Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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52. Die Meisterschaft.

Vordem hießen die Scharfrichter vorzugsweise Meister. Wie weit sie's in ihrem blutigen Handwerke damals gebracht, davon lesen wir in der Chronik von Regensburg folgende Geschichte. Als dort im Jahr 1601 der Scharfrichter gestorben, warben drei Henker aus der Nachbarschaft um diesen Dienst. Man zeigte ihnen an, daß bereits drei Missethäter, die zum Tode verurteilt worden, im Gefängniß lägen; an diesen sollten sie ihr Meisterstück, jedweder an einem, versuchen, und welcher von ihnen am besten das Scharfschwert führe, der werde den Dienst bekommen. – Nun höret, wie sie sich so gar meisterlich gehalten haben. Der erste hat dem einen Verurteilten einen Ring mit Röthel um den bloßen Hals gestrichen, und bei der Enthauptung diesen Ring genau durchhauen. Der andere hat seinem armen Sünder zwei Fäden um den Hals gelegt, und den Hieb also gut gethan, daß er sogar keinen Faden verletzte. Nun ist es an dem dritten Henker gewesen, der ein großer, starker Mann war; da hat das Volk gemeint, er könne unmöglich mehr gewinnen. Der rief mit lauter Stimme vom Hochgericht: »wie muß denn ich es machen, daß es mir zum Besten komme?« Als nun Jedermann zugelaufen, und sehen wollen, wie er es anfangen werde, ob er auch einen Kreis oder Ring um den Hals mache; und als die andern zwei Henker, die zunächst dem armen Sünder standen, gar sehr Acht geben wollten, und ungeschickt und fürwitzig die Köpfe hinhielten: da haute der Meister in Eile zu, und schlug mit Einem Hieb dem Sünder und den zwei Henkern die Köpfe ab, und also hat er sein Meisterstück am besten bewiesen, daß er Scharfrichter wurde.


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