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Um elf Uhr hörte Jim, der noch eifrig in seinem Arbeitszimmer tätig war, Schritte auf dem geschotterten Fahrweg. Er öffnete die Tür und hörte die Unterhaltung zwischen Binger und einem Unbekannten. Plötzlich kam Binger sehr erregt zu ihm.
»Es ist dieser verfluchte Marborne!« flüsterte er ihm zu.
»Führen Sie ihn ruhig herein!«
Marborne sah hager und angegriffen aus. Jim glaubte, daß er Unannehmlichkeiten mit ihm haben werde, aber die Haltung des Mannes blieb höflich.
»Es tut mir sehr leid, daß ich Sie so spät noch störe, Mr. Morlake«, begann er, »und ich hoffe, daß Sie nicht denken, ich käme wegen des Vorfalls von letzter Nacht zu Ihnen.«
Jim schwieg.
»Tatsächlich bin ich –« Plötzlich fuhr Marborne nervös herum. »Was ist denn das?« fragte er aufgeregt.
Wieder waren Schritte auf dem Fahrweg zu hören.
»Wer mag das sein?« fragte er heiser.
»Das werde ich feststellen«, entgegnete Jim, ging hinaus und öffnete selbst dem Besucher die Tür.
»Treten Sie bitte näher, Welling! Sie sind der zweite, den ich heute abend bestimmt nicht erwartet hätte.«
»Wer war denn der erste?«
»Ein alter Freund von Ihnen – Marborne.«
Captain Welling runzelte die Stirn.
»Sehr interessant. Ist er hergekommen, um sein Geld von Ihnen zurückzuverlangen?«
»Das nahm ich zuerst auch an. Aber ich glaube, seine Unruhe hat eine viel ernstere Ursache.«
Als Marborne sah, wer Jims neuer Besucher war, atmete er erleichtert auf.
»Haben Sie einen Freund erwartet?« fragte Welling.
»Nein«, stammelte Marborne verwirrt.
»Sie können aber Ihren Revolver ruhig fortlegen – es ist eine sehr schlechte Angewohnheit, Waffen mit sich herumzutragen.«
Marborne hatte sich wieder etwas erholt.
»Mr. Morlake«, wandte er sich an Jim, »ich möchte Sie heute abend nicht mehr mit meinen Angelegenheiten belästigen – vielleicht können Sie mir morgen früh ein paar Minuten schenken?«
»Wenn ich Ihnen hier im Wege bin –« begann Welling.
»Nein, durchaus nicht. Sagen Sie mir nur, wo ich während der Nacht schlafen kann! Vermutlich gibt es hier im Dorf ein Gasthaus oder ein Hotel?«
»Jawohl, hier ist ein Gasthaus – der ›Rote Löwe‹. Ich wohne selbst dort. Aber ich kann ja auch warten. Mein Geschäft ist nicht so sehr dringend. Ich wollte nur eine oder zwei Fragen an Mr. Morlake stellen.«
»Nein, danke, es genügt, wenn ich Mr. Morlake morgen früh sprechen kann.«
Marborne war inzwischen zu einem anderen Entschluß gekommen. Er wollte Hamon noch eine letzte Chance geben, da er hier nicht einen Pistolenschuß von ihm entfernt wohnte. Am Morgen wollte er ihm noch ein Angebot machen, und Hamon würde besser und williger zahlen, da jetzt auch noch eine Anklage wegen versuchten Mordes gegen ihn erhoben werden konnte. Er verabschiedete sich von den beiden und ging.
»Was ist eigentlich mit Marborne los?« fragte Welling.
»Ich weiß es nicht. Er war sehr nervös, und ich hatte den Eindruck, daß er in irgendeiner Gefahr schwebt. Aber vielleicht hat er auch wieder getrunken.«
»Nein, getrunken hatte er nicht. Ich möchte doch zu gern wissen, was er wollte.« Die letzten Worte sprach er fast zu sich selbst. »Das beste ist, wir rufen ihn wieder zurück.«
Sie gingen zusammen auf den Fahrweg hinaus, konnten aber nichts mehr von Marborne sehen.
»Haben Sie ein Feuerzeug bei sich?« fragte Welling beunruhigt.
Jim reichte ihm seine Taschenlampe, und der Detektiv leuchtete den Fahrweg ab. Ringsumher herrschte tödliche Stille.
Auf halbem Weg zwischen Tor und Haus hielt er plötzlich an und richtete den Lichtschein auf Sträucher, die am Weg standen.
Dort lag Marborne mit dem Gesicht nach unten. Sie konnten eine leichte Wunde am Hinterkopf feststellen, aber getötet hatte ihn eine seidene Schnur, die um seinen Hals geschlungen war.