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Brief

Fern Ihrem Antlitz durch Hofintriguen verbannt
(Alle Götter, Madame, als Zeugen zur Hand!),
welk ich und sterbe. Wie's meine Gewohnheit ist
solchen Falles. Und wandle sorgengespießt,
kummerbedrückt, Ihr Gespenst als Fracht
tags der Gedanken, der Träume zur Nacht.
Tags Sie, Madame, wie nachts gleich bewundernswert:
allsosehr, daß ich Armer, ganz abgezehrt,
meinerseits gleichfalls geistern werde, ja ich!
daß ich vor Not (sie ist fürchterlich!)
zahlloser Wünsche wie nutzlos gereckter Hände
einfach für immer als Teil des gemeinsamen Spukes ende.

Vorläufig bin ich, sehr Liebe, nur Dein Lakai.

Gehts zu Hause nach Wunsch, so nebenbei;
Kater, Hund, Papagei? Die Gesellschaften taugen?
Ach, und blieb Silvanie, deren schwarze Augen
mir nicht übel gefielen (wär Deins nicht so blau!),
sie, die mir öfters heimlich Acquis gab (ei, schau!),
blieb sie wie vor Deine süße Vertraute?
Kurz, Madame, das Projekt, das mein Ungestüm baute,
zielt, die Welt samt Schätzen erobern: galant
Ihnen zu Füßen den Plunder dann, unwürdig Pfand
einer Liebe gleich allen erlauchten Flammen,
die durch die Weltgeschichte leuchten, zusammen!
Kleopatren hat Cäsar so nicht geglüht,
Mark Antonius auch wie für Sie mein Geblüt!
Keine Zweifel! Madame Kleopatra Du,
um Dein Lächeln hau ich wie Cäsar zu,
renne um einen Kuß wie Anton davon.

Schluß damit, Liebe, leb wohl! Denn genug nun schon:
Auch ist die Zeit, für Lesen von Briefen verschwendet,
nie der Mühsale wert, die Schreiber aufs Schreiben verwendet.

Alfred Rottauscher


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