Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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11. Das Grömlein.

Ein Mann hatte vier Rosse, ein Bräunlein, einen Schecken, einen Schimmel und ein Grömlein, ein altes, schwaches Rößlein, das vor Last der Jahre und der Arbeit den Kopf hängen ließ, und die Füße mühsam nachschleppte. Diesen vier Rossen lud er jeglichem eine Bürde auf zum Tragen; wie er aber des Wegs weiter zog, dachte er sich: Warum soll ich das junge und das starke und das gute Roß lange scheren und plagen? Und er nahm die Bündel von den dreien, und lud sie alle zumal mit einander auf das Grömlein; und die drei starken Rosse ließ er ganz ledig dahin laufen, das Grömlein aber trieb er heftig an, daß es bald unter der Last erlegen ist. – Merk: dieser Narr bist du, wenn du die Buße aufschiebst bis in dein hohes Alter. Das will ich dir in Kürze erklären. Die vier Rosse sind die vier Zeiten der Menschen. Das erste Pferd ist die Kindheit von zehn Jahren bis in das zwanzigste. Da heißt es – und die Mutter hilft auch dazu – was soll ein Kind von zwölf oder vierzehn Jahren thun? es weiß noch nicht, was die Sünde ist. Man findet doch manchen Alten, der nicht Buße thut. Und hiermit entschuldigt sich das Bräunlein. Das andere Pferd ist die Jugend oder das blühende Alter, von dem ein und zwanzigsten bis ins dreißigste. Da sagt man: Ich bin jetzt in meiner besten und blühenden Zeit, ich muß gut leben haben, da es mir gedeihet, denn, komm' ich nun in die Ehe, so ist nichts denn Ach und Wehe. Hiermit entschuldigt sich der Scheck auch. Das dritte Pferd, der Schimmel, ist das männliche Alter von dem dreißigsten Jahre bis ins sechzigste. Das wirft auch die Bürde von sich, und sagt: Wenn ich nun gar alt werde, alsdann will ich Buße thun; es ist noch Zeit genug dazu, wenn ich ein Bettriß oder sonst ein alter Greis werde. Also werden diese Bürden alle gespart bis in das Alter, und sie werden alle dem Grömlein auf den Rücken geworfen, das muß dann tragen, daß es darunter erliegt.


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