Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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51. Hans, blas 's Licht aus.

In Frankfurt lebte ein Weinhändler, Namens Mauskopf; der hat die Kunst verstanden, von der Armuth sich Reichthum zu verschaffen. Wenn er nämlich von einem Winzer hörte, daß es mit dessen Vermögen auf die Neige gehe und zur Vergantung, so war er flugs bei der Stelle, wie ein Rabe, der um Sterbende kreiset, des Aases gewärtig. Einsmals aber hat er doch eine falsche Rechnung gemacht. Ein Winzer an der Bergstraße, wo guter Wein wächst, war drum und dran, den Garaus zu machen. Dies hatte kaum unser Mauskopf gehört, als er sogleich zu dem Manne eilte, um ihm den Rest von seinen Weinen abzuknicken. Der Winzer, wie er das Begehren vernommen, machte nicht viel Worte und Umstände, sondern sagte blos zum nebenan stehenden Knechte: Hans, zünd 's Licht an! und er führte dann sogleich den Weinhändler in seinen größtenteils schon ausgeleerten Keller, wo Kraut und Rüben, Schaufeln und Hacken, leere Fässer und Gestelle kunterbunt unter einander lagen, so daß sich die Besuchenden kümmerlich durchwinden mußten bis in den tiefsten Hintergrund, wo noch ein volles Faß stand. Der Winzer gab dem Kaufmann stillschweigend ein Glas zu kosten, und dieser fand den Wein vortrefflich, und hoffte somit einen guten Fang zu machen. Auf die Frage, was das Ohm koste, nannte der Winzer den Preis, einen äußerst billigen. Der trügerische Kaufmann aber, der Mauskopf, bot einen Schandpreis. Was that nun der Winzer? . . . Der Volksfreund kannte einen Landsmann, einen ehrenwerthen Leinwandhändler aus den Stauden; wenn diesem ein Kaufherr einen Spottpreis der Art auf seine Waare schlug, so kehrte er sich um, stellte sich in die Stubenecke, und, indem er die Hände faltete und die Daumen im Kreisel spielen ließ, murmelte er zwischen den Zähnen: Zoərə~ komm moərə! Zoərə~ komm moərə! Zoərə~ komm moərə! – ungefähr wie es Kaiser Augustus gethan, der, um den aufbrausenden Zorn zu unterdrücken, das griechische Alphabet herzusagen pflegte . . . Unser Winzer aber that anders; er sagte blos: Hans, blas 's Licht aus! und er durchzog drauf mit Hansen den ihm wohlbekannten Keller ohne Gefährde, und kümmerte sich um den Kaufmann nicht weiter mehr. – Dieser aber hatte nun seine liebe Noth, wie er in der Finsterniß durch den Wirrwarr aus dem Keller kommen sollte. Jetzt stolperte er über einen Kraut und Rübenhaufen, dann fiel er über ein leeres Faß oder ein Gestelle, drauf rannte er an die Wand, und kam zuletzt mit hinkenden Beinen, mit geschundenen Händen und mit Beulen am Kopf kümmerlich aus dem verfluchten Kellerloch. Der Winzer aber war inzwischen schon aufs Feld gegangen, und Hans hielt dem Kaufmann an der Kutsche das Leitseil hin und die Geißel, nachdem er ihm noch, aus Unachtsamkeit, damit ins Gesicht gefitzt. Also mußte er unverrichteter Dinge abziehen . . . Seit der Zeit geht in Frankfurt das Sprüchwort, wenn man einen schnöden Handel nicht eingehen will: Hans, blas 's Licht aus!


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