Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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Vom Gelbfüßler, und was sich weiter begeben.

Man erzählt, daß als die von Bopfingen ihrem Herzog die jährliche Abgabe, die in Eiern bestanden, einstmals geben wollten, hätten sie die Eier in einen Krättenwagen gethan, und damit recht viele hinein gingen, mit den Füßen eingetreten, was denn ihrer Ehrlichkeit keine Schande macht. – Daher haben sie denn alle, die aus jener Gegend sind, in böser Leute Mund den Namen Gelbfüßler erhalten. Zu einem von diesen, der Bopfinger Bot war, kam nun der Seehaas, und erzählte ihm: Wie daß in dem großen Wald am Bodensee ein fürchterliches Thier hause, welches Land und Leuten großen Schaden thue. Beschreiben könne er es ihm gar nicht; aber es sei so groß wie eine wilde Katz, doch weit scheußlicher und grauerlicher anzusehen; und Augen habe es im Kopf, so groß, wie Goldgulden, die funkelten nicht anders, als wie das höllische Feuer; und Ohren habe es – – Nicht wahr, Landsmann? Hüst! sagte der Nestelschwab. Hott! sagte der Seehaas. 'S ist wägerle wahr, sagte der Nestelschwab. Und Jener fuhr fort: Er beschwöre daher den Landsmann um des gemeinen Besten willen, er möge ihm zu Rath und That sein, und ihm getreuliche Gespanen zu werben suchen aus allen schwäbischen Gauen. Der Gelbfüßler sagte: Fechten könne er zwar nicht; aber sei's mit dem Laufen gethan, so könne er den Teufel auf dem freien Feld fangen. Da der Seehaas sagte, so einen Mann könne er brauchen, so schlug der Gelbfüßler ein, und sagte: Er müsse nur noch seine Stiefele anziehn, und seine Ränzle packen. Als dies geschehen, so zogen sie weiter. Anfangs waren sie uneins, wohin sie sich wenden sollten, ob gegen das Ries oder die Donau. Im Ries, sagte der Gelbfüßler, gebe es wol viele Gänse, hab' er gehört, aber er wisse nicht, ob es auch Menschen dort gebe. Der Seehaas aber meinte: Das Sehen koste nichts; und erfahren wir's nicht neu, sagte er, so erfahren wir's doch alt. Und damit gingen sie nach dem Ries.


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