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Beste Freundin!
Meine Frau theilt mir heute einen guten Einfall mit, der mich bestimmt, Ihnen eine recht grosse Bitte vorzutragen.
Es handelt sich darum, noch einen Versuch zu machen, ob ich das Bodmer'sche Grundstück,Vgl. hierzu die Briefe an Otto Wesendonk vom 29. Juli, 7. August, 1. und 10. Sept. 1856. im Seefeld bei Zürich, auf Lebenszeit zur Miethe erhalten kann. Gelänge es, so wäre ich der Sorgen um ein eigenes Grundstück überhoben, und gegen eine blosse Miethe käme ich zu demselben Genuss, den ich suche. Diess Grundstück ist gegenwärtig an eine Familie Trümpler als Sommerwohnung vermiethet; es käme daher darauf an, Bodmers zu bestimmen, diesen älteren Miethern freundschaftlich zu kündigen, und dagegen mir auf Lebenszeit, oder vielleicht auf zehn Jahre das Grundstück zu überlassen.
Soviel wir wissen, ist es für Trümplers mehr ein Herkommen, als ein Bedürfniss, das Bodmersche Grundstück zu beziehen, und wenn Bodmers selbst gern es uns überliessen, so zweifle ich nicht, dass es ihnen nicht schwer fallen wird, Trümplers zum Zurücktritt zu bewegen. Daher kommt es eben nur darauf an, Bodmers ernstlich für meinen Wunsch zu gewinnen, und meine Frau, der ich aufgetragen, vorläufig mit Frau Bodmer sich zu vernehmen, wünscht die Hülfe eines Dritten, der jener Dame alles dasjenige Empfehlende sagen soll, was weder sie, noch ich sagen kann: und zu dieser dritten Person hält meine Frau vor Allem Sie, verehrte Freundin, geeignet. Somit ergeht an Sie die herzliche Bitte, an Frau Bodmer zu schreiben, und sie für mich zu gewinnen zu suchen. Dazu – meint meine Frau – dürfte es gut sein, wenn Sie der Dame meine grosse Noth und mein Bedürfniss, eine ruhige, ländliche Wohnung, wie ihr Grundstück es bietet, recht zu Gemüth führten, vielleicht auch – so meint meine Frau – sie etwas bei der Eitelkeit fassten, und sie darauf aufmerksam machten, dass es ihnen gewiss Ehre bringen könnte, wenn sie mir für meine weiteren Kunstschöpfungen ein förderndes Asyl auf ihrem Grund und Boden verschafften. –
Was meinen Sie? Wollen Sie es übernehmen? –
Gern möchte ich bei meiner bevorstehenden Rückkehr nach Zürich die Angelegenheit, die mich jetzt so dringend beschäftigt, recht weit zur Entscheidung gebracht sehen, damit ich schnell den nöthigen Entschluss fassen dürfte.
Glauben Sie wohl, dass es mich freuen würde, auch Ihnen in Bern guten Tag sagen zu können?
Viele herzliche Grüsse von
Ihrem Richard Wagner.
Mornex, 11. August 56.