Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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53. Ursula, oder das Weib, wie es sein sollte.

Die Hausregeln machen noch kein gutes Hausregiment, sondern der gute Wille, der die Regeln befolgt. Ein junger Ehemann wollte seine Hausfrau also schul- und schriftgerecht machen, daß sie ihr ganzes Thun einrichten sollte nach den Lehren, die er ihr gab; und damit sie's desto besser merken könnte, schrieb er ihr alles auf, und legte ein ganzes Buch an, und setzte auf das Buch den Titel: Ursula, oder das Weib, wie es sein sollte. Und das war gut. Die Hausfrau, um Frieden zu haben mit ihrem eigensinnigen Herrn, befolgte seine Vorschriften genau, und kochte z. B. nach dem Kochbuch, das er ihr empfohlen hatte, und versalzte die Suppe damit, wie's drinnen stand im Buch. – Eines Tages gingen sie mit einander auf eine Kirchweih in ein Dorf zu ihren Freunden, und sie waren fröhlicher Dinge, und aßen und tranken, voraus der Mann. Der nahm ein Quärtlein oder Mäßlein Wein mehr zu sich, als er vertragen mochte, und wurde betrunken. Da sie nun heimgehen wollten, mußten sie über einen schmalen Steg gehen über ein Bächlein, und da der Steg nicht in die Kreuz und Quer lief, wie der Mann, sondern geradaus, so fiel dieser über den Steg hinab, und schrie: Hausfrau komm mir zu Hülf'! Die Frau sprach: Ich will zuvor heim gehen, und will sehen, ob Ursula oder das Weib, wie es sein sollte, dir helfen soll. Da ihm nun das Wasser in das Maul ging, so kroch er selber heraus. Und als sie heim kamen, warf er das Buch in das Feuer, und sprach zur Hausfrau: Thu selbst, was du meinst, das recht sei. Und das war noch besser. Auch lebten sie von der Zeit an recht friedlich mit einander, und waren, ohne Vorschriften, Mann und Weib, wie sie sein sollten.


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