Ludwig Aurbacher
Ein Volksbüchlein
Ludwig Aurbacher

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54. Eine Lektion für die Weiber.

Weib, mach' keinen solchen Staub in die Stube! Spritz erst auf, eh' du kehrst! So sagte der Mann. Aber: lange Röck', kurzer Sinn! Es vergingen wenige Tage, daß die Frau wieder auskehrte, ohne aufzuspritzen. Indem kam der Mann in die Stube, und als er den großen Staub sah, schalt er die Frau ob ihrer Vergessenheit und ihres Eigensinns. Die aber sagte, kurz angebunden: Magst einstweilen spazieren gehen, bis der Staub vergeht. Der Mann ließ sich das nicht zwei Mal sagen, sondern zog seinen Feiertagsrock an, nahm Stock und Hut und ging spazieren ins Wirthshaus. Dort traf er einen guten Nachbarn, den der Rauch aus dem Hause vertrieben hatte, und sie zechten und waren guter Dinge bis in die tiefe Nacht hinein. Dies lustige Leben setzten sie fort an dem andern Tage, und weil aller guten Dinge drei sind, auch noch am dritten Tage bis gegen Abend; und es gesellten sich inzwischen noch andere gute Nachbarn zu ihnen, die zwar nicht Staub und Rauch, aber der Durst ins Wirthshaus getrieben hatte. – Inzwischen hatte die Frau Zeit genug gehabt, ihre Betrachtungen anzustellen, und es waren sehr heilsame und fruchtbringende Betrachtungen. Denn des andern Tags spritzte sie über die Maßen auf, ehe sie auskehrte; und am dritten Tage wusch und fegte sie sogar den Boden, nachdem sie erst noch sorgfältig Tisch und Bänke abgestaubt und die Fenster gereinigt hatte. – Endlich am Abend des dritten Tages machte sich der Mann mit seinen guten Nachbarn auf den Weg nach Hause. Er ließ es aber auch jetzt nicht an Vorsicht fehlen, sondern klopfte vorerst ans Fenster, und als die Frau geöffnet hatte, fragte er: Frau, ist der Staub nun vergangen? Die Frau lachte, und sagte: Ja; aber der Besen steht noch hinter der Thür. Das ließ sich der Mann gefallen; und die Frau merkte sich aber ihr Theil, und kehrte seit der Zeit nicht mehr aus, ohne aufzuspritzen. – Dies bedenket, ihr Weiber! Machet und leidet keinen Staub und Rauch im Hause, und schaffet die Männer nicht fort; denn sie bleiben ohnehin nicht gern daheim.


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