Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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27. Der Wahrheit Lohn.

An einem Abend spät saß noch vor eines Bauern Haus ein Wandersmann auf einem Block. Da der Bauer vom Feld kam, sprach er zu ihm: Guter Gesell, was sitzest du da? warum gehst du nicht in eine Herberg, daß du nicht da unter dem Himmel die Nacht weilen müssest? Der Wandersmann sagte: Lieber, guter Freund, ich habe eine Gewohnheit an mir, die mich unleidentlich macht allen Leuten, so daß sie mich nirgendswo vertragen mögen. Der Bauer fragte: Was ist das für eine Gewohnheit? Er antwortete: Ich sage Jedermann die Wahrheit. Ei, sprach der Bauer, das ist eine gute Gewohnheit. Komm zu mir herein; du bist mir ein werther Gast. Der Gesell ging mit dem Bauer in das Haus. Der Bauer rief seiner Hausfrau, und sprach: Grete, back' Küchlein; ich habe einen Gast überkommen. Da sie also aßen, da nahm der gute Gesell alles wahr, wie man Haus hielt. Und es war Niemand in dem Haus, als der Bauer, der hatte ein Bletzlein vor dem Auge, und dessen Hausfrau Grete, die hatte nur ein Auge, und ihre Katze, die hatte ein Auge, das troff. Als man nun am besten Essen war, so sprach der Bauer: Lieber Gesell, du sprichst, du sagest allwegen die Wahrheit. Sag mir nun auch die Wahrheit. Der Gesell antwortet: Lieber Wirth, Ihr werdet zornig und bös über mich. Der Bauer sagte: Nein. Da betrachtete der Gesell nochmal die Katze, den Mann und sein Weib, und sprach dann: Wenn ich recht sehe und ich mich anders nicht irre, so habt ihr alle drei, du, deine Frau und deine Katze, weger! nicht mehr als drei Augen. Was geschieht? Die Katze kratzt ihn, das Weib schilt ihn, und der Mann jagt ihn mit der Ofengabel zum Loch hinaus.


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