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20.

Zu Tode ermattet sank Schreyer in einen Stuhl und wischte sich den Schweiß von der Stirne. Fast zwei Stunden hatte er ohne die geringste Bewegung in der engen Zelle stehen müssen. Mit dem linken Ellenbogen hatte er den einen Teppichzipfel ein wenig zur Seite gehalten, um besser hören zu können und einen schmalen Streifen Licht zu haben. Zugleich hielt er in der linken Hand sein Notizbuch und schrieb mit fliegendem Stift jedes Wort, was drinnen gesprochen wurde, stenographisch nieder. Diese Aufgabe erforderte eine sehr starke Nervenanspannung, so daß er völlig erschöpft in seinem Zimmer ankam.

Dieser Augenblickszustand aber war ihm ganz gleichgültig. Innerlich triumphierte er. Er hatte einen Erfolg erzielt, der seine kühnsten Erwartungen weit übertraf. Er hatte aus der belauschten Unterhaltung den bestimmten Eindruck gewonnen, daß Ponks, dieser skrupellose Verbrecher, im Begriffe war, einen Schwindel von riesigem Umfang in Szene zu setzen. Ein groß angelegter Plan sollte ihm jetzt die langersehnten reichen Früchte bringen. Dr. Schreyer staunte über die Kühnheit und die geradezu geniale Art, wie Ponks seine Gaunereien in Szene setzte. Kein Zweifel: Ponks hatte bis jetzt die Geschäfte der Anglo-Indischen Gesellschaft mit peinlicher Genauigkeit geführt. Die angegebenen Kapitalien auf der Bank waren wirklich vorhanden und greifbar. Mit dieser scheinbaren Gewissenhaftigkeit hatte er seinen Zweck, die Opfer seines bevorstehenden Gaunerstreichs in Vertrauen einzuspinnen, vollkommen erreicht. Ponks verzichtete großzügig auf die Summe von zwei Millionen, um dafür um so sicherer den zehnfachen Betrag einzuheimsen.

Während Schreyer noch sinnend saß und seine Notizen überlas, wurde an die Türe geklopft und auf seinen Ruf trat Elisabeth herein.

»Seit zwei Stunden sitze ich mit dem Konsul auf der Terrasse. Er stellt manchmal seltsame Fragen, so daß es mir schwer fällt, meinen Ernst zu bewahren. Eben sah ich, daß der Prinz und seine Gesellschaft das Hotel verließen. Ich bat den Konsul, ein paar Sekunden zu warten, weil ich annehme, daß du mit ihm reden möchtest.«

»Sehr gut«, nickte Schreyer. »Ja, ich muß mit ihm reden.«

Er verließ mit Elisabeth das Zimmer.

Eine Minute später saßen die beiden mit dem Konsul Dr. Froberger an einem kleinen Marmortischchen auf der Terrasse. Der Konsul war ein Mann in mittleren Jahren, ein Großkaufmann aus Hamburg, blond, nüchtern, sachlich, energisch, pflichtbewußt.

»Ich danke Ihnen, Herr Konsul, daß Sie unserer Bitte gefolgt sind«, nahm Dr. Schreyer das Wort. »Wenn Ihre Zeit es Ihnen erlaubt, noch ein Stündchen in unserer Gesellschaft zu verweilen, werde ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die Sie ohne Zweifel hochgradig fesseln wird. Sie werden Zeuge und vielleicht Mitspieler eines Dramas werden, dessen tragischer Schlußakt sich in den nächsten Tagen hier in Bombay oder in der Nähe abspielen wird.«

»Sie machen mich so neugierig«, lächelte der Konsul, »daß ich Ihnen gerne noch eine Zeitlang zur Verfügung stehe.«

Nun begann Dr. Schreyer vor den Augen des Konsuls das Schauspiel zu entrollen, dessen Mittelpunkt, Hauptdarsteller und treibende Kraft Ponks war. Während Dr. Schreyer mit der Beredsamkeit und Klarheit des gewandten Juristen das Bild der verbrecherischen Tätigkeit von Ponks entwarf, steigerte sich die Anteilnahme seines Zuhörers von Minute zu Minute.

»Donnerwetter, das ist keine alltägliche Geschichte!« rief der Konsul aus, als am Schluß seines Vortrages Schreyer sein Notizbuch mit den Aufzeichnungen über die eben stattgefundene Sitzung zuklappte. »Da wird sich Griemsfield freuen.«

»Wer ist Griemsfield?«

»Der Polizeidirektor von Bombay.«

»Hm – sind Sie der Meinung, ich sollte meinen Fall der hiesigen Polizei übergeben?«

»Natürlich. Sind Sie etwa anderer Ansicht?«

»Ja. Ich denke an die Folgen für den Prinzen, wenn die englische Polizei den Fall Ponks zur Bearbeitung bekommt.«

»Ja so. Der Prinz Rami würde allerdings bei der Gelegenheit in sehr übler Weise bloßgestellt. Aber was kümmert das Sie?«

»Eigentlich gar nichts – Sie haben recht. Und Sie werden mich jedenfalls auslachen. Ich habe lediglich des Prinzen Stimme und Worte gehört, gesehen habe ich ihn kaum. Aber ich muß gestehen, daß das, was ich von ihm hörte, mich sehr für ihn eingenommen hat.«

»Ich fürchte aber, daß Sie ohne die Hilfe der englischen Polizei nicht zu einem Erfolg kommen werden.«

»Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß ich einen Haftbefehl gegen Ponks bereits in der Tasche habe, den die Polizei von Neuyork ausgestellt hat.«

»Das ist freilich etwas anderes. Dann können Sie entweder die englische Polizei um Hilfe bei der Festnahme bitten, ohne nähere Angaben über die Gründe der Verhaftung anzugeben, oder Sie verhaften den Verbrecher auf eigene Faust mit Hilfe zuverlässiger Personen. Wollen Sie mich morgen früh gegen acht Uhr in meiner Wohnung besuchen? Ich hoffe, bis dahin über die Sache im klaren zu sein, vielleicht sogar schon Ihnen die geeigneten Personen für dieses Abenteuer empfehlen zu können.«

»Ich werde pünktlich bei Ihnen sein, Herr Konsul.«

*

Acht Uhr ist eine Zeit, in der sich in Bombay die Europäer an manchen Tagen schon aus dem Straßenleben zurückzuziehen pflegen. Die Sonne brennt dann mit unbarmherziger Glut auf den Asphalt hernieder. Die Millionenstadt brodelt und siedet in Hitze. Menschenleer sind die breiten Großstadtstraßen des Europäerviertels. Kawassen und eingeborene Angestellte gehen meist weiß gekleidet, geräuschlos ihres Weges dahin. Automobile huschen über den blanken, glühenden Asphalt. An den Gebäuden sind die Rolläden und Vorhänge herabgelassen, um der Sonne den Zutritt ins Innere zu wehren. Man könnte glauben, drinnen läge alles in tiefster Ruhe. Das wäre aber eine Täuschung. Bombay ist eine Stadt, in der sehr rege und eifrig gearbeitet wird, auch während der heißen Stunden. Doch das Leben vollzieht sich unsichtbar im Inneren der Häuser. Wer nicht unbedingt muß, verläßt zwischen neun Uhr Morgens und sechs Uhr Abends seine Wohnung nicht.

Ganz anders aber ist es in dem Stadtteil für Handel- und Gewerbetreibende und in der Eingeborenenstadt. Hier herrscht auch in den mittleren Tagesstunden ein Leben und Treiben wie in Berlin, London und Neuyork. Mit einem Schlage hat sich das Bild verändert. Ein überaus buntes Völkergemisch umbrandet den überraschten Neuling. Sein Auge erblickt alle Volkstypen des östlichen Asiens. Er sieht einen Menschenschwall, der durcheinanderflutet wie ein Ameisenhaufen. Alles ist in emsiger Bewegung. Alles vollzieht sich mit einem gewaltigen Aufwand von Lärm und Geste. Arbeitend oder bettelnd, schimpfend, feilschend oder schwätzend, singend oder lachend – so bewegt sich die Menge wie Wasser in einem Strudel, ein unbeschreiblich buntes Gewimmel, schier betäubend für den Reisenden, der erst eben aus der Stille wochenlanger Seereise seinen Fuß auf diesen Boden gesetzt hat.

Vom hellsten Gelb bis zum dunkelsten Braun sind alle Hautfarben vertreten. Auch das tiefe Schwarz des Negers ist nicht selten. Man sieht das Gewand des modernen europäischen Stutzers neben dem farbenprächtigen der reichen Hindus. Man sieht Chinesen in ärmlicher und parsische Kaufleute in zwar schlichter, doch gediegener Tracht. Nicht selten gewahrt man in dem Gewimmel auch Gestalten, denen das An- und Auskleiden äußerst wenig Arbeit verursacht, dieweil sie keine nennenswerten Kleidungsstücke auf dem Leibe tragen.

Im Gegensatz zum Europäerviertel vollzieht sich hier alles Leben auf der Straße. Die Handwerker sitzen vor ihren Häusern und verrichten ihr Tagewerk. Lange Budenreihen und Basarstraßen laden zum Kauf von allen möglichen Dingen ein. Zwischen dem menschlichen Geschiebe bewegen sich mit ungeheurem Lärm unzählige Fuhrwerke der verschiedensten Art: zweirädrige Karren, von Ochsen gezogen, die das Hauptbeförderungsmittel für sämtliche Lasten sind. Dem Personenverkehr dienen die von einer leichten Zeltplane überzogenen, meist bunt angestrichenen Tongas, ferner die zierlichen, von Eingeborenen gezogenen Rikschas. Auch Palankine, die getragen werden und teils mit kostbaren Teppichen und Stickereien verziert sind, sieht man oft. Über all diese Menschenbeförderungsmittel aber triumphiert durch Zuverlässigkeit, Billigkeit, Eile und – Lärm die Trambahn, die sich mit gellendem Geklingel ihren Weg durch das bunte, fast karnevalistische Treiben bahnt.

*

Als Dr. Schreyer am anderen Morgen gegen acht Uhr aus den verhältnismäßig kühlen Räumen des Hotels in den grellen Sonnenschein und in die Hitze der Straße trat, da prallte er im ersten Augenblick entsetzt zurück. Doch das half nichts. Er stieg in das wartende Auto und ließ sich seufzend auf das Polster fallen. Wenige Minuten später hielt der Wagen vor dem Hause des Konsuls.

Dr. Froberger erwartete ihn bereits.

»Ich habe die gestern von Ihnen vernommenen Dinge reiflich überlegt«, begann er die Unterhaltung, »und bereits einige Schritte unternommen. Auch ich bin zu der Erkenntnis gekommen, daß es sich nicht empfiehlt, die englische Polizei in Bewegung zu setzen – aus Rücksicht auf den Prinzen. Aber ich würde an Ihrer Stelle etwas anderes tun: ich würde den Prinzen besuchen und offen mit ihm sprechen.«

Schreyer zeigte eine bedenkliche Miene.

»Denken Sie an sein blindes Vertrauen in die vortrefflichen Eigenschaften seines Freundes Ponks!«

»Sie brauchen beim Prinzen gar nicht zu erreichen, daß er sich zum Glauben an Sie entschließt. Nur zu zweierlei müssen Sie ihn zu bewegen suchen: Ihnen freie Hand zu lassen und selbst die Augen zu öffnen. Und das werden Sie erreichen. Dann aber sind Sie um einen großen Schritt weitergekommen. Sie müssen sich selbst sagen, daß eine Verhaftung gegen den Willen des Prinzen fast ein Ding der Unmöglichkeit ist.«

»Nun, ich wüßte eigentlich nicht –«

»Weil Sie die Verhältnisse nicht kennen. Sie dürfen folgendes nicht vergessen: Wenn sich der Prinz Rami auch hier nicht in seinem Lande befindet, so ist er doch kraft seines Reichtums und Ansehens auch hier allmächtig. Er braucht nicht einmal etwas gegen Sie zu unternehmen, sondern nur Ponks untertauchen zu lassen. Dann hätten Sie in diesem Land der Geheimnisse ebensoviel Aussicht, den Verbrecher zu finden, wie eine Stecknadel auf dem Meeresgrund.«

»Ganz recht«, stimmte Schreyer zu. »Aber alles das warnt uns, den Prinzen ins Vertrauen zu ziehen.«

»Ja – wenn der Prinz nicht eine durch und durch vornehme und lautere Natur wäre! Alles Schlechte und Unsaubere ist ihm in der Seele zuwider. Niemals würde er einen Verbrecher unter seinen Schutz nehmen. Ponks ist ein Mann, der es ausgezeichnet versteht, sich als verfolgte Unschuld aufzuspielen. Und das wird er tun, sobald er von Ihrer Verfolgung etwas ahnt. Darum müssen Sie ihm beim Prinzen zuvorkommen.«

»Mir scheint, Sie haben recht«, nickte der Advokat nachdenklich. »Wenn ich wüßte, wo Ponks sich aufhält, würde ich versuchen, ihn festzunehmen, noch ehe er mit dem Prinzen ins Gebirge reist.«

»Das könnte glücken. Doch es ist gefährlich. Ich an Ihrer Stelle würde anders verfahren. Ich würde mich, wie schon gesagt, unmittelbar an den Prinzen wenden. Sie hätten dann wenigstens die Sicherheit, daß man dem Schuft nicht von irgend einer Seite zu Hilfe kommt.«

»Jawohl, aber wenn der Prinz mir nicht glaubt?«

»Das wäre allerdings schlimm. Aber Sie haben das Gefühl der Wahrheit für sich, das Ihrem Gegner fehlt. Außerdem als sichtbares Zeichen den Haftbefehl. Das wird den Prinzen, bei aller Freundschaft für Ponks, mindestens mißtrauisch machen. Er wird Ponks beobachten. Vielleicht gibt der Bursche sich eine Blöße.«

»Wissen Sie, wo die Besitzungen des Prinzen liegen?«

»Man fährt mit der Bahn bis zur Station Pronah, steigt hier in den Zug, der über Scholapur nach Heiderabad fährt. Bald hinter Pronah wechselt man abermals den Zug und fährt in nördlicher Richtung auf der Strecke nach Ahmednagar weiter. Nicht weit von Dschuner, an den östlichen Abhängen der West-Ghats, liegt Dschongabad, die ausgedehnte Besitzung des Prinzen, mitten im Gebirgswald, nahe am Ufer eines starken Flusses. Sie besteht aus einem Riesenpark, der eine Anzahl Bungalows, Wohnhütten für Dienerschaft und einigen Vorratshäusern umschließt. Eine Reitstunde von der Besitzung entfernt, beginnt ein ausgedehntes Dschungelgebiet, in dem zahlreiche Tiger hausen.«

»Sehr romantisch«, nickte der Deutsche, war aber offenbar mit seinen Gedanken ganz wo anders.

»Je nachdem der Prinz Ihren Vortrag aufnimmt, erscheint es mir sehr möglich, daß er Ihnen einen seiner Bungalows zum Aufenthalt anweist, damit Sie Ponks ständig unter Augen behalten können. Kennt Ponks Sie und Ihren Neffen?«

»O – nein«, entgegnete Schreyer. Dann lachte er leise auf, scheinbar sehr unbegründet. So schien es wenigstens dem Konsul.

»Sagen Sie doch, Herr Konsul, für wie alt halten Sie mich eigentlich?«

»Für wie alt? Komische Frage! Man kann es nicht sagen. Sieht man Ihr weißes Haar, so hält man Sie für einen Sechziger. Ihre Augen aber und Ihre Sprache und Ihre Bewegungen – na ja, mich können Sie ja nicht täuschen. Sie sind ein Mann in den sogenannten besten Jahren.«

»Ach du lieber Gott!« rief Schreyer erschrocken. »Demnach bin ich ja ein schlechter Schauspieler. Und Ponks ist ein so guter. Und was halten Sie von meinem jungen Neffen?«

Dr. Froberger schmunzelte.

»Tja, das ist auch so ein Fall für sich. Ein sehr junger Mann vermutlich! Dessen Wange noch von keinem Schermesser berührt wurde. Der sich mit der Geschmeidigkeit eines Seiltänzers bewegt – und überhaupt – na ja. Der aber erstaunliche Energie und Lebenserfahrung dabei hat und Reife der Ansichten wie ein Alter. Ich habe solch einen merkwürdigen jungen – hm – Mann in meinem Leben noch nicht gesehen.«

»Hm, hm, hm – verflucht! – Mißlich – sehr mißlich – äußerst mißlich!« brummte Schreyer vor sich hin und spielte verlegen mit seiner Zigarre. »Aber ich hab's ja vorausgewußt. Und vorausgesagt habe ich's auch. Aber wenn man nicht hören will –«

Der Konsul lachte laut auf.

»Hören Sie mal, lieber Doktor, sind diese Worte nun eigentlich für mich bestimmt oder reden Sie nur zu sich selbst?«

Schreyer blickte dem anderen gerade in die Augen. Nach einer kleinen Weile begann er zu lachen. Befreiend.

»Ich will Ihnen jetzt alles sagen, Herr Konsul. Gestern habe ich mich nur auf das beschränkt, was Ponks betrifft. Heute sollen Sie den Rest hören. Mein Neffe Charlie Houston ist – fallen Sie möglichst nicht vom Stuhl – meine Braut.«

Konsul Froberger aber fiel mitnichten vom Stuhl. Er lachte nur.

»Was für eine feine Nase ich doch habe! Allerdings – Braut – das hatte ich nun gerade nicht erwartet.«

»So, was denn, bitte?« rief Schreyer empfindlich.

»Um Gottes willen, seien Sie nicht beleidigt! Weder Ihnen noch der Dame wollte ich mit meinen Gedanken zu nahe treten. Demnach also sind Sie tatsächlich noch ein junger Mann.«

Schreyer hatte sich längst wieder beruhigt.

»Aber natürlich! Vierziger!«

»Vortrefflich! Um wieder auf unsere Sache zurückzukommen – Ponks wird Sie unter diesen Umständen wohl nicht wiedererkennen, und Sie können ruhig die Gastfreundschaft des Prinzen annehmen. Vielleicht aber ladet er Sie nicht ein. Für diesen Fall habe ich für Sie einen Diener angenommen.«

»Einen Diener?« wunderte sich Schreyer.

»Ein großartiger Kerl. Panja heißt er und kann alles. Er ist Jäger und Koch, kennt die Umgebung von Ramis Besitzung wie das Innere seines Turbans, spricht mehrere Sprachen, auch Englisch, läuft ununterbrochen zwölf Stunden, sitzt zu Pferd wie ein Cowboy der Savanne –«

»Eine Perle! Doch mein Bedarf –«

»Hören Sie weiter. Sein größter Vorzug aber besteht darin, daß er der Schwager von Nadir Gun ist.«

»Ach so«, murmelte Schreyer ebenso rat- wie ahnungslos.

»Ja. Und Nadir Gun ist der Kammerdiener des Prinzen Rami.«

»Ei verflucht – jetzt verstehe ich!« rief der Advokat elektrisiert.

»Nicht wahr? Guter Gedanke! Bin richtig stolz darauf. Diese beiden Schwäger sind richtige Teufelskerle. Bei ihnen wäscht nicht nur eine Hand die andere, ihre Interessen sind völlig miteinander verwachsen. Nadir Gun wird Sie in der Nähe Ponks' unterbringen, ohne daß eine Seele was davon merkt.«

»Großartig! Jetzt beginne ich zu hoffen, daß wir ans Ziel kommen.«

»Natürlich werden Sie! Wo ich kann, bin ich zur Hilfe bereit.«

»Herzlichen Dank! Eins wäre noch zu wissen wichtig: wann der Prinz mit seiner Gesellschaft von hier abreist. Leider weiß ich des Prinzen Wohnung nicht.«

»Beides werden Sie vielleicht noch heute erfahren. Panja befindet sich bereits auf Kundschaft.«

Nach herzlichem Abschied von dem Konsul verließ Schreyer, von besten Hoffnungen erfüllt, das Haus.


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