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König Etzel wurde die Kunde gebracht, dass WaldemarWaldemar, Bruder König Oserichs von Wilkinenland., König von HolmgardRussland., mit seinem Sohn Dietrich ins Heunenreich gebrochen wäre. König Dietrich von Bern stand auf dem höchsten Turm in Susa und spähte hinaus; da sah er Rauch und Feuer aufsteigen weit übers Land. Er eilte zu Etzel: "Steh’ auf, Herr, und rüste dich! Waldemar verbrennt deine Höfe und Städte." Etzel fuhr empor und liess die Heerhörner blasen. Waldemar hatte unterdessen Burgen und Dörfer verbrannt und viele Männer erschlagen, andre schleppte er gefangen mit geraubten Schätzen davon. Als er aber hörte, ein Heunenheer schare sich zusammen, floh er zurück in sein Land. Nun unternahm Etzel einen Vergeltungszug ins Russenland; heerend und brennend zog er umher und tat grossen Schaden. Da sammelte Waldemar aus seinem ganzen Reich ein unabsehbares Heer um dich und rückte Etzel entgegen. Im Wilkinenland trafen sie sich. Etzel ordnete seine Heunen gegen das Banner Waldemars. Die Amalungen stellten sich gegen Dietrich, Waldemars Sohn. Der Berner ritt seiner Schar voran, zu beiden Seiten die Feinde niedermähend; da sprengte ihm Waldemars Sohn entgegen, und sie fochten erbitterten Zweikampf. Schwere Hiebe und grosse Wunden schlugen sie einer dem andern. Neun Wunden klafften an des Berners Leib; aus fünf tiefen Wunden blutete der Russe Dietrich, und der König liess nicht ab von ihm, bis er ihn gefangen genommen und gebunden hatte. Da erschallte grosses Heergeschrei, und König Dietrich sah Etzel fliehen mit all seinen Heunen. Laut und grimmig rief er: "Ihr Amalungen, steht und streitet, ich fliehe nicht!" Rasch sammelten die Goten sich um ihren Herrn und folgten ihm freudig in das dickste Kampfgewühl. Etzel hatte fünfhundert Krieger verloren, er floh bis ins Heunenreich. Die Amalungen kämpften fort den ganzen Tag und zogen sich in eine verödete Burg zurück. Aber Waldemar war ihnen gefolgt, stets drängend und angreifend, und legte sich nun rings um die Burg, mit mehr denn zwölftausend Kriegern. Dietrich hatte zweihundert seiner Degen verloren, doch jeden Tag brach er hervor und schlug sich mit den Russen. Bald mangelten ihm die Lebensmittel; da hatte er durch Kundschafter die Stunde erspäht, wann Waldemar mit seinem Heere beim Essen sass. Fünfhundert Kämpen hiess er sich wappnen; die erste Hälfte ging zu einem, die zweite zum andern Tor hinaus; die Russen, als sie furchtbaren Kriegslärm und Heerruf von zwei Seiten der vernahmen, wähnten die Heunen zurückgekehrt und flohen. Die Säumigen wurden erschlagen, und Dietrich erbeutete reichliche Vorräte an Speisen und Wein. Kaum aber hatte er die Beute in der Burg geborgen, als Waldemar, die List erkennend, kehrt machte und die Goten wieder in der Burg einschloss, bis ihnen abermals alle Lebensmittel ausgingen, und sie zuletzt ihre Rosse essen mussten. Dietrich und Hildebrand gingen zusammen und hielten Rat.
"Ich will einen Boten zu Markgraf Rüdiger schicken um Hilfe; welcher Degen ist wohl der tauglichste zu dieser Fahrt?" fragte der König.
"Ist einer dreist und tollkühn unter uns, so ist’s Wildeber."
Dietrich rief ihn und fragte: "Wildeber, bist du kühn genug, durch Waldemars Heer zu reiten und den Markgrafen Rüdiger um Hilfe zu bitten?"
"Solang ich Speer und Schild tragen kann, scheide ich mich nicht von dir. – Aber ich bin wund und tauge nicht zu diesem Botenritt. Wähle Ulfrad, deinen Verwandten."
Ulfrad sprach: "Wagt Wildeber nicht, durch Waldemars Heer zu reiten, so leih mir Falka, Hildegrim und Eckesax, dann bin ich dazu bereit."
Das bewilligte Dietrich, und Ulfrad ritt zur Nacht fort. Als er an ein verlassenes Wachtfeuer kam, riss er einen lohenden Feuerbrand heraus und ritt mitten in Waldemars Heer hinein; alle hielten ihn für einen Wachtmann, weil er ganz furchtlos einherzog. So kam er an des Königs Zelt und schleuderte den Feuerbrand hinein; knisternd brannte die Seide empor. Die in dem Zelte lagen, sprangen heraus; zehn von ihnen erschlug Ulfrad – dann sprengte er fort, so schnell er konnte. Dietrich, Hildebrand und Wildeber standen auf der Burgmauer, sahen das Zelt brennen und freuten sich Ulfrads Kühnheit. Der jagte, so eilig Falka rennen konnte, ins Heunenland, bis er Etzel mit seinem Heere traf.
"Willkommen, Rüdiger," rief er den Markgrafen an, "Dietrich sendet dir Gruss und braucht deine Hilfe." Rüdiger erkannte nun erst, dass es nicht Dietrich selber war.
"Wohl mir," rief er, "dass ich Dietrich noch am Leben weiss." Kaum hatte er Ulfrads Erzählung zu Ende vernommen, so eilte er zu Etzel. Nun wurden die Zelte wieder abgebrochen, und das Heer kehrte um, die Amalungen zu entsetzen. Als Waldemar die Scharen heranrücken sah, hob er die Belagerung auf und zog davon. Dietrich brach aus der Burg hervor und verfolgte ihn; zurückgekehrt, traf er Etzel, der ihn mit freudigem Willkomm begrüsste.
"Nun bin ich so alt," sprach Hildebrand zu Rüdiger, "und kam noch nie in solche Not! Sieben Rosse sind noch übrig von denen, die wir mitbrachten." König Dietrich überliess seinen Gefangenen dem König Etzel: "Tu’ mit ihm nach deinem Gefallen."
"Das Geschenk," lachte Etzel, "ist mir lieber als ein Schiffspfund roten Goldes."
Fröhlich kehrten sie nach Susa zurück. Der gefangene Dietrich wurde in den Kerker geworfen. König Dietrich aber lag schwerwund in seiner Burg.
Nach einigen Monden unternahm Etzel wieder einen Heerzug gegen die Russen. König Dietrich konnte nicht mit ihm ziehen, er lag noch wund. Da bat die Königin Helche ihren Gemahl: "Lass mich meinen Blutsfreund Dietrich aus dem Kerker holen und seine Wunden heilen; söhnt Waldemar sich mit dir aus, so wird es besser sein, er erhält seinen Sohn lebend und gesund wieder."
"Das kann ich nicht gewähren," antwortete Etzel. "Denn wird er heil, während ich fort bin, so wird er auch frei, und nie mehr bekomme ich ihn in meine Gewalt."
"Ich setze dir mein Haupt zum Pfand, dass er nicht entflieht," bat Helche. Da erzürnte Etzel.
"Allzu eifrig bemühst du dich für meine Feinde; wohlan, ich nehme dein törichtes Pfand an. Aber des sei gewiss; entflieht Dietrich, so fordere ich es ein." Der König zog fort, und es geschah, wie die Königin wollte; sie liess Dietrich, Waldemars Sohn, in einen behaglichen Turm führen, wo sie ihn selber pflegte und seine Wunden heilte; die köstlichsten Leckerbissen trug sie ihm zu, bereitete ihm stärkende Bäder und schenkte ihm allerlei Kleinodien. Zu König Dietrich hatte sie eine ihrer Dienstfrauen gesendet; die verstand die Heilkunst schlecht, und Dietrichs Wunden wollten nicht heilen.
Als Waldemars Sohn genesen war, ging er hin, rüstete sich und frohlockte: "Nun liegt der Berner noch in seinen Wunden, ich aber bin heil und will heimreiten; niemand kann mir’s wehren; Etzel ist fern; – der Berner liegt, unfähig des Kampfes."
Helche merkte sein Vorhaben, ging zu ihm und mahnte ihn: "Lohnst du mir so, was ich dir Gutes tat? Dein Entrinnen bringt dir keine Ehre; ich habe mein Haupt zum Pfande gesetzt für dich; aber freilich! Dich kümmert’s wohl wenig, ob es mir abgehauen wird, wenn du nur fortkommst."
"Du bist eine mächtige Königin," antwortete Dietrich. "Dein Gatte wird dich nicht erschlagen – wenn aber ich ihn erwarte, so lässt er mich töten."
Nun ging er hin, führte ein gutes Pferd Etzels aus dem Stall, legte ihm den Sattel auf und schwang sich hinein. Königin Helche war ihm bittend gefolgt: "Bleibe hier, Dietrich, und ich will dich mit Etzel aussöhnen; – entfliehst du mir, so wird der Heune fürchterlich ergrimmen und mein Haupt muss ich lassen."
Doch Dietrich achtete nicht auf sie und ritt fort. Königin Helche zerriss vor Jammer ihre Kleider und eilte weinend zum Berner: "Dietrich, vieltreuer Held, nun rate, hilf! Ich habe meinen Blutsfreund geheilt; zum Dank ist er mir entflohen. Kehr Etzel heim, so ist mein Tod gewiss, wenn du mir nicht beistehst."
"Recht geschah dir, dass er dir’s so lohnte," antwortete Dietrich. "Ihn hast du liebreich gepflegt, während ich einer unwissenden und unwilligen Magd überlassen war; nun sind meine Wunden noch einmal so schlimm als von Anfang und ich bin so siech, dass ich weder stehen, noch gehen, noch gar mit einem Mann fechten kann."
"Wehe mir!" klagte Helche, "dass ich nicht dich heilte. Du bist der tapferste aller Recken. Nun muss ich mein Haupt König Etzel lassen."
Da jammerte Dietrich der Königin: "Bringt mir meine Waffen," rief er, "ich will Waldemars Sohn im Kampf bestehn." Nun wurde er gewappnet, ein Diener führte seinen Hengst in den Burghof. Dietrich sprang in den Sattel und ritt zum Tor hinaus; aus seinen Wunden strömte ihm das Blut über Brünne, Gurt und Ross. Bald kam er an jene Burg im Wilkinenland, in welcher einst Friedrich, Ermenrichs Sohn, erschlagen worden war. Die Tochter des Burggrafen stand auf einem Turm; sie hatte Waldemars Sohn vorüberreiten sehn und sah nun einen Mann eilig hinterdrein kommen. Neugierig lief sie ans Tor, und Alls Dietrich heransprengte, sah er die Jungfrau und fragte sie: "Sahst du einen Mann in glänzender Brünne auf grauem Ross hier vorüberkommen?"
"Ich sah ihn; es ist noch nicht lange, als er vorbei und in jenen Wald ritt."
Dietrich stiess Falka mit den Sporen, dass er weitspringend ausgriff. Aber die Jungfrau ahnte nun, dass nicht Freundschaft den Mann trieb, darum rief sie ihn an: "Du bist wund, Herr, Blut strömt aus deiner Brünne; komm hierher, ich will deine Wunden verbinden, dann kannst du behaglicher jenem folgen." Aber Dietrich jagte nur noch hitziger fort; da merkte sie wohl, dass er den Mann zum Kampf aufsuchte, und sie wartete am Tor, um zu erspähen, wie es enden werde.
Dietrich kam an den Burgwald und sah Waldemars Sohn reiten; er rief ihn an: "Kehr um, guter Gesell, ich will dir Gold und Silber geben und dich mit Etzel aussöhnen."
"Warum bietest du mir Gold?" entgegnete Waldemars Sohn, "ich will dein Freund nicht werden. – Wende deinen Hengst! Hinweg von mir mit deinen ekeln Wunden."
"Kehr um," bat Dietrich nochmals. "Dein Entfliehen ist ehrlos; Königin Helches Haupt steht zu Pfande für dich! Wir beide wollen dir Frieden mit Etzel verschaffen."
Waldemars Sohn gab dieselbe Antwort wie zuvor und nun ergrimmte Dietrich sehr: "Wenn du nicht umkehren willst, nicht um Gold und Silber, nicht um meiner Freundschaft willen, nicht wegen der Königin Leben, ja, nicht um deiner eignen Ehre willen, so steige vom Ross und kämpfe mit mir. – Willst du aber auch das nicht, so heiss ich dich einen Schuft und schlage dich tot."
Da wandte Waldemars Sohn sein Ross und ging zum Streit, und er wusste, dass er in den Tod ging. Sie sassen ab und trafen zusammen; sie zerhieben einander Schild und Brünne und wurden müde von Wunden und Kampf. Sie stellten ihre Schilde vor sich, stützten sich darauf und ruhten so eine Weile.
"Guter Freund," hub Dietrich an, "kehr um mit mir! Ich söhne dich aus mit Etzel und will er’s nicht, dann nehm’ ich meine Waffen und Mannen und reite mit dir in dein Reich." Aber Waldemars Sohn weigerte sich wie zuvor, und sie gingen nun in grossem Zorn wieder zum Kampfe zusammen. Einen gewaltigen Hieb tat der Berner und traf Waldemars Sohn an der rechten Seite des Halses, dass der Kopf zur Linken abflog. –
Er band das Haupt an seinen Sattelriemen und ritt zurück; an der Burg traf er die Jungfrau und liess sich nun von ihr seine Wunden verbinden; dabei warf er den Mantel über das blutige Haupt, damit sie nicht es sehen und erschauern sollte. Währenddessen kam der Graf, ihr Vater, dazu und fragte, wer Dietrich sei?
"Ahnt mir recht," sprach der Berner, "so hab’ ich durch dich meinen Blutsfreund, Friedrich, verloren; – denn ich bin Dietrich, Dietmars Sohn."
Wie der Graf das hörte, bewirtete er Dietrich aufs höflichste und bat ihn, in der Burg zu nächtigen. Mit seinen Genossen aber ging er heimlich zu Rat; ob sie Dietrich für Friedrich Sühne bieten, oder ihn überwältigen und ermorden wollten? Sie fürchteten aber Etzel sehr; und weil Dietrich ein so gewaltiger, weitberühmter Held, rieten alle zur Aussöhnung. Der Graf veranstaltete ein üppiges Gastmahl, Dietrich musste manche Tage bei ihm rasten; dann rüstete er sechs Degen aufs prächtigste aus, führte sie vor den Berner und sprach: "Diese Krieger sollen deine Mannen werden mit all ihrer Habe; du dagegen rechne mir das nicht an, dass ich auf Sibichs Verlangen deinen Blutsfreund erschlug. Wahrlich, hätt’ ich gewusst, wie schuldlos Friedrich war, ich hätt’ es nicht getan."
"Wegen deiner Unwissenheit will ich die Sühne annehmen; hättest du sie aber nicht geboten, würd’ ich Friedrich blutig gerächt haben." So schieden sie.
Als Dietrich inmitten seiner sechs Gefolgen in die Königsburg ritt, glaubte die Königin, Waldemars Sohn komme zurück und wollte ihnen freudig entgegengehen. Da trat der Berner in ihren Saal und warf das abgehauene Haupt der Königin vor die Füsse. Weinend beugte sie sich darüber und klagte, wie so viele ihrer Blutsfreunde ihretwillen das Leben lassen mussten. Dietrich ging in seine Burg und lag in seinen Wunden wie zuvor.
Etzels Heerfahrt endete mit Unsieg und Flucht. Als die Scharen zurückkamen, ging Hildebrand zu seinem Herrn und sprach: "Froh bin ich, dich am Leben zu sehen. Aber noch froher wäre ich, wenn du bald wieder kriegstüchtig würdest. Oft hast du von Etzel gesagt, er wäre ein tapfrer Held; – mich dünkt er der elendeste Feigling aller Heunen; als der Kampf am ärgsten tobte und wir Goten lustig vordrangen, da wandte der feige Hund sich zur Flucht und riss alle seine Heunen mit sich. Mich stach Waldemars Bruder, Graf Iron, vom Ross herunter, und nur dem tapfern Rüdiger dank’ ich mein Leben."
"Meister Hildebrand, halt ein!" rief Dietrich, "sage mir nichts mehr von eurer Fahrt; – sie ist schlecht ausgefallen! – Sind aber meine Wunden erst geheilt, dann wollen wir erproben, wer flieht, ob König Waldemar oder wir Goten."
Nach sechs Monden war Dietrich genesen und rächte die Schmach in einem gewaltigen Heerzug, zu welchem er Etzel getrieben hatte. Er trennte sich mit seiner Schar von dem Heunen – der liess die tapfern Helden nur zögernd von sich – und begegnete allein mit seinen Goten Waldemar in einer wilden Schlacht. Heissen Heldenzorn atmend, ritt er mitten in den Feind, bis vor den König; dem Bannerträger schlug er die rechte Hand ab, die flog samt dem Banner zur Erde, mit einem zweiten Schlag gab er König Waldemar den Todesstreich. Da flohen die Russen und fielen unter den Gotenhieben wie Gras vor dem Schnitter.
Etzel hatte indes die Feste Pultusk belagert und mit Sturm genommen; Graf Iron, der die Burg verteidigte, musste sich gefangen geben mit allen seinen Kriegern. Auf Dietrichs Rat liess Etzel ihm nicht nur das Leben, sondern setzte ihn auch als Unterkönig über das Reich der Russen. Er musste Etzel Treue schwören, jährliche Schatzung zahlen und Heerdienst leisten.
Es war ein König Isung von Bertangaland, ein Freund Etzels, der hatte den Heunen stets Hilfe gegen die Wilkinen geleistet. Das zu rächen, unternahm Hertnit, König der Wilkinen, einen mörderischen Raubzug durch Isungs Gebiete. Sobald Isung davon Kunde bekam, sammelte er mit seinen starken Söhnen ein Heer und zog Hertnit nach. Fasold den Starken, Dietleib den Dänen und manchen andern Freund rief er durch rasche Boten zu Hilfe. Freudig folgten sie dem Rufe; vereint brachen sie mit ihren Scharen ins Wilkinenreich. Alle flohen vor ihnen; einige in Wälder, andre zu Schiff, einige auf öde Heiden und wieder andre zu König Hertnit, und riefen: "Isung mit seinen Söhnen ist in dein Land gekommen, mit ihm Fasold der Starke und Dietleib der Däne – ein Heer von fünftausend folgt ihnen!"
Sofort sammelte Hertnit seine Scharen und eilte in die Schlacht. Seine Gattin Ostacia aber war eine "Wale", d. i. zauberkundig. Sie ging in ödes Land und sammelte durch Zauber allerlei wilde Tiere um sich, darunter auch Drachen. Sie zähmte die Tiere und zwang sie sich zum Gehorsam. Sich selbst wandelte sie in einen Flugdrachen und zog so an der Spitze ihres Tierheeres auf die Walstatt, wo die Wilkinen schon zu erliegen bangten.
Greuliche Verwüstung richteten die Zaubertiere unter Isungs Heervolk an, wie viele auch der Ungetüme die Krieger erschlugen. Isung selbst fiel mit allen seinen Söhnen. Fasold hatte mit seiner starken Hand manches Hundert Wilkinen getroffen; er war wund und müde vom Kampfe. Da ritt König Hertnit gegen ihn und stach ihm den Speer mitten durch die Brust; tot sank Fasold vom Ross.
Dietleib, der Däne, hatte in wacker gestritten, dass der Leichenhaufe bis zum Sattel hoch um ihn lag. Seine Mannen waren meist erschlagen, er selber schwer wund. Da sah er Fasold fallen; er gab seinem Hengst den Sporn und rannte mit gesenktem Speere Hertnit an, durchstach ihm den Schild, die zwiefache Brünne und die Schulter an der Achselhöhlung. Der König stürzte vom Ross auf die Erde und über ihn sanken viele seiner Gefolgen unter Dietleibs Hieben – viele aber entflohen vor dem Dänen. Da flog ein grosser Drache mit klaffendem Rachen gegen den Helden. Dietleib stach dem Ungetüm mit dem Speer durch Rachen und Hals, doch der Drache umklammerte den Recken mit seinen Krallen und warf sich mit den Schwingen schlagend auf ihn. So fand Dietleib, der Däne, den Tod und unter ihm sein Ross.
Die Wilkinen gewannen den Sieg; wer nicht entrann, den erschlugen sie; ihren schwerverwundeten König aber hoben sie auf; geschickte Ärzte verbanden seine Wunde. Als er in seine Burg heimgekommen, fand er Ostacia siech und erkannte nun, woher ihm der Beistand des Zauberheeres gekommen war.
Ostacia starb nach drei Tagen, König Hertnit aber wurde wieder geheilt und vollbrachte noch viele Heldentaten.