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Luzern, 11. Aug. 59.
Freundin!
Nur im Vertrauen auf eine fast bloss Ihnen mögliche Nachsicht, fasste ich den Muth, Ihnen die unglaubliche Störung zu verursachen, die ich heute dem Telegraphen zur Meldung übertrug. Hören Sie! Eine directe Abreise von Ihnen nach Paris ist mir nicht möglich; wie es mir davor graut, habe ich auch noch keinen Grund anzunehmen, dass so schnell alle Hindernisse beseitigt sein werden. Ich bin unter verschiedenen Eindrücken, zu was es läugnen? – missgelaunt, wovon der Hauptgrund jedenfalls körperliches Uebelbefinden ist. Sollte ich mir nun die Stunden des Abschiedes verderben lassen? Des Abschiedes, zu dem in diesen Tagen mich noch gar nichts drängt? Ich hatte wahre Furcht davor. Und so kam mir der Entschluss, zunächst für einige Tage mich in der Bergluft zu erfrischen; ich will die Höhe aufsuchen und gedenke Morgen (Freitag) Abend in Rigi-Kaltbad einzutreffen, wo ich sehen will, ob es mir da einige Tage gefallen kann. Sie sollen von dort aus von mir hören. Entschliesse ich mich dann zur bestimmten gänzlichen Abreise, so melde ich's Ihnen, und wenn ich auch nicht auf einer Ausführung des früheren Projectes bestehen zu dürfen glaube, so hoffe ich doch dann Ihnen in mir einen etwas besser sich gebahrenden Abschiedsgast in's Haus zu bringen, als Sie morgen zu bewirthen gehabt haben würden.
Sie sind zu gut gegen mich, und ich lohne es Ihnen mit steter Unruhe, die ich Ihnen verursache. Die Sorge um das Rütli hätte ich Ihnen fast von Anfang her ersparen sollen. Meine Sorge, Ihnen zum Abschied einen guten Eindruck zu hinterlassen, ist aber auch zu beachten: ich opfre die Ihrige der meinigen.
Bleiben Sie mir freundlich, so schicken Sie mir auch den Palleske: er soll mir, von Ihnen mir zugesellt, ein guter Begleiter auf der Höhe sein.
Tausend herzliche Grüsse! Melden Sie mir, ob Sie mir verzeihen!
R. W.