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»Es ist also doch wahr – wirklich wahr«, sagte sie atemlos.
Er hörte das Entsetzen in ihrer Stimme und schaute auf sie nieder.
»Was soll wahr sein? Aber bitte sprechen Sie nicht zu laut, man wird Sie hören.«
Sie versuchte, die Herrschaft über sich wiederzugewinnen.
»Sie sind ein Einbrecher«, sagte sie endlich.
»Glauben Sie ... etwa wegen der Maske? Aber eine Maske macht noch keinen Einbrecher, so wenig wie eine Schwalbe einen Sommer macht. In einer so feuchten Nacht wie dieser muß sich ein Mann, der auf seinen Teint hält, natürlich gegen die Witterung schützen ...«
»Ach, machen Sie doch jetzt nicht so dumme Scherze!«
Gleich darauf wurde ihr klar, daß ihre Entrüstung nicht mit ihrer hilflosen Lage in Einklang stand. Sie lag auf dem feuchten Gras, ihr Gesicht ... Sie hoffte, daß er es nicht sehen konnte, und wischte heimlich den dicken Lehm mit einem Zipfel ihres Regenmantels ab, den sie trotz des Unwetters in ihrer Aufregung über dem Arm getragen hatte.
»Würden Sie so liebenswürdig sein, mir aufzuhelfen?«
Er neigte sich über sie und hob sie ohne jede Anstrengung auf.
»Wohnen Sie im Herrenhaus?« fragte er höflich.
»Ja, ich wohne dort. Sind Sie ... waren Sie im Begriff, hier einzubrechen?«
Er lachte leise: »Sie würden es mir ja doch nicht glauben, daß ich kein Einbrecher bin –«
»Also sind Sie – ein Dieb?«
»Ja, das bin ich.«
Sie wäre bitter enttäuscht gewesen, wenn er etwas anderes gesagt hätte. Ein Räuber und Einbrecher mochte er sein – aber daß er ein Lügner gewesen wäre, hätte sie nicht ertragen.
»Bei uns gibt es nichts zu rauben, Mr. –« sie brach plötzlich ab. Ob er wohl wußte, daß sie ihn erkannt hatte?
»Nun, Mr. –?« wiederholte er und wartete auf den Namen. »Sie sagten doch vorhin: ›Es ist also doch wahr‹ – meinten Sie damit, daß ich ein Einbrecher sei? Erwarteten Sie denn heute abend einen solchen Besuch?«
»Ja«, erwiderte sie ohne die geringsten Gewissensbisse. »Mr. Hamon sagte, daß bei uns eingebrochen werden könnte.«
Es war freie Erfindung von ihr, aber sie hatte nicht gedacht, daß ihre Worte so großen Eindruck auf ihn machen würden.
»Ach, Sie sind zu Besuch hier? Ich bitte Sie vielmals um Verzeihung – ich dachte, Sie seien ... nun ja, ich wußte nicht genau, was ich aus Ihnen machen sollte. Sehen Sie doch bitte einmal nach dem Hause hin.«
»Warum denn?«
»Bitte –«
Sie gehorchte und wandte ihm den Rücken. Es kam eben ein Mann heraus und näherte sich dem brennenden Baum. Er trug eine Sturmlaterne in der Hand und kam nur zögernd näher.
»Das ist Stephens«, sagte sie und drehte sich wieder um. Aber sie war allein, der Mann mit der schwarzen Maske war verschwunden.
In der allgemeinen Aufregung gelang es ihr, unbemerkt nach oben in ihr Zimmer zu kommen. Sie war Frau genug, vor allem ihre äußere Erscheinung in Ordnung zu bringen, und erst als sie ein Bad genommen hatte und in ihrem Bett lag, dachte sie wieder an ihr Abenteuer.
Nun hast du deine Illusionen wohl endlich verloren, Joan Carston, sagte sie ernüchtert zu sich. Dein Wunderprinz ist ein Einbrecher, und für Einbrecher kannst du dich doch nur interessieren, wenn du krankhaft bist. Laß es dir eine Lektion sein und benimm dich in Zukunft wieder vernünftig.
Nach diesem Selbstgespräch stand sie auf und schaute zwischen den großen Baumgruppen des Parks nach Wold House hinüber. Das schwache Licht brannte – Mr. Morlake war heimgegangen.
Sie seufzte dankbar und legte sich wieder hin.