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»Warum so traurig, Seele ...«

Warum so traurig, Seele,
so sterbenstraurig, sprich,
wenns gilt, sich aufzuheben,
und wenn das höchste Streben
da ist und fordert dich?

O Hände, die nichts schaffen,
gerungen heiß und rot!
O Lippen, angstzerbissen,
die nur zu schweigen wissen,
und ach, dein Aug ist tot!

Sprich, lebt dir denn nicht Hoffnung
auf die Beständigkeit?
Sprich, hast du nicht das Leiden,
dich endlich einzukleiden
in tiefste Sicherheit?

Weg, Schlaf! und du von hinnen,
beträntes Traumgesicht!
Des großen Tages Feuer
sei mehr als Traum dir teuer,
der Himmel braust von Licht

wie rotes Gold, das Leuchten
trennt ab mit schwarzem Strich
die sichtbarlichen Sachen,
deutlich die Pflicht zu machen
mit Zügen schauerlich.

Du mußt ihr stracks entgegen,
so wirst du schwinden sehn
der Züge düstres Schweigen,
das sie beliebt zu zeigen
beim Nah- und Nähergehn.

An Lieb und Rätseltiefen
birgt edler als Demant
sie auserlesne Güter,
und sie ist der Behüter,
den keiner überwand.

O Schätze, nie erschaute:
nach heiliger Kämpfe Brauch
den Frieden im Gemüte,
der Wonnen reinste Blüte,
und das Vergessen auch.

Und das Vergessen auch ...

Albrecht Schaeffer


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