach 490, 21 die 234, 18 ff. zuerst erwähnten silbernen Meßer. Dieß Schwert muß aber ein anderes gewesen sein, als das hier gemeinte, welches Trebüchet selber geschmiedet hatte. Daß hier von keinem wirklichen Segensspruch die Rede ist, sondern Sigune die unterlassene Frage meinte, ist Einleitung §. 25 ausgeführt.
Das fürcht ich, ließest du dort.
Hats jedoch dein Mund gelernt,
So gedeiht und wächst und kernt
Des Heiles Fülle stäts bei dir.
20   Lieber Vetter, glaube mir,
So dienet immer deiner Hand,
Was Wunders dort dein Auge fand;
So muß dir die Krone
Des höchsten Heils zum Lohne
25   Ob allen Würdgen werden;
Was man wünschen mag auf Erden,
Wird dir völlig gegeben:
So reich mag Niemand leben,
Der sich dir vergleichen kann,
Hast du der Frag ihr Recht gethan.«

255  

»Keine Fraget sprach er, »that ich da.«
»O weh, daß euch mein Auge sah,«
Sprach die jammersreiche Magd,
»Da ihr zu fragen habt gezagt!

5   So große Wunder, wie ihr saht,
Daß eur Mund da keine Frage that!
Ihr saht doch den hehren Gral,
Saht edler Frauen reiche Zahl,
Die werthe Garschiloie
10   Und Repans de Schoie,
Schneidendes Silber, blutgen Sper.
O weh, was kommt ihr zu mir her?
Unseliger, verfluchter Mann!
Ihr tragt des giftgen Wolfes Zahn,
15   An dem die Galle bei der Treue
So früh sich zeigt zu später Reue.
Euch hätt eur Wirth erbarmen sollen,
An dem Gott Wunder wirken wollen:
So fragtet ihr nach seiner Noth.
20   Ihr lebt und seid am Heile todt.«

Da sprach er: »Liebe Base, zeigt
Beßer, daß ihr mir geneigt.
Ich büß es, wenn ich was verbrach.«
»Das sei euch erlaßen,« sprach

25   Sigune. »Mir ist wohl bekannt,
In Monsalväsch an euch verschwand
Ehr und ritterlicher Preis.
Ihr findet nun in keiner Weis
Antwort fernerhin bei mir.«
So schied Parzival von ihr.

256  

Daß er zu fragen war so laß,
Als er bei dem traurgen Wirthe saß,
Das muste da in Treuen
Den kühnen Degen reuen.

5   Seine Noth war groß, der Tag war heiß,
Er begann zu triefen von Schweiß.
Den Helm, sich zu lüften, band
Er ab und trug ihn in der Hand;
Auch entstrickt' er die Vinteilen256, 9. Der untere Theil des Helmes, der den Mund bedeckte und geöffnet werden konnte; fr. ventaille. sein;
10   Durch Eisenrost war licht sein Schein.

Er kam auf eine frische Spur:
Vor ihm, wenig Schritte nur,
Ging ein Ross gar wohl beschlagen,
Und ein barfuß Pferd, das sah man tragen

15   Eine Frau, die vor ihm ritt
In einem hinkenden Schritt.
Von Mangel schien das Pferd gequält,
Man hätt ihm durch die Haut gezählt
Seine Rippen allzumal:
20   Wie ein Härmlein war es fahl.
Eine Halfter trugs von Bast,
Zu den Hufen fiel die Mähne fast,
Die Augen tief, die Gruben weit.
Der Gaul war von langem Leid
25   Abgequält und abgehetzt;
Oft weckt' ihn Nachts der Hunger jetzt.
Er war dürr wie Zunder;
Sein Gehn war ein Wunder,
Zumal die Werthe, die er trägt,
Wohl selten noch ein Pferd gepflegt.

257  

Das Reitgeräthe allzumal
War ohn alle Breite schmal,
Schellen, Sattelbogen
Zerstückt und verbogen.

5   Sie hatt an Ueppigkeit nicht Theil;
Ihr Obergurt war ein Seil:
Dem war sie doch zu wohlgeborn.
Hier ein Zweig und dort ein Dorn
Hatt ihr das Kleid zerrißen.
10   Wo's von Zerren war zersplißen,
Da wars geflickt mit Stricken;
Darunter sah er blicken
Ihre Haut noch weißer als ein Schwan.
Sie hatte nichts als Hadern an:
15   Wo ihr die geschützt die Haut,
Da wurde sie so blank erschaut;
Das Uebrige litt von Sonne Noth.
Wie es auch kam, ihr Mund war roth:
Den sah man solche Farbe tragen,
20   Man hätte Feuer draus geschlagen.
Wo man sie mocht anreiten,
Stäts wars zur bloßen Seiten;
Nennte sie Einer Vilan,
Der hätt ihr Unrecht gethan,
25   So wenig hatte sie an ihr.
Unverdient, das glaubet mir,
Trug die Frau so großen Haß,
Die nie der reinsten Zucht vergaß.
Noch viel von ihrer Armut
30   Sagt' ich leicht; es ist schon gut:
Ich nähm doch ihren bloßen Leib
Für manches wohlgeschmückte Weib.

258  

Da Parzival den Gruß ihr bot,
Sie erkannt' ihn gleich und wurde roth.
Er war der schönste Mann im Land,
Drum hatte sie ihn bald erkannt.

5   Sie sprach: »Ich hab euch einst gesehn;
Groß Leid ist mir davon geschehn.
Möcht euch mehr Freud und Ehren
Gott immerdar gewähren,
Als ihr verdient habt an mir.
10   Nun hat mein Kleid nicht solche Zier,
Als da ihr mich zuerst ersaht.
Herr, wenn ihr mir nicht genaht
Wäret zu derselben Zeit,
So hätt ich Ehre sonder Leid.«

15  

Da sprach er: »Frau, bedenkt es wohl,
Wer euern Unmuth dulden soll.
Nimmer ward (so viel ich weiß)
Euch noch andrer Frau mit Fleiß
Schande zugefügt von mir

20   (Es wär mir selber keine Zier),
Seit ich den Schild zuerst gewann
Und auf Waffenthaten sann.
Doch muß mich euer Kummer peinen.«
Sie ritt dahin mit lautem Weinen,
25   Auf die Brüste rann es ihr,
Brüste, wie gedreht so zier,
Sie standen hoch empor und weiß;
Es könnte keines Drechslers Fleiß
Sie schöner bilden sicherlich.
War sie gleich so minniglich,
259   Sie must ihn doch erbarmen.
Mit den Händen, mit den Armen
Begann sie sich zu decken
Vor Parzival dem Recken.
5   Da sprach er: »Herrin, nehmt um Gott,
Denn ich biet es ohne Spott,
An euern Leib mein Ueberkleid.«
»Herr, und wär das außer Streit,
Daß all mein Glück daran hinge,
10   So wagt' ich nicht, daß ichs empfinge.
Wollt ihr uns Tödtens machen frei,
So reitet schnell an mir vorbei:
Obwohl ich minder meinen Tod
Beklagen würd als eure Noth.«
15   »Frau, wer nähm uns wohl das Leben?
Das hat uns Gottes Macht gegeben.
Und heischt' es auch ein ganzes Heer,
So stünd ich doch für uns zu Wehr.«

Sie sprach: »Es heischts ein werther Degen:

20   Der ist so tapfer und verwegen,
Daß eurer Sechs ihn nicht bestreitet:
Mir ist leid, daß ihr hier bei mir reitet.
Ich bin einmal sein Weib gewesen;
Jetzt taugte mein verkümmert Wesen
25   Des Helden Dirne nicht zu sein:
So schafft er mir mit Zürnen Pein.«
Da hub er zu der Frauen an:
»Sagt an, wer ist bei euerm Mann?
Denn flöh ich jetzt nach euerm Rath,
Das däucht' euch selber Missethat.
260   Bevor ich fliehen lerne,
Ich sterbe wohl so gerne.«

Da sprach die bloße Herzogin:
»Ich bin hier ganz allein um ihn:

5   Das hilft euch nicht, wenn Streit sich hübe.«
Nichts als Hadern und die Schiebe
War an der Frauen Hemde ganz.
Bei Armut trug sie den Kranz
Weiblicher Zucht in Blüte.
10   Sie pflag so reiner Güte,
Daß aller Falsch an ihr verschwand.
Er verstrickte der Vinteilen Band;
Den Helm er mit den Schnüren,
Zum Kampf ihn zu führen,
15   Auf dem Haupte zurechte rückte.
Das Ross, das sich bückte,
Schrie dem Pferde zu mit lautem Schall.
Der da ritt vor Parzival
Und vor der bloßen Frauen,
20   Vernahms, und wollte schauen,
Wer bei seinem Weibe ritte.
Das Ross mit Zornessitte
Warf er herum mit aller Kraft.
Mit eingelegtem Lanzenschaft
25   Hielt der Herzog Orilus
Zur Tjost bereit, mit festem Schluß
Und rechter mannlicher Wehr.
Von Gahevieß war sein Sper:
Die Farben zeigt' er oft genug,
Die er auch in seinem Wappen trug.

261  

Seinen Helm wirkte Trebüschet.
Der Schild war zu Toled,
In König Kailetens Land,
Geschmiedet diesem Weigand;

5   Rand und Buckel hatten Kraft.
Zu Alexandrien in der Heidenschaft
War gewirkt ein Pfellel gut,
Davon der Herzog hochgemuth
Trug so Kleid als Wappenrock.
10   Seine Decke war zu Tenabrock
Aus harten Ringen geschaffen.
Sein Stolz war sichtbar in den Waffen.
Der Eisendecke Bezug
War ein Pfellel, man schlug
15   Ihn an, daß er nicht wohlfeil wär.
Ihm waren reich und doch nicht schwer
Hosen, Halsberg, Härsenier.
In manches Eisenschillier
War gewappnet dieser kühne Mann,
20   Gewirkt zu Bealzenau,
In der Hauptstadt von Anschau.
Die Kleider dieser bloßen Frau
Glichen seinen nicht in Stoff und Schnitt,
Die hinter ihm so traurig ritt
25   Und es leider jetzt nicht beßer hatte.
Von Soissons war die Harnischplatte;
Sein Ross war von Brumbane
De Salwäsch bei der Montane;
In einer Tjost Roi Lähelein
Erwarb es da, der Bruder sein.

262  

Parzival war auch bereit:
Galoppierend ritt er in den Streit
Gegen Orilus de Lalander.
Auf dessen Schilde fand er

5   Einen Wurm, als ob er lebte.
Ein andrer Drache schwebte
Auf seinen Helm gebunden;
Drachen wurden auch gefunden
Goldgetrieben, zierlich klein
10   (Mit manchem kostbaren Stein
War ein jeder ausgeschmückt,
Von Rubin ihm Augen eingedrückt)
Auf dem Helm und auf dem Kleid.
Den Anlauf nahmen da weit
15   Die beiden Helden unverzagt.
Von keinem ward erst widersagt,
Weil sie der Treu schon ledig waren.
In die Lüfte sah man fahren
Starke Splitter von den Schäften.
20   Mein Hochmuth käm zu Kräften,
Hätt ich solche Tjost gesehn,
Wie hier die Märe läßt geschehe

Da ward in vollem Lauf geritten
Und eine neue Tjost gestritten.

25   Sich gestand Frau Jeschute,
Nie sah sie Tjost so gute.
Die hielt da, rang die Hände;
Die freudenlos elende
Gönnte beiden keinen Schaden.
Im Schweiß sah man die Rosse baden.
263   Sie wollten beide Preis erringen.
Den Glanz der blitzenden Klingen,
Das Feur, das aus den Helmen sprang
Bei manchem kräftigen Schwang,
5   Sah man leuchten fern und nah.
Die besten Kämpfer waren da
Im Kampf zusammen gekommen,
Mög es schaden, möge frommen
Den Kühnen kampferfahren.
10   Wie bereit die Rosse waren,
Darauf sie beide saßen,
Des Sporns sie nicht vergaßen,
Noch des Schwerts von lichtem Stahl.
Preis verdient hier Parzival,
15   Daß er sich also wehren kann
Vor hundert Drachen, Einem Mann.

Der Drachen Einer ward versehrt,
Mit mancher Wunde beschwert:
Der auf Orilus Helme lag.

20   So durchleuchtig, daß der Tag
Hindurch warf seinen vollen Schein,
Stob nieder mancher Edelstein.
Das erging zu Ross und nicht zu Fuß.
Jeschuten ward des Mannes Gruß
25   Wieder erobert mit dem Schwert
Durch diesen Degen kühn und werth.
Im Anritt sie einander schoben,
Daß die Ringe von den Knien zerstoben,
Ob sie gleich von Eisen waren.
Sie wusten kampflich zu gebahren.

264  

Dem Einen reizt' es den Zorn,
Daß seiner Frauen wohlgeborn
Jüngst Gewalt war geschehn,
Die ihn zum Vogt doch hatt ersehn;

5   Ihm war ihr Schutz und Schirm verliehn.
Er wähnt', ihr weiblicher Sinn
Hätte sich von ihm gekehrt,
Also daß sie hätt entehrt
Keuschheit und Reine
10   In verbotenem Vereine.
Das verzieh er ihr nicht;
Auch erging sein Gericht
So über sie, daß größre Noth
Kein Weib noch litt, bis auf den Tod,
15   Und Alles doch ohn ihre Schuld.
Er durft ihr freilich seine Huld
Versagen, wenn er wollte;
Niemand ihn hindern sollte,
Da der Mann des Weibes Meister ist.
20   Doch unser Held, der das vergißt,
Jeschuten mit dem Schwerte
Orilusens Huld begehrte.
Sonst pflegt mans gütlich zu erbitten;
Doch er vergaß der Schmeichelsitten.
25   Unrecht haben Beide nicht.
Der, was krumm ist und was schlicht
Erschuf, der möge beiden
Den Kampf so gnädig scheiden,
Daß es ohne Tod ergehe;
Sie thun doch sonst sich wehe.

265  

Nun stieg der Kampf zur Härte.
Sie wehrten mit dem Schwerte
Kühn den Preis einander.
Dük Orilus de Lalander

5   Stritt nach früh erlernten Sitten.
Wo hat ein Mann so viel gestritten?
Er hatte Kunst genug und Kraft;
Drum war er manchmal sieghaft
Geworden, wie es heut auch ging.
10   Das gab ihm Muth: er umfing
Den jungen starken Parzival.
Doch der ergriff auch ihn zumal
Und hob ihn aus dem Sattel so:
Wie eine Garbe Haferstroh
15   Hielt er ihn untern Arm geschwungen,
Und schnell mit ihm vom Ross gesprungen
Drückt' er ihn über einen Klotz.
Da ließ besiegt von seinem Trotz,
Der solcher Noth war ungewohnt.
20   »Du büßest, daß so übel lohnt
Dieser Frau dein blöder Zorn.
Sieh, nun bist du verlorn,
Wenn du ihr deine Huld nicht schenkst.«
»Das geht so schnell nicht als du denkst,«
25   Sprach der Herzog Orilus:
»Noch zwingt mich nichts zu solchem Schluß.«

Parzival der werthe Degen
Drückt' ihn, daß des Blutes Regen
Aus dem Helme kam gesprungen.
Da war der Fürst bezwungen,

266   Man mochte viel von ihm erwerben:
Er wollte doch nicht gerne sterben.
Der Held zu Parzival begann:
»Weh, du kühner starker Mann,
5   Wie verdient' ich solche Noth,
Durch dich zu sterben den Tod?«

»Ich will dich gerne laßen leben,«
Sprach Parzival, »doch must du geben
Dieser Frauen deine Huld.«

10   »Das thu ich nimmer: ihre Schuld
Ist so, daß man sie nie verzeiht.
Sie war so reich an Würdigkeit:
Die hat sie selber gekränkt
Und mich in tiefes Leid gesenkt.
15   Ich leiste, was du sonst begehrst,
Wenn du das Leben mir gewährst.
Das war mir sonst von Gott verliehn:
Nun bracht es deine Kraft dahin,
Daß ichs danke deinem Preise.«
20   So sprach der Fürst, der weise.

»Mein Leben kauf ich theur von dir.
In zweien Landen trägt die Zier
Der Königskrone würdiglich
Mein Bruder, reicher viel als ich.

25   Nimm dir, welches dir gefällt,
Daß ich dem Tod nicht sei gesellt.
Ich bin ihm lieb, er löset mich,
Wie ichs bedinge gegen dich.
Auch nehm ich dann mein Herzogtum
Von dir. Dein preislicher Ruhm
267   Erwarb hier neue Würdigkeit.
Nur erlaß mir, Degen kühn im Streit,
Diesem Weibe hold zu werden:
Alles magst du sonst auf Erden
5   Mir gebieten immerhin.
Mit der entehrten Herzogin
Will ich nicht versöhnt mich sehn,
Mag mir was da will geschehn.«

Parzival mit hohem Muth

10   Sprach: »Leute, Land, noch fahrend Gut,
Nichts kommt dir zu Gute hier,
Es sei denn du gelobest mir
Gen Britannien zu fahren
Und die Reise länger nicht zu sparen
15   Zu einer Magd: die schlug um mich
Ein Mann, ich räch es sicherlich,
Wenn sie's nicht wehrt: das ist geschworen.
Du sollst dem Mägdlein wohlgeboren
Sichern und meinen Gruß ihr sagen:
20   Wo nicht, so wirst du hier erschlagen.
Artus und seinem Ehgemahl
Bringe meinen Gruß zumal:
Sie lohnen meinen Dienst damit,
Wenn sie ihr vergüten, was sie litt.
25   Dazu will ich schauen,
Daß du verzeihst dieser Frauen
Ohn Arglist und Gefährde:
Sonst must du statt zu Pferde
Auf einer Bahre hinnen reiten,
Willst du mirs widerstreiten.
268   Merk das Wort und thu die Werke;
Deine Hand mirs eidlich bestärke.«
Da sprach der Herzog Orilus
Zu Parzival mit Verdruß:
5   »Mag dem Niemand widerstreben,
So leist ichs: denn ich will noch leben.«

In der Furcht für ihren Mann
Jeschute dachte kaum daran,
Daß noch zu scheiden wär der Streit:

10   Ihr war des Feindes Kummer leid.
Parzival ihn aufstehn ließ,
Da er Verzeihung ihr verhieß.
Der Bezwungne sagte da:
»Frau, daß dieß um euch geschah,
15   Daß ich den Unsieg hab erlangt,
Wohl her, daß ihr den Kuß empfangt.
Mir geht viel Preis durch euch verloren:
Was thuts? das hab ich auch verschworen.«
Die Frau mit dem zerrißnen Kleid
20   War zum Sprunge schnell bereit
Von dem Pferd auf den Rasen.
Wie das Blut aus der Nasen
Noch den Mund ihm machte roth.
Sie küsst' ihn, als er Kuss gebot.

25  

Die dreie ritten unverwandt
Vor eine Klaus in felsger Wand,
Weil Parzival der König da
Eine Heiltumskapsel sah;
Ein bemalter Sper daneben lehnt.
Der Einsiedel hieß Trevrezent.

269  

Parzival getreu verfuhr,
Auf das Heiltum that er diesen Schwur;
Er selber stabte sich den Eid
Und sprach: »Hab ich Würdigkeit –

5   Ob ich sie habe oder nicht,
Wer mit mir unterm Schilde ficht,
Der erfährt wohl meine Ritterschaft.
Dieses Namens ordentliche Kraft,
Wie uns des Schildes Amt besagt,
10   Hat oftmals hohen Preis erjagt;
Es ist auch noch ein hoher Nam.
Ich aber will verzagter Scham
Stäts vor aller Welt verfallen
Und meinen Preis verlieren allen.
15   Diesen Worten steh mein Glück zu Pfand
Vor der Allerhöchsten Hand;
Ich zweifle nicht, die trage Gott.
Mög ich den Verlust und Spott
In beiden Leben stäts empfangen
20   Durch seine Kraft, wenn sich vergangen
Hat diese Frau, da sichs begab,
Daß ich ihr nahm den Fürspann ab:
Noch führt' ich Goldes mehr hindann.
Ich war ein Thor und noch kein Mann,
25   Zu klugen Sinnen nicht gediehn.
Ich sah sie weinen und sich mühn,
Vor Jammer schwitzt' ihr all der Leib:
Sie ist wahrlich ein unschuldig Weib.
Ich nehm es nimmermehr zurück.
Zu Pfande stell ich Ehr und Glück.

270  

»So laßt sie denn unschuldig sein.
Seht, gebt ihr hin ihr Ringelein;
Ihr Fürspann wurde so verthan,
Meine Thorheit sah man wohl daran.«

5  

Die Gab empfing der Degen gut.
Da strich er von dem Mund das Blut
Und küsste sie, sein Herzenstraut;
Auch bedeckt' er ihre bloße Haut.
Ihr schob der Degen auserkannt

10   Das Ringlein wieder an die Hand
Und legt' ihr an sein Ueberkleid.
Das war von theuerm Pfellel, weit,
Und von Heldeshand zerhauen.
Noch selten hab ich Frauen
15   Wappenröcke sehen tragen,
Die im Streite so zerschlagen.
Ihr Ruf hat auch nicht oft Turnei
Gesammeliert noch Sper entzwei
Gebrochen, wo es sollte sein.
20   Der gute Knapp und Lämbekein270, 20. Lämbekein, der Herzog von Brabant und Hennegau, der Schwager des Königs von Gaskon, ist uns aus dem zweiten Abschnitt bekannt; mit dem guten Knappen scheint Iwanet (Iwein) gemeint, der Parzivalen unterwies 156, 11 ff., wie er Ithers Rüstung an sich bringen sollte. Vgl. 156, 29.
Wüsten beßer wohl Bescheid.
So ward die arme Frau befreit.

Der Herzog Orilus begann
Zu Parzival dem kühnen Mann:

25   »Held, mir schafft dein freier Eid
Große Freud und kleines Leid.
Die Niederlage, die ich litt,
Macht mich alles Kummers quitt.
Wohl mit Ehren darf ich nun
Der werthen Frau Genüge thun,
271   Die ich aus meiner Huld verstieß.
Als ich die süße einsam ließ,
Wars ihre Schuld, was ihr geschehn?
Doch weil sie sprach, du wärst so schön,
5   So wähnt' ich, wäre mehr dabei.
Gott lohn dir, sie ist Falsches frei:
Ich hab ihr Unrecht gethan.
Aus dem Wald zu Briziljan
Ritt ich dir nach durch jeune Bois.«271, 9. Vgl. 286, 26. Dir nach steht allerdings nicht im Text, aber der Sinn fordert es.
10   Parzival nahm den Sper von Troyes
Und führt' ihn mit sich hindann.
Den vergaß der wilde Taurian,
Dodines Bruder, dort.
Nun sprecht, wie und an welchem Ort
15   Uebernachten wohl die Helden?
Von Helm und Schilden kann ich melden,
Man sah sie ganz verhauen.
Der Held nahm von der Frauen
Urlaub und von ihrem Herrn.
20   Der edle Herzog nähm ihn gern
Mit sich an seine Feuerstatt:
Es half ihm nicht, wie viel er bat.

Die beiden Degen schieden hier,
So sagt die Aventüre mir.

25   Als Orilus der werthe Held
Wieder heimkam an sein Zelt,
Wo er sein Jagdgesinde fand,
Die Freud in Aller Augen stand,
Daß ihr Herr versöhnt erschien
Mit der liebreichen Herzogin.
272   Das blieb nun länger nicht gespart:
Orilus entwappnet ward;
Auch wusch er Rost sich ab und Blut.
Er nahm die Herzogin gut,
5   Sie an die Sühnstatt zu geleiten;
Zwei Bäder ließ er auch bereiten.
Da lag Frau Jeschute
Weinend bei ihm, die gute,
Vor Freude, nicht von Leideswegen,
10   Wie noch wohl gute Frauen pflegen.
Auch ist das Sprichwort Vielen kund:
Weinende Augen, süßer Mund.
Davon zu sagen wär noch mehr.
Die Lieb hat Freude wie Beschwer.
15   Wer der Liebe Freud und Qualen
Legt' in verschiedne Wagschalen,
Hielt' er ewig sich am Wägen,
Sie bleiben gleich schwer allerwegen.

Zur Sühne kams hier sicherlich;

20   Dann gingen sie zu baden sich.
Zwölf klare Jungfrauen
Mochte man bei ihr schauen,
Die sie gepflegt, seit sie den Mann
Ohne Schuld zum Feind gewann.
25   Sie theilten Nachts ihr Decken mit,
Wie bloß sie oft am Tage ritt.
Sie jetzt zu baden freute sie.
Wollt ihr nun gerne hören (wie
Orilus des inne ward)
Aventüre von Artusens Fahrt?

273  

So begann ein Ritter ihm zu sagen:
»Auf einem Plan sind aufgeschlagen
Tausend Zelte, wo nicht mehr.
Artus, der reiche König hehr,

5   Den die Britten nennen ihren Herrn,
Lagert dort, von uns nicht fern,
Mit wonniglicher Frauen viel;
Eine Meile Wegs ists an das Ziel.
Da ist auch von Rittern großer Schall.
10   Sie liegen den Plimizöl zu Thal
Dieß- und jenseits vom Gestade.«
In Eil fuhr aus dem Bade
Orilus der Herzog froh;
Er und Jeschute thaten so:

15  

Die süße Herrin wohlgethan
Ging zu seinem Bett heran
Aus dem Bad: sie hatten frohe Zeit.
Sie verdiente wohl ein beßer Kleid,
Als lange ward der Armen.

20   Mit engem Umarmen
Gab Minne freudigen Gewinn
Dem Herzog und der Herzogin.
Die Fürstin zogen Jungfraun an;
Die Rüstung brachte man dem Mann.
25   Jeschutens Kleid war wohl zu loben.
Vögel gefangen auf dem Kloben
Die Zwei mit Freuden aßen,
Die vor dem Bette saßen.
Frau Jeschute manchen Kuss
Empfing; den gab ihr Orilus.

274  

Da brachte man der Fraue werth
Ein schönes starkes Zelterpferd;
Gezäumt ists und gesattelt wohl.
Man hebt sie drauf, die reiten soll

5   Von hinnen mit dem Kühnen.
Sein Ross trug Eisenschienen,
Wie er es heut im Streit geritten.
Das Schwert, mit dem er früh gestritten,
Vorn vom Sattel niederhing.
10   Von Haupt zu Fuß gewappnet ging
Der Herzog zu dem Pferde hin
Und sprang drauf vor der Herzogin.
Eh er mit ihr fuhr hindann,
Gebot er seinem ganzen Bann
15   Gen Laland heimzukehren;
Nur ein Ritter sollt ihn lehren,
Wo König Artus weile,
Sein harrn das Volk derweile.

Sie waren Artus schon so nah,

20   Daß man seine Zelte sah
Meilenlang am Waßer nieder.
Da sendet' er den Ritter wieder
Heim, der ihn dahin geleitet.
Frau Jeschut die schöne nur begleitet
25   Ihn als Gesind und Niemand mehr.
Artus der reiche König hehr
War nach dem Eßen
Auf einem Plan umseßen
Von der Tafelrunder Reihe.
Orilus der Falschesfreie
275   Kam da in ihren Kreiß geritten;
Sein Helm, sein Schild war so verschnitten,
Man sah da keiner Zierde Mal:
Die Schläge schlug ihm Parzival.

5  

Vom Rosse sprang der kühne Mann;
Frau Jeschute hielt es an.
Mancher Junker näher sprang;
Um ihn und sie war großer Drang:
»Laßt uns der Rosse pflegen.«

10   Orilus der werthe Degen
Legt' aufs Gras des Schildes Scherben
Und begann nach ihr, der hier sein Werben
Galt, zu fragen allzuhand.
Kunneware de Laland
15   Ward ihm gezeigt, wo sie saß.
Die nichts an edler Zucht vergaß.

Gewappnet er so nahe ging,
Daß ihn das Königspaar empfing.
Er ging und brachte Sicherheit

20   Seiner Schwester, der schönen Maid.
Bei den Drachen am Gewand
Hatte sie ihn gleich erkannt.
Sie sprach: »Du bist der Bruder mein,
Orilus oder Lähelein.
25   Nicht nehm ich eure Sicherheit:
Ihr wart mir beide stäts bereit
Zu jedem Dienste, der mir Noth.
Ich wär an aller Treue todt,
Sollt ich mit euch kriegen,
Mich selbst um Zucht betriegen.«
276   Der Herzog kniete vor der Magd.
Er sprach: »Du hast wahr gesagt:
Dein Bruder Orilus bin ich.
So zwang der rothe Ritter mich,
5   Dir Sicherheit zu geben;
So erkauft ich mir das Leben.
Nimm sie an: so thu ich nur,
Was ihm verheißen hat mein Schwur.«
Sie empfing die Treu in weiße Hand
10   Des, der trug den Serpant,
Und gab ihn frei. Als das geschah,
Aufstehend sprach der Kühne da:

»Nun zwingt die Treue mich zu klagen:
O wehe, wer hat dich geschlagen?

15   Deine Schläge thun mir auch nicht wohl:
Wird es Zeit, daß ich sie rächen soll,
So sieht, wer Lust hat, es zu sehn,
Mir sei groß Leid daran geschehn.
Auch hilft der kühnste Mann mirs klagen,
20   Den je ein Mutterschooß getragen:
Der nennet sich der Ritter roth.
König und Köngin, er entbot
Euch seine Dienste williglich
Und meiner Schwester sonderlich.
25   Ihr lohnt ihm seinen Dienst damit,
Ihr zu vergüten was sie litt.
Auch hätt ichs sicherlich genoßen
Bei dem Helden unverdroßen,
Wüst er, wie nahe sie mir steht,
Und mir ihr Leid zu Herzen geht.«

277  

Keie erwarb da neuen Haß
Von Rittern, Fraun und wer da saß
Am Gestad des Plimizöl.
Gawan und Jofreit, Fils Idöl,

5   Und von dessen Noth ihr hörtet eh,
Den gefangnen König Klamide
Und sonst noch manchen werthen Mann
(Deren Namen ich wohl nennen kann,
Doch will ich es nicht längen),
10   Sah man sich um sie drängen.
Ihr Dienst ward höfisch angenommen.
Jeschute muste näher kommen
Auf ihrem Pferd, wo sie noch saß.
Der König Artus nicht vergaß,
15   Und sein Weib die Königin,
Sie gingen grüßend zu ihr hin.

Von den Frauen mancher Kuss geschah.
Zu Jeschuten sprach Herr Artus da:
»König Lach von Karnant,

20   Euer Vater, war mir so bekannt,
Daß ich euern Kummer klagte,
Als man davon mir sagte.
Auch seid ihr selbst so wohlgethan:
Wie that der Freund euch Solches an?
25   Denn euer minniglicher Glanz277, 25–29. Vgl. 135, 11.
Erwarb zu Kanedig den Kranz:
Weil ihr trugt der Schönheit Krone,
Ward der Sperber euch zum Lohne,
Er ritt auf eurer Land hindann.
Was Orilus mir auch gethan,
278   Euch gönnt ich nicht des Leids Beschwer
Und gönne sie euch nimmermehr.
Mir ist lieb, daß ihr versöhnet seid
Und wieder herliches Kleid
5   Tragt nach eurer großen Noth.«
Sie sprach: »Herr, das vergelt euch Gott:
So wird auch euer Preis gemehrt.«
Jeschuten und den Herzog werth
Nahm da mit sich an der Hand
10   Frau Kunneware de Laland.

In des Kreises Befang,
Wo ein Brunnen laut entsprang,
War ihr Pavillon zu schauen:
Da schlug ein Wurm die Klauen

15   Halb um einen Apfelknauf.
Vier Seile zogen den Drachen auf,
Als ob er lebend flöge,
In die Luft das Zelt ihr zöge.
Der Fürst erkannt es an dem Bild;
20   Denn er trugs in seinem Wappenschild.
Entwappnet ward er in dem Zelt;
Die süße Schwester bot dem Held
Ehre sattsam und Gemach.
All das Ingesinde sprach,
25   Des rothen Ritters Kraft und Muth
War zum höchsten Preise gut.

So sprach man unverhohlen.
Kei bat Kingron verstohlen,
»Dient Orilus an meiner Statt!«
Er konnt es wohl, den er da bat:

279   Denn er hat es oft gethan
Vor Klamide zu Brandigan.
Warum er selbst den Dienst vermied?
Weil ihm einst sein Unstern rieth
5   Des Fürsten Schwester hart zu schlagen:
Drum must er solchem Dienst entsagen.
Auch wollt ihm nicht die Schuld verzeihn
Das wohlgeborne Mägdelein.
Doch schickt' er Speise hin genug:
10   Kingron sie Orilusen trug.

Kunnewar, die löblich weise,
Schnitt dem Bruder seine Speise
Mit ihrer blanken linden Hand.
Frau Jeschute von Karnant

15   Bei ihm bescheiden saß und aß.
Artus der König nicht vergaß,
Er kam hin wo Beide saßen,
Freundlich beisammen aßen.
Er sprach: »Dient man euch übel hie,
20   Mein Wille sicher war es nie.
Ihr aßt noch keines Wirthes Brot,
Der es mit beßerm Willen bot:
Das ist sicherlich wahr.
Nun sollt ihr, Frau Kunnewar,
25   Eures Bruders gütlich pflegen;
Gute Nacht leih Gottes Segen.«
Da ging Artus zur Ruhestätte;
Orilusen wurde solch ein Bette,
Daß sein Frau Jeschute pflag
Geselliglich bis an den Tag.

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