Autoren

∞

Werke

∞

Neu

∞

Information

∞

Shop

∞

Lesetips

∞

Textquelle

∞

Böser Traum

In meinem Traume sah ich ihn,
in seinen Händen stark und kühn
Schwert und Dolch, vorüberziehn,
wie über die Heide das Ungewitter,
            den Ritter

der deutschen Balladen,
der auf Tal- und Waldespfaden,
an Fluß- und Meergestaden,
vorbei an Land und Stadt und Schloß
            sein Roß,

schwarz und rot wie in Flammen getränkt,
mit Zaum und Zügel nie behängt,
ohne Zuruf, Gebiß und Peitsche lenkt,
mit dumpfem Röcheln von Ort zu Ort,
            immerfort, immerfort.

Ein Filzhut mit langer Feder schützt
sein dunkles Auge, das, tiefgeschlitzt,
glüht und wieder erlischt. So blitzt
und verglüht im Nebel bei Feuers Strahl
            funkelnder Stahl.

Als ob eines Meeradlers Flügel sich hüben,
den plötzlich der Sturm in die Lüfte getrieben
empor, wo wild die Schneeflocken stieben,
so in das Stürmen flattert
            sein Mantel und knattert

und läßt mit stolzen Bauschen blicken
einen schwarzen und elfenbeinblanken Rücken,
und durch den dicken
Schatten leuchten in gellem Schrein
            zwei Zähnereihn.

K. L. Ammer