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Riese Wadi wohnte auf seinen Höfen in Seeland; er war kein Kriegsheld, sondern begnügte sich mit dem, was ihm sein Vater Wilkinus gegeben. Riese Wadi hatte einen Sohn, der hiess Wieland. Als der neun Winter alt war, wollte Wadi, dass er eine Kunst erlerne, und führte ihn zu MimeDer Regin der Wölsungensage, einem Schmied, damit er seinen Sohn Eisen schmieden lehre. Wadi kehrte auf seine Höfe zurück. Wieland hatte aber viel zu leiden von jung Siegfried (s. unten V. Buch 6. Hauptstück), der auch bei dem Schmiede war. Das hörte der Riese in Seeland und nahm den Knaben nach drei Jahren wieder fort. Wieland blieb ein Jahr daheim; er gefiel jedermann und war überaus geschickt.
Riese Wadi hörte nun von zwei Zwergen, die in einem Berge hausten, der Kallova hiess. Sie verstanden Waffen zu schmieden und kostbare Kleinodien aus Gold und Silber, so kunstvoll wie gar niemand.
Riese Wadi nahm nun seinen Sohn und reiste zu den Zwergen. Als er an den Grönsund kam, fand er kein Schiff, übers Wasser zu fahren. Da setzte er Wieland auf seine Schultern und watete durch den Sund; und der war neun Ellen tief. Wadi traf die Zwerge und sagte, sie sollten Wieland zwölf Monde zu sich nehmen und ihn allerlei Schmiedearbeit lehren. Dafür wolle er ihnen so viel geben, als sie verlangten. Die Zwerge waren dazu bereit und forderten eine Mark Goldes. Und sie setzten einen Tag fest, nach der Frist von zwölf Monden, wann der Riese seinen Sohn wieder holen sollte. Darauf fuhr Wadi heim.
Wieland aber war so gelehrig, dass die Zwerge ihn nicht ziehen lassen wollten, und sie baten den Vater, als er kam, den Knaben abzuholen, dass er ihn nochmals zwölf Monde da lassen solle. Und lieber wollten sie die Mark Goldes zurückgeben, als Wieland ziehen lassen; auch wollten sie ihm noch halbmal mehr Kunstfertigkeiten lehren. Aber es gereute sie sofort wieder, dass sie Wielands Dienste so teuer erkaufen sollten; und sie machten die Bedingung, falls Wadi nicht an dem bestimmten Tag käme, sollten sie Wieland das Haupt abschlagen dürfen. Der Riese war’s zufrieden; er rief Wieland aus dem Berg heraus und stiess ein Schwert in einen Sumpfbusch: "Wenn ich nicht zur bestimmten Frist komme, und die Zwerge wollen dir das Leben nehmen, so hole dies Schwert und wehre dich männlich; das ist besser als von Zwergen ermordet werden. Und ich will nicht sagen hören; Wadi hat eine Tochter statt eines Sohnes aufgezogen." Dann schieden sie, und Wadi kehrte wieder in seine Höfe zurück.
Wieland lernte bald alles, was die Zwerge konnten, und diente ihnen treu. Und doch missgönnten sie ihm seine Geschicklichkeit und hofften, dass er derselben nicht lange geniessen werde, da sie sein Haupt zum Pfande hatten. Als die zwölf Monde zu Ende gingen, machte sich Wadi auf die Fahrt und fuhr so eilig bei Tag und Nacht, dass er drei Tage zu früh an den Berg kam. Der war verschlossen. Wadi legte sich nieder, um die Frist zu erwarten, schlief aber vor Müdigkeit ein und während er schlief, kam ein starker Regen und ein Erdbeben, und ein grosses Felsstück löste sich von dem Berg ab. Das stürzte mit Gestein, Erde und Holz auf den Riesen und erschlug ihn. Die Zwerge taten den Berg auf und sahen sich nach Wadi um. Auch Wieland ging heraus. Da er den Bergrutsch sah, kam es ihm in den Sinn; der Stein könnte seinen Vater erschlagen haben, und er gedachte dessen, was ihm sein Vater geraten. Er sah sich nach dem Sumpfbusch um; aber den hatte der fallende Fels mit fortgerissen, nur der Schwertknauf stak aus der Erdmasse hervor. Er fasste ihn und zog das Schwert heraus und sprach bei sich: "Nun ist mein Vater tot und ich bin dem Tod bestimmt – aber ich fürchte mich wenig." Er lief zu den Zwergen, die sich seines Vorhabens nicht gewärtigten und hieb einem nach dem andern den Kopf ab. Dann ging er in den Berg, nahm all ihr Werkzeug, Gold und Silber, soviel er mitführen konnte. Er belud damit ein Ross, welches bis Zwerge besassen, und nahm selbst noch eine Bürde, so schwer er zu tragen vermochte. So zog er, bis er an die Weser kam, und konnte nicht über den Strom. Er fällte einen starken Baum und höhlte ihn aus. In dem dünnen Ende barg er sein Werkzeug und sein Gold, in dem dickeren Speise und Trank. Dann legte er sich hinein, und verschloss den Baum auf geschickte Art; vor die Löcher setzte er Glas, welches er wegziehen konnte, sobald er wollte; waren die Löcher aber geschlossen, so drang kein Wasser ein. Er bewegte sich in dem Stamm hin und her, bis er ihn so hinauswälzte in den Strom. Der Stamm trieb den Strom hinab in die See und fuhr achtzehn Tage und Nächte lang in den Wellen, dann kam er in Jütland ans Land. Dort herrschte König Nidung. Seine Leute fuhren eines Tages in die See hinaus, Fische zu fangen. Sie warfen ihr Netz aus und zogen es ans Land. Es war so schwer, dass sie es kaum emporziehen konnten, und sie sahen, dass ein grosser Baum hineingeraten war. Als sie ihn genau betrachteten und wunderbar behauen fanden, hielten sie ihn für einen Schatzbehälter und riefen den König herbei. Der befahl, sie sollten den Baum untersuchen, was darinnen sei. Wie aber Wieland in dem Stamme merkte, dass sie denselben zerhauen wollten, rief er ihnen zu, einzuhalten. Die Leute dachten, ein böser Wicht stecke darin, und liefen entsetzt davon. Wieland machte nun den Baum auf, trat vor den König und sprach: "Ein Mensch bin ich, kein Unhold, Herr, und bitte dich, gib mir Frieden für Leben und Habe." Der König sah, dass Wieland ein schöner Mann war, und obwohl er auf unheimlich wunderbare Weise an sein Land gekommen, gewährte er ihm doch Frieden. Wieland nahm seine Werkzeuge und Habe und verbarg alles heimlich unter der Erde, samt dem Stamm. Dies sah ein Mann des Königs.
Nun lebte Wieland bei Nidung als dessen Gefolgsmann, und der König behandelte ihn gut und ehrenvoll. Einst liess Wieland des Könige bestes Messer, als er es reinigen wollte, in die See fallen. Er fürchtete für ungeschickt zu gelten und ging zu des Königs Schmied Amilias, ein andres zu bekommen. Er fand niemand in der Schmiede, setzte sich hin und schmiedete ein Messer, das dem verlornen gleich sah. Darauf schlug er einen Nagel mit drei Köpfen, den liess er auf dem Amboss und ging fort. Als Amilias zurückkam, fand er den Nagel und fragte, wer von seinen Gesellen den geschmiedet hätte? Aber keiner bekannte sich dazu.
Wieland stand vor des Königs Tisch; der König nahm das Messer, ein Brot zu zerschneiden, und schnitt das Brot entzwei und noch ein Stück von dem Tisch, soweit das Messer fasste. Den König deuchte es wunderlich, wie das Eisen so scharf sei und sprach zu Wieland: "Wer mag dieses Messer gemacht haben?" "Wer anders als Amilias, Herr?" Amilias hörte ihr Gespräch und sagte: "Herr, sicherlich habe ich es gemacht, du hast keinen andern Schmied." "Nimmer sah ich so gutes Eisen aus deinen Händen kommen," entgegnete Nidung, "wer auch dies Messer gemacht habe, du tatest es nicht;" er blickte auf Wieland: "Hast du dies Messer gemacht? Sage die Wahrheit, bei meinem Zorn." Da sprach Wieland: "Deinen Zorn will ich nicht haben," und er erzählte, wie es damit geschehen war. "Das wusste ich," sagte Nidung, "dass Amilias solches nicht vermöge." Doch Amilias entgegnete: "Herr, es mag sein, dass Wieland dieses Messer geschmiedet hat; aber ich vermag dasselbe; und ehe ich ungeschickter heisse als er, eher wollen wir beide unsre Geschicklichkeit versuchen." "Nur Geringes versteh’ ich," antwortete Wieland, "aber das Wenige spar’ ich nicht; mache du ein Stück, ich will ein andres machen; man mag dann urteilen, welches das bessere ist." "Darauf will ich wetten," sprach Amilias. "Ich habe nicht viel eigen," entgegnete Wieland.
"Hast du kein Gold dazu, so setze dein Haupt daran und ich setze meines dagegen. Schmiede du ein Schwert, ich will Helm, Brünne und Brünnenhosen machen. Und wenn dein Schwert diese Waffen durchschneidet, so dass du mich verwundest, dann magst du mir das Haupt abschlagen. Vermag aber dein Schwert dies nicht, so gehört dein Haupt mir." "Wohl," sprach Wieland, "halte, was du sagst." "Dafür will ich einen Bürgen schaffen," rief Amilias. Zwei vornehme Gefolgen des Königs waren dazu bereit. Aber Wieland hatte keine Bürgen, weil er fremd im Lande war und niemand seine Geschicklichkeit kannte. Da kam dem König der wunderbare Baumstamm in den Sinn und er bürgte selbst für Wieland. Der bat den König, ihm ein Schmiedehaus bauen zu lassen. Als das fertig war, ging er hin, aus dem verborgenen Baumstamm seine Werkzeuge und Habe zu holen. Da war der Stamm aufgebrochen und alles gestohlen. Wieland fiel ein, dass ein Mann des Königs ihn bei dem Verbergen gesehen hatte und schloss daraus, dass dieser der Dieb war; aber den Namen des Mannes kannte er nicht. Er ging zum König und sagte ihm alles. Nidung fragte, ob er den Mann erkennen würde, wenn er ihn sähe? Als dies Wieland bejahte, liess er ein Ting berufen und gebot, dass jeder Mann in seinem Reiche dazu kommen sollte. Und da das Ting eröffnet war, trat Wieland vor jeden Mann hin und suchte nach dem Dieb – und fand ihn nicht darunter. Der König ward zornig und schalt Wieland einen Toren. Aber Wieland schmiedete heimlich ein Mannesbild und setzte dieses eines Abends in eine Ecke der Halle, an welcher der König vorüber musste, wenn er in seine Kammer schritt. Als der König nun schlafen ging, trug ihm Wieland die Fackel vor. Der König erblickte das Bildnis in der Ecke und sprach: "Heil dir, guter Freund Regin! Warum stehst du so einsam hier? Und wann kamst du zurück? Und wie erging es dir mit meinen Aufträgen?"
Wieland sprach: "Herr, dieser Mann kann dir nicht antworten; ich machte dieses Bildnis nach meiner Erinnerung; so sieht der Dieb aus, der meine Habe stahl." Da antwortete König Nidung: "Den Mann konntest du nicht auf dem Ting finden, denn ich habe ihn mit einer Botschaft entsendet. Fürwahr, du bist geschickt und gut; ich schaffe dir alles wieder, was er dir genommen hat und werde gut machen, was ich Böses wider dich sprach." Als Regin zurückkehrte, gestand er ein, Wielands Habe des Scherzes wegen fortgenommen zu haben und gab dem Schmied alles zurück.
Nach einiger Zeit sprach der König zu Wieland: "Geh’ nun zur Schmiede und setze dich an die Arbeit; du hast es mit einem geschickten und bösen Mann zu tun." Wieland machte in sieben Tagen ein Schwert; der König kam selbst in die Schmiede, es anzusehn. Sie gingen an einen Fluss; Wieland warf eine Wollflocke hinein, einen Fuss dick, und tauchte das Schwert ein, mit der Schneide gegen den Strom gewendet; die Flocke trieb an, und das Schwert zerschnitt sie. Der König nannte es ein gutes Schwert, Wieland aber sagte: "Es soll noch viel besser werden." Und ging zur Schmiede, zerfeilte das Schwert, schmolz die Feilspäne zusammen, schied alles Ungehärtete daraus und schmiedete es neu. Mit diesem zerschnitt er eine zwei Fuss dicke Wollflocke im Strom; aber er zerfeilte es abermals, und wie er es zum dritten Mal geschmiedet hatte, waren drei Wochen verstrichen. Das Schwert war nun mit Gold eingelegt und hatte einen schönen Griff und war um vieles kleiner als die ersten. Im Strom zerschnitt es eine drei Fuss dicke Wollflocke ebenso leicht wie das Wasser selbst. König Nidung war sehr froh und sprach: "Das ist das beste Schwert in der Welt. Das soll mir gehören und ich will es immer tragen, wann ich in den Kampf reite."
Wieland antwortete: "Niemand als dir gönne ich dieses Schwert; aber ich will es noch mit Scheide und Gehäng ausrüsten, ehe ich es dir gebe." Damit war der König zufrieden und ging. Wieland machte ein andres, dem ersteren so ähnliches Schwert, dass niemand sie unterscheiden konnte. Das gute aber versteckte er unter seine Schmiedebälge: "Liege du dort, Mimung, vielleicht bedarf ich deiner."
Am festgesetzten Tage zeigte sich Amilias prahlend allen Leuten in seiner Rüstung und setzte sich im Hofe des Königs auf einen Stuhl und war bereit, die Wette auszumachen. Wieland holte sein Schwert Mimung, stellte sich hinter Amilias und setzte ihm die Schwertschneide auf den Helm und fragte, ob er etwas spüre? "Hau’ zu oder stich aus aller Kraft, du wirst es nötig haben," antwortete Amilias. Nun drückte Wieland mit dem Schwerte und zog daran, dass es durch Helm und Haupt und Brünne und Rumpf fuhr bis auf den Gürtel. Und so starb Amilias. Da sagte mancher: "Wen der Hochmut am höchsten hebt, den lässt er am schnellsten fallen." Und der König verlangte das Schwert, denn er wollte es gleich mit forttragen. "Herr, ich muss doch zuvor die Scheide holen, und will dir alles zusammen geben," sprach Wieland und eilte in die Schmiede. Mimung warf er wieder unter seine Schmiedebälge, nahm das andre Schwert, stiess es in die Scheide und überbrachte es dem König.
Wieland ward nun des Könige Schmied und arbeitete ihm köstliche Kleinode. Er wurde weithin so berühmt, dass man von einem vorzüglichen Geschmeide sagte, der es gemacht habe, wäre ein Wieland an Geschicklichkeit.
Einst als König Nidung in den Krieg fuhr und schon fünf Tage mit seinem Heer ausgezogen war, gewahrte er, dass er seinen Talisman, einen Siegesstein, zu Hause gelassen hatte. Er versprach dem, der ihm den Siegesstein bis zum andern tage bringen würde, seine Tochter und ein Drittel seines Reiches zu geben. Am andern Tage sollte die Schlacht sein. Wieland war dazu bereit und sprengte auf seinem Hengst Schimming zurück. Um Mitternacht langte er vor des Königs Burg an, und noch bevor die Sonne aufging, traf er wieder bei dem Heer ein. Des Königs Truchsess ritt ihm mit sechs Kriegern entgegen und wollte den Siegesstein von Wieland erhandeln; als dieser sich weigerte, griff der Truchsess ihn an; aber Wieland erschlug ihn; die sechs Krieger flohen davon. Wie König Nidung die Tat erfuhr, ward er zornig und bannte Wieland aus seinem Reich bei Todesstrafe. Wieland sprach: "Das tust du mir, weil du dein Versprechen nicht halten willst." Er zog fort und niemand wusste, wohin.
Wieland suchte seine beiden Brüder Egil (Eigel) und Slagfidr auf; mit ihnen zog er in einen von Menschen unbewohnten Wald: "ein Wolfstal". Dort bauten sie sich Häuser. Am Wolfssee fanden sie einst in der Morgenfrühe drei Frauen, die waren Walküren, neben ihnen lagen ihre Schwanenhemden; sie sassen und spannen Flachs. Die Brüder ergriffen die Hemden und zwangen die Mädchen, ihnen als ihre Frauen zu folgen. Egil nahm Ölrun, Slagfidr Svanhvit, Alvit wurde Wielands Gemahlin. Sieben Winter lebten sie so, den achten grämten sich die Frauen und im neunten brachen sie ihre Bande und zogen wieder auf Urlog (Kriegsfahrt). Die drei Brüder kamen aus dem Forst von der Jagd und fanden ihren Herd verlassen. Zwei zogen aus, ihre Frauen zu suchen; Wieland blieb zurück und harrte, ob Alvit wiederkommen würde. Er sass im Waldhaus und schlug funkelnd Gold und schnürte rote Ringe auf Lindenbast.
Da hörte Nidung, dass Wieland einsam in Wolfstal in der Waldschmiede sitze. Er fuhr in mondheller Nacht mit einer Schar Gewappneter dorthin. Ihre Helme blinkten im Schein der Mondsichel. An der Türe des Hauses stiegen sie ab und gingen in den Saal. Wieland fanden sie nicht; aber sie sahen die Ringe am Lindenbaste schweben, sie banden sie ab, siebenhundert waren’s und banden sie wieder an; nur einen nahm Nidung davon, den Ring Alvits. Dann verbargen sie sich und erwarteten den Schmied. Der kam, vom Weidwerk wegmüde; er ging zur Feuerstelle und briet der Bärin Fleisch, die er erjagt hatte. Auf der Bärenschur sitzend, zählte er die Ringe und vermisste den einen. Da dachte er, Alvit, die junge, sei zurückgekehrt und hätte ihn sich genommenDenn es war wohl der Schwanenring, durch dessen Anlegen sie sich in Menschengestalt wandeln konnte.. So sass er lange, bis er einschlief; er erwachte traurig; Fesseln fühlte er an Händen und Füssen. "Wer sind die Leute, die mich in Bande legten?" fragte er. König Nidung trat aus seinem Versteck und rief: "Woher nimmst du, Wieland, weiser Elbe, das Gold hier in Wolfstal?"
"Hier war kein Gold," antwortete Wieland trotzig. – "Als ich daheim war, hatt’ ich wohl mehr" – und weigerte die Auskunft. Der König führte ihn nun mit sich auf seine Burg; das Schwert Mimung hatte er ihm genommen und trug es selbst, den Goldring gab er seiner Tochter Badhild. Wieland sann heimlich auf Rache; er machte sich unkenntlich, schlich sich unter des Könige Köche, briet und kochte mit ihnen und mischte einen Liebeszauber in Badhilds Speise. Als die Schüssel vor die Jungfrau gesetzt ward, stach sie mit einem Messer hinein. Das Messer, von Zwergen geschmiedet, hatte aber die Eigenschaft, dass es erklang, sobald es eine Speise berührte, in welcher Unreines war. Das Messer erklang, und die Jungfrau erkannte, dass ein Trug in der Speise war und sagte es ihrem Vater. Zornig befahl der, den Koch auszuforschen; da wurde Wieland entdeckt und vor Nidung geführt: "Übles hast du getan, aber du sollst deines Lebens nicht beraubt werden," sprach der König, und auf den Rat der Königin liess er dem kunstfertigen Schmied die Sehnen an den Kniekehlen durchschneiden, so dass er gelähmt war und nicht entlaufen konnte. Dann ward er wieder in seine Schmiede gebracht, dort sollte er sitzen und für den König Waffen und Kleinode schmieden. Niemand getraute sich, zu ihm zu gehen als allein der König: "Deine Kunstfertigkeit mag ich nicht missen, Wieland; darum liess ich dich lähmen, aber liess dir doch das Leben; ich will dir die Schmach büssen mit Gold und Gestein, soviel du verlangst; schmiede nun wieder für mich wie ehedem." Und nun glaubte der König recht weise getan zu haben; aber schlaflos sass Wieland und schlug mit dem Hammer funkelnd Geschmeid und sann auf Rache.
Einst liefen zwei Söhnlein des Königs in die Schmiede und kamen an eine Truhe, darinnen sahen sie Gold und Gestein und wollten alles anschauen.
Wieland sprach zu ihnen: "Geht und kommt wieder, wenn frischer Schnee gefallen ist; kommt rückwärts gegangen; kommt allein und sagt niemand davon; dann will ich euch alles zeigen und von dem Golde geben." Es war aber Winter und in derselben Nacht fiel ein frischer Schnee; da liefen die Knaben in der Frühe rückwärts zur Schmiede und liessen sich die Kiste öffnen. Eifrig beugten sie ihre Köpfe über, um zu schauen; da warf Wieland den schweren Deckel zu, der schnitt ihnen die Köpfe ab. Im Sumpf unter seinem Wassertroge verbarg er die Rümpfe.
Die Königssöhne wurden bald vermisst; niemand wusste, wohin sie verschwunden waren; man begann, sie zu suchen und kam auch zu Wieland in die Schmiede. Er sagte, sie seien dort gewesen und wieder fortgegangen, er habe sie gehen sehen auf dem Weg zur Königshalle. Da gingen die Boten heim und sahen, dass die Fussspuren der Kinder sich heimwärts wandten, und so hatte niemand Verdacht auf Wieland. Man suchte sie viele Tage vergeblich, und der König dachte nun, dass ihnen im Walde ein Verderben begegnet sei von wilden Tieren, oder dass die See sie verschlungen hätte.
Aber Wieland fertigte aus den Schädeln Trinkgeschirre und sandte die dem König, aus den Augen Edelsteine für die Königin und aus den Zähnen Halsgeschmeide für Badhild. Bald darauf zerbrach Badhild jenen Ring, den ihr der König gegeben hatte, ging zur Schmiede und bat Wieland, ihn ihr wieder auszubessern. "Keinem wag’ ich’s zu sagen ausser dir allein." "Ich bess’re ihn dir so," sprach Wieland, "dass er deinen Vater schöner, deine Mutter besser und dich ebenso gut dünkt." Aber er verschloss die Schmiede und zwang sie, sich ihm zu vermählen. Dann besserte er ihr den Ring, ehe sie schieden. –
In dieser Zeit kam Egil, Wielands Bruder, an des Königs Hof, weil Wieland ihm Botschaft gesendet hatte. Er schoss mit dem Handbogen besser als alle andern Männer. Der König nahm ihn wohl auf und wollte erproben, ob er so gut schiesse, als die Sage ging. Er liess den drei Jahre alten Sohn Egils nehmen und ihm einen Apfel auf den Kopf legen, und Egil sollte den Apfel treffen; und nur einen Pfeil durfte er verschiessen. Egil nahm drei Pfeile, legte einen auf die Sehne und schoss den Apfel mitten entzwei. Da lobte der König den Schuss und fragte, weshalb er drei Pfeile genommen habe, da er doch nur einen Schuss tun durfte? "Herr," antwortete Egil, "ich will dich nicht belügen; hätt’ ich den Knaben getroffen, so hatte ich dir diese zwei Pfeile zugedacht."
Wieland liess durch Egil Badhild zu einem geheimen Zwiegespräch bitten; da wuchs ihre Liebe zueinander. Sie berieten manches, sie gelobten sich da, einander treu zu bleiben; und Wieland sprach: "Wenn du einen Sohn gebären wirst, und ich ihn nicht sehe, so sage ihm einst, dass ich ihm Waffen geschmiedet und dort verborgen habe, wo das Wasser hinein- und der Wind hinausgeht.Dort, wo er seine Esse kühlte."
Egil musste seinem Bruder Federn zusammentragen, grosse und kleine; er erjagte darum allerhand Vögel, und Wieland machte sich ein Flügelhemd, das sah dem Federhemd eines Geiers ähnlich. Er bat Egil, hineinzufahren und es zu versuchen. "Hebe dich gegen den Wind empor in die Luft und setze dich mit dem Wind." Egil flog in dem Hemd empor in die Luft, leicht wie der schnellste Vogel; – als er sich aber setzen wollte, stürzte er heftig zur Erde. Da sprach er: "Wäre so gut sich setzen in dem Hemd, wie damit fliegen war, so wäre ich jetzt weit weg und nimmer bekämst du es wieder." "Ich will daran bessern, was fehlt," sprach Wieland. Mit Egils Hilfe fuhr er selbst hinein und hub sich dann lachend in die Luft. "Falsch wies ich dir, wie du es gebrauchen solltest; wisse, alle Vögel setzen sich gegen den Wind und heben sich ebenso empor. Nun will ich heimfahren; zuvor aber mit dem König eine Unterredung haben. Wenn er dich dann zwingt, nach mir zu schiessen, so ziele unter meinen linken Arm; darunter hab’ ich eine Blase voll Blutes gebunden; du ziele so, dass dein Schuss mich nicht verwundet. Tue das um unsrer Brüderschaft willen."
Wieland flog auf den höchsten Turm in des Königs Hof und rief laut, dass er mit dem König zu sprechen habe. Nidung sass seit dem Verlust seiner Knaben traurig in seiner Halle; er sah den Schmied und sprach zu seiner Königin: "Immer gemahnt’s mich deiner falschen Ratschläge und des Todes meiner Söhne; ich will nun Wieland darum befragen." Er ging hinaus und fragte: "Sage mir, Wieland, was ward aus meinen Söhnen?" Wieland antwortete: "Erst sollst du mir alle Eide leisten, bei Schwertes Spitze und Schiffes Bord, bei Schildes Rand und Rosses Bug, dass du Wielands Weib nicht tötest, hätt’ ich auch ein Weib, dir nah verwandt, oder auch ein Kind hier im Hause."
Nachdem er so Weib und Kind vor des Königs Zorn gesichert hatte, antwortete er auf des Königs Frage: "Stets war ich eingedenk des Verrats, den du an mir verübt hast; – nun flieg’ ich von hinnen und nie bekommst du mich wieder in deine Gewalt, solange du lebst. Geh’ zur Schmiede; dort findest du deiner Knaben Rümpfe; aus ihren Schädeln nacht’ ich dir Trinkbecher, und Geschmeide für die Königin und eure Tochter. Badhild aber ist mein Weib."
Zornig befahl der König Egil, bei Verlust seines Lebens, auf Wieland zu schiessen. Egil legte einen Pfeil auf die Sehne und schoss, so wie sie es verabredet hatten. Als das Blut niederfloss, glaubte der König, Wieland sterben zu sehen. Aber lachend hob sich der Schmied in die Luft; traurig schaute ihm Nidung nach. Dann ging er zu Badhild und fragte sie, ob Wieland wahr geredet habe? "Wahr ist es," sprach sie, "in der Schmiede ward ich Wielands Weib."
Sie gebar einen Knaben, schön von Wuchs und Ansehn, der wurde Wittig genannt. Der König erkrankte bald danach und starb. Das Reich nahm sein Bruder; der war bei allen Leuten beliebt und freundlich gegen seine Niftel.
Als Wieland auf seinen Höfen in Seeland das hörte, sandte er eine Botschaft nach Jütland und bat um Frieden und Versöhnung. Der junge König war gern dazu bereit.
Wieland fuhr nach Jütland und empfing auf des Königs Händen Badhild und seinen drei Winter alten Sohn Wittig. Er zog mit ihnen zurück in seine Heimat. Die Waffen, die er für Wittig geschmiedet hatte, holte er erst unter dem Essenstein hervor. Auch Mimung erhielt er zurück; der König gab ihm Gold und Schätze, und sie schieden als gute Freunde. Wieland lebte lange auf Seeland und ward berühmt weit durch die Welt wegen seiner Geschicklichkeit.