Richard Wagner
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk
Richard Wagner

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128.

[Ende Januar 1862]

Pogner.
»Und du, mein Kind, du sagst mir nichts?

Eva.
Ein gutes Kind, gefragt nur sprichts.

Also, in dritter Person gefragt zu werden, verstehen manche Kinder nicht. Der alte enthusiastische Zug wollte sich regen. Ich hatte im Sinne, Euch in Basel um eine Abendzusammenkunft zu bitten, die Meistersinger vorzulesen, 's kam mir schwer an, der alten Gewohnheit zu entsagen. Doch musst' es sein, und ich glaube, Sie danken mir's! –

Aber mein ManuscriptDie mit vielen Korrekturen versehene vom 25. Januar 1862 datierte Handschrift ist im Nachlaß von Frau Wesendonk erhalten. habe ich Ihnen eingepackt; das geht soeben gleichfalls an Sie ab. Sehen Sie, wie Sie sich da durchschlagen: es sieht manchmal grässlich aus, auch Dintenflecke sind drin. Mir wär's spasshaft zu sehen, ob Sie überall daraus klug wurden.

Manchmal konnte ich vor Lachen, manchmal vor Weinen nicht weiter arbeiten. Ich empfehle Ihnen Herrn Sixtus Beckmesser. Auch David wird Ihre Gunst gewinnen.

Lassen Sie sich übrigens nicht irre machen: was drin steht, ist Alles von mir eigens gefertigt. Nur die 8 Zeilen, mit denen in der letzten Scene Sachs vom Volke begrüsst wird, sind von Sachs aus seinem Lied auf Luther. Auch die Namen der Meister-Weisen und Töne (mit Ausnahme einiger von mir erfundener) sind ächt: im Ganzen wunderts mich, was ich aus den wenigen Notizen machen konnte.

Morgen gehe ich nach Mainz, um von da aus in Biebrich oder Wiesbaden das Nest zu suchen, in welchem ich mein gelegtes Meister-Ei musikalisch ausbrüten kann.

Wollen Sie mir, ehe Sie wieder etwas von mir erfahren, einmal schreiben, so adressiren Sie aux soins de J. B. Schott's Söhne in Mainz.

Gott behüte Sie, mein Kind!

Schön Gruss vom
Meister.


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