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Bergson, der auf dem Grundstück der Farm ein eigenes kleines Haus bewohnte, erwachte früh am Morgen durch ein ungewohntes Geräusch. Hastig fuhr er empor. Da wiederholte sich das Geräusch. Ein Stein wurde gegen die Fensterscheibe seines Schlafzimmers geworfen. Sofort war er aus dem Bett und am Fenster. Es war eben hell geworden und die aufgehende Sonne kündete sich durch einen purpurnen Streif am östlichen Horizont an.
Vor dem Hause stand John, der Diener.
»Kommen Sie bitte sofort herunter, Herr Inspektor. Es ist etwas Sonderbares geschehen.«
»Was ist geschehen?« fragte Bergson hastig. Sofort fiel ihm der gestrige Abend ein.
»Es ist eingebrochen worden im Herrenhaus.«
»Eingebrochen? Ist etwas verschwunden? Aber warten Sie, ich komme sofort herunter.«
Er fuhr in seine Kleider und eilte hinab. Während die beiden Männer mit schnellen Schritten zum Herrenhaus hinübergingen, berichtete der Kreole.
»Ich war heute morgen zuerst auf den Beinen, weil ich hörte, daß eine Seitentüre des Hauses im Morgenwind klappte. Ich weiß bestimmt, daß ich die Türe gestern abend verschlossen hatte. Zu meinem Erstaunen sah ich, daß die Türe aufgebrochen war. Die Spur von nassen, schmutzigen Füßen führte aus dem Flur in den zweiten Stock. Dort sind die Fußspuren zahlreich. Man sieht deutlich, daß der Einbrecher an mehreren Zimmertüren gewesen ist. Die Tür zur Bibliothek ist erbrochen. Die Bücherschränke sind ebenfalls erbrochen und viele Bücher liegen auf der Erde herum.«
Bergson blieb plötzlich, wie an den Boden gefesselt, stehen. Ein Gedanke war ihm gekommen, der ihn erschrecken ließ.
»Hast du die Schränke genauer angesehen – ich meine, von innen?«
»Nein, ich verstehe nicht viel von Büchern. Als ich die Unordnung sah, bin ich sogleich zu Ihnen gekommen.«
»Gut, sage vorläufig keinem Menschen etwas von dem, was geschehen ist, verstanden? Niemand! Aber geh nun zum Zimmer des Herrn Schreyer, wecke ihn und sag ihm, ich ließe ihn bitten, sofort zu mir in die Bibliothek zu kommen. Es sei sehr wichtig.«
Beide waren inzwischen an der erbrochenen Seitentüre angekommen. Der Diener eilte ins Haus, Bergson betrachtete aufmerksam die Fußspuren. Er machte sofort eine Entdeckung, die ihm erklärte, wie es möglich war, daß man im Hause nichts gehört hatte. Die Spuren rührten von bloßen Füßen her. Und zwar waren diese Füße längere Zeit in schmutzigem, stark lehmhaltigem Wasser gegangen. Während außerhalb des Hauses die Spuren sich zu einem Fleck verdichteten, der Genaueres nicht erkennen ließ, zeichnete sich im Innern des Hauses die Spur deutlicher ab, und nun erkannte Bergsons scharfes Auge, daß hier zwei Menschen gegangen waren.
»Also waren die Kerle gestern abend doch im Park!« murmelte Bergson wütend vor sich hin. »Und zwar sind sie durch den Bach gewandert, der den Park durchzieht. Darum also haben die Hunde keine Witterung bekommen.«
Er verfolgte sorgfältig die Spur, und es fiel ihm auf, daß diese sofort und ohne irgendwelchen Aufenthalt und Umweg in den zweiten Stock führte. Das Haus bestand aus einem Mittelbau und zwei Seitenflügeln. Während letztere nur einstöckig waren, besaß der Mittelbau außerdem noch einen turmartig ausgebauten zweiten Stock, in dem sich außer der Bibliothek eine wertvolle Sammlung von Waffen und Jagdtrophäen befand. In den Seitenflügeln des ersten Stockes lagen Salon, Musik- und Speisezimmer, ferner die Schlaf- und Fremdenzimmer. Der Flur des zweiten Stockes hatte nur vier Türen. Eine führte in die Bibliothek, eine in das Jagdzimmer, die beiden anderen in kleinere Seitenräume, in denen Schränke, alte Möbel und dergleichen Sachen aufbewahrt wurden. Zu allen Türen leitete die Fußspur. Man erkannte deutlich: während die Eindringlinge mit einer Sicherheit, die eine gewisse Kenntnis des Hauses voraussetzte, bis in den zweiten Stock hinaufgestiegen waren, hatten sie hier nach ihrem Ziele suchen müssen. An allen Schlössern befanden sich Spuren, daß man mit Metallwerkzeugen an ihnen gearbeitet hatte, doch nur die Türe der Bibliothek war erbrochen. Die Räuber hatten es nicht gerade schwer gehabt, denn die Schlösser waren alle ziemlich einfacher Art.
Gerade als Bergson mit seinen Ermittelungen soweit gekommen war, erschien Dr. Schreyer. Seine Miene war erstaunt und beunruhigt.
»Was gibt's denn, Herr Inspektor? Ist etwas geschehen?«
Bergson nickte ernst.
»Sehen Sie sich doch einmal dieses Schloß an.«
»Was ist das – die Türe ist aufgebrochen!« stieß Dr. Schreyer hastig hervor. »Aber – ich verstehe nicht – gerade die Bibliothek –«
»Ich fürchte, Sie werden das gleich verstehen«, sprach Bergson und öffnete die Türe. Die beiden Herren traten in die Bibliothek. Ihren Augen bot sich ein Bild großer Unordnung. In ganzen Haufen lagen die Bücher auf dem Boden umher. Alle Schränke standen weit offen. Die Schlösser waren erbrochen.
»Aber ich begreife nicht«, staunte der Rechtsanwalt, »in Bücherschränken gibt es doch nichts zu stehlen – sofern es sich nicht um Liebhaber handelt, die von ihrer Bücherleidenschaft sich bis zu einem Diebstahl hinreißen lassen. Aber ich denke, die gibt's hier nicht.«
»Da haben Sie recht«, sprach der Inspektor mit einem tiefen Atemzug. »Es handelt sich hier allerdings nicht um einen Bücherdiebstahl. Oh, ich möchte mich selbst ohrfeigen!«
Er lief mit erregten Schritten ein paarmal in dem Raum auf und ab. Der Doktor betrachtete ihn mit Erstaunen.
»Aber Herr Bergson, was haben Sie denn?«
Der Alte blieb vor ihm stehen. Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Trotz unserer Vorsicht gestern abend waren wir noch nicht vorsichtig genug. Erinnern Sie sich noch meiner Erzählung von dem Goldschatz?«
»Gewiß – aber –«
»Wissen Sie noch, an welcher Stelle meiner Erzählung der Hund plötzlich unruhig wurde?«
Und als Schreyer nach kurzem Besinnen den Kopf schüttelte, fuhr er fort:
»Es war genau an der Stelle, wo ich davon sprach, daß der große Goldschatz, dessen Wert größer als der Wert der ganzen Farm sei, hier in der Bibliothek verborgen sei.«
»Ja, wahrhaftig, das ist richtig!« rief der Doktor bestürzt. »Und – nun –«
»Dort – lag der Schatz«, sprach Bergson mit finsterer Miene und wies auf die Rückwand eines der Schränke. In dieser Wand fehlte ein Stück, das einen halben Meter hoch und einen Viertelmeter breit sein mochte. Die Holzplatte lag zwischen den Büchern auf dem Boden. Bergson griff in die Höhlung hinein – und dann zeigte er dem Doktor ein kleines Häuflein von Goldkörnern und Goldstaub, das er in dem geheimen Behältnis zusammengewischt hatte.
»Das ist der traurige Rest des Mllionenschatzes«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Schreyer begann mit großen Schritten in dem Raum auf und ab zu gehen.
»Weiß es Frau Darlington schon?« fragte er nach einer Weile.
»Noch nicht, aber der Fall ist so wichtig, daß ich sie wecken lassen muß.«
Er ließ Sara rufen und gab der Erstaunten den Befehl, sofort die Herrin zu wecken und sie zu bitten, so schnell wie möglich in die Bibliothek zu kommen. Eine Viertelstunde später erschien Elisabeth sehr erstaunt bei den beiden Herren.
»Es muß sich etwas sehr Wichtiges ereignet haben, meine Herren, daß Sie mich aus meinem schönsten Morgenschlaf aufstören«, scherzte sie. »Ah, ich sehe, Bergson, Sie halten Hausputz in der Bibliothek! Bravo! Aber ich weiß nicht, ob das so wichtig ist, daß ich meinen Schlummer und meine Träume darum unterbrechen muß.«
Als sie aber sah, daß die Mienen der beiden Herren trotz der rosigen Laune der schönen Hausfrau ernst und bedrückt blieben, bekam ihr Gesicht plötzlich einen Ausdruck der Bestürzung.
»Mein Gott, was ist geschehen? Sprechen Sie doch!«
»Ich muß Ihnen leider mitteilen, gnädige Frau, daß diese Nacht ein Einbruch verübt worden ist«, sprach der Inspektor.
»Ein Einbruch – hier im Hause?«
»Ja. Die Bibliothek wurde erbrochen, die Nuggets sind fort –«
»Der Goldschatz – ah, nicht möglich!«
Elisabeth sank in einen Stuhl und blickte verdutzt von einem zum anderen. »Erklären Sie mir – oder nein, ich will selbst sehen.«
Sie begaben sich zu der aufgebrochenen Seitentüre des Hauses. Auch Schreyer, der sich als Jurist viel mit kriminalistischen Dingen beschäftigt hatte, sah auf den ersten Blick, daß es sich um die Fußspuren von zwei Männern handelte. Er betrachtete die Fußspuren aufs genaueste und stellte fest, daß einer der Männer in der Ferse des linken Fußes eine ziemlich tiefe Narbe haben müsse, denn sowohl auf dem weißen Steinboden des Flurs als auch auf den untersten Stufen der hell gebohnten Treppe war ganz deutlich in der bräunlichen Lehmspur ein heller Fleck in der Größe eines Daumennagels zu sehen. Der Doktor maß die Spuren mit der größten Sorgfalt und trug die Maße in seinem Taschenbuch ein.
»Es kann wohl als ausgeschlossen gelten, daß jemand von unseren Leuten den Raub begangen hat?« fragte Elisabeth.
»Ich halte das allerdings für ausgeschlossen«, antwortete Bergson. »Ich traue keinem von unseren Leuten eine solche Tat zu. Außerdem wußte niemand etwas von diesem Schatz.«
»Die Tatsache, daß er gestohlen wurde, ist ein Gegenbeweis«, bemerkte Elisabeth ein wenig spöttisch.
Bergson senkte auf diesen Einwurf schweigend den Kopf und kniff die Lippen ein. Nach einer Weile sagte der Doktor:
»Auch ich bin der Ansicht, man dürfe die Möglichkeit, daß der Räuber zur Farm gehört, nicht ganz von der Hand weisen. Ausfallend ist doch die Sicherheit, mit der die Täter den Weg zu ihrem Ziele fanden.«
»Auch mir erscheint das alles sonderbar«, gab Bergson zu. »Auch die Tatsache, daß der Raub so unbemerkt geschehen konnte, trotzdem sich der Hund im Hause befand.«
»Halt, da fällt mir etwas ein!« rief Elisabeth auf einmal. »Der Hund hat diese Nacht wiederholt geknurrt. Er hat mich aus dem Schlafe geweckt. Ich war sehr müde, dennoch erinnere ich mich undeutlich, daß er unruhig war. Hätte ich eine Ahnung gehabt –«
Bergson erinnerte Elisabeth an die Szene im Park – und nun war sie ebenso verdutzt, als vordem Schreyer es gewesen.
»Sollten am Ende doch die beiden Reiter, von denen Sara sprach, mit der Sache in Verbindung stehen?« meinte Elisabeth.
»Auch ich kann diesen Gedanken nicht los werden«, gestand Bergson.
Schreyer aber schüttelte ungläubig den Kopf.
»Der Gedanke kam auch mir, doch ich verwarf ihn wieder. Wie sollten diese Leute, die zweifellos fremd in der Gegend sind, zu einer solchen Kenntnis des Hauses kommen! Selbst wenn sie gehört hätten, daß sich der Schatz im Hause befinde, konnten sie unmöglich wissen, wo die Bibliothek ist.«
Die beiden anderen sahen die Richtigkeit dieses Einwurfs ein. Schweigend stiegen sie die Treppe wieder hinauf und gingen in die Bibliothek. Ratlos blickten sie auf die hier herrschende Unordnung. Da klopfte es. Auf den Ruf Elisabeths trat John herein. An seiner Miene konnte man erkennen, daß er mit wichtigen Nachrichten kam.
»Nun, was gibt's?« fragte Elisabeth.
»Soeben sprach ich mit Sara über den Einbruch. Ich hatte ganz vergessen«, wandte er sich verlegen an den Inspektor, »daß Sie mir verboten hatten, jemand etwas davon zu sagen. Sara bekam einen großen Schrecken und rief: ›O Gott, Gabriel, jetzt haben wir das Unglück!‹«
Die drei tauschten einen überraschten Blick.
»Gabriel soll sofort herkommen!« befahl Elisabeth.
Der Gerufene war binnen zwei Minuten zur Stelle. Er war sichtlich verstört.
»Was weißt du über den Einbruch?« fragte Elisabeth in strengem Tone.
Der alte Mulatte drehte zitternd den Hut in der Hand.
»Ich – ich hätte es gestern abend schon sagen müssen«, stammelte er. »Giles, der Cowboy –«
»Was ist mit ihm? Heraus mit der Sprache!«
»Giles ist hier auf der Farm – wenn Mistreß Darlington mit ihm sprechen wollen –«
»Gib Antwort auf meine Frage!« rief Elisabeth, vor Ungeduld mit dem Fuße aufstampfend. »Was ist mit Giles?«
»Er – er ist gestern gekommen – am späten Abend – weil er auf der Farm zu tun hatte. Und – da hat er mir erzählt – zwei fremde Reiter seien ihm begegnet, eine Viertelstunde oberhalb der Farm. Die haben ihn ausgefragt. Wollten wissen, was das hier für eine Farm sei. Und der eine von ihnen – der – der hat ihm zwanzig Dollar geschenkt – und hat ihm erzählt, er wäre ein Baumeister – und er müsse drüben am Canadian River – bei den Wichita-Mounts – eine große Farm bauen. Und – weil dieses Haus ihm so gut gefiele, möchte er gerne wissen, wie es innen aussähe – wie es gebaut sei und wie die einzelnen Räume lägen. Und als Giles den beiden Männern alles ganz genau erzählt hatte, da haben sie gelacht und sind weiter geritten.«
Es war nicht so leicht, dem alten Mulatten dieses Geständnis zu entreißen. Durch eine merkwürdige Gedankenverbindung hatte er sich augenscheinlich eingebildet, daß er durch sein Schweigen die Hauptschuld an dem Diebstahl auf seinem Gewissen habe. Aus einzelnen Worten und Bruchstücken von Sätzen, die Elisabeth durch strenge Blicke und ungeduldige Bewegungen aus Gabriel herausholte, hatte sich dann ein Bild von der Sachlage ergeben, das mit einiger Deutlichkeit zeigte, wo man die Räuber zu suchen habe.
»Ist das alles, was du weißt?« fragte Elisabeth, als der alte Diener schwieg.
»Ja, alles, Herrin«, versicherte er mit einer Miene, die viel zu ehrlich war, als daß einer an seinen Worten hätte zweifeln können. Und mit einer kläglichen Grimasse fuhr er fort: »Sara hat mich schon an meinen Haaren gerissen, weil ich nicht schon gestern abend alles gesagt hätte.«
»Da hat Sara ganz recht daran getan«, nickte Elisabeth, ein Lachen verbeißend. »Sie hätte dir ruhig ein paar Büschel von deiner Wolle ausreißen sollen. Den ganzen Tag plappert ihr wie die Elstern, wenn es aber einmal Zeit ist zu reden, dann sitzt ihr auf euren Schnäbeln. Scher dich raus, alter Hans Taps, und sag Giles, er soll sofort kommen.«
Gabriel, der diese Sprache seiner Herrin kannte und nun genau wußte, daß wenigstens für ihn die Sonne des Wohlwollens nicht untergegangen war, hätte am liebsten einen Freudensprung gemacht. Da er das aber in Gegenwart der Herrschaft nicht wagte, nickte er nur eifrig und höchst beglückt, machte eine komisch-tiefe Verbeugung und sauste in großen Sprüngen die Treppe hinab.
Gleich darauf stapfte der Cowboy Giles die Treppe herauf, ein Beweis, daß er sich schon für das Verhör bereitgehalten hatte. Giles war ein vierschrötiger, hünenhaft gebauter Mensch, mit einem gutmütigen, aber nicht übermäßig geistvollen Gesicht. Er befand sich offensichtlich in einer sehr unbehaglichen Stimmung. Um so leichter wurde ihm ums Herz, als er wahrnahm, daß die Herrin gar nicht unfreundlich mit ihm umging. Er erzählte sein Erlebnis genau so, wie Gabriel es schon berichtet hatte, nur noch einsilbiger und unbeholfener als der Mulatte. Auf die Frage Schreyers, ob er die beiden Reiter wiedererkennen würde, nickte er eifrig und erlaubte sich nebst einem Kernfluch die nicht eben sehr zarte Bemerkung: daß er dem verdammten Lumpenhund seine zwanzig Dollar dermaßen ins Maul hineinschlagen wolle, daß er darüber das Atemholen vergäße. Nach dieser Kraftleistung wurde er hinausgeschickt, mit der Weisung, sich zur Verfügung zu halten.
»Was nun?« fragte Elisabeth mit einem Blick auf die beiden Herren.
»Natürlich müssen wir den Versuch machen, die beiden Spitzbuben zu fangen«, entschied Bergson.
»Ich fürchte, daß das seine Schwierigkeiten haben wird. Niemand hat eine Ahnung, nach welcher Richtung hin sich die Räuber aus dem Staube gemacht haben.«
Das war die Meinung des Doktors.
»Dafür haben wir unsere Spürhunde«, entgegnete der Inspektor. »Allerdings, wenn die Burschen nur einigermaßen geschickt sind, dann sind sie, um ihre Spur zu verbergen, ein Stück durch den Arkansas geritten. Es gibt Stellen am Fluß, wo eine Spur schon nach einer halben Stunde nicht mehr sichtbar ist. Die beiden aber haben sieben bis acht Stunden Vorsprung.«
»Sie sind also der Meinung, man solle in der Sache nichts tun?« fragte Elisabeth unzufrieden.
»Im Gegenteil, ich bin der Meinung, man solle die Verfolgung sofort und zwar mit allen Kräften aufnehmen. Doch dürfen wir uns wegen der Erfolge keinen allzukühnen Hoffnungen hingeben.«
Es wurde ein Dutzend zuverlässiger Leute aufgeboten, die sich in zwei Gruppen teilten. Die eine wurde von Bergson angeführt, an die Spitze der anderen stellte sich Dr. Schreyer, dem der Cowboy Giles als Führer beigegeben wurde. Darauf wurden die beiden besten Suchhunde an die Stellen geführt, wo die Türe aufgebrochen worden war. Sofort nahmen die klugen Tiere die Spur auf. Diese führte durch den Park zu einem starken Bach, wo sie verloren ging. Es war also ganz klar, daß die Räuber durch den Bach gewatet waren, worauf ja schon die Beschaffenheit der Spuren hinwies. Bei der Umzäunung aber fanden die Hunde die Spur wieder, von wo sie in gerader Richtung auf den Arkansas zuführte.
»Sie sehen, meine Vermutung hat mich nicht getäuscht«, sprach Bergson zu Dr. Schreyer. »wir müssen uns nun trennen. Reiten Sie mit Ihren Leuten im schärfsten Trab dicht am Ufer entlang. Haben Sie bis um zwei Uhr mittags die Spur nicht gefunden, dann kehren Sie zurück, denn ein weiteres Suchen hat dann keinen Zweck mehr. Finden Sie aber die Reiter, so verfolgen Sie sie auf Tod und Leben. Und wenn es nicht anders geht, dann lassen Sie sie unbedenklich niederschießen. Dieses Gesindel verdient keine Rücksicht.«
Die Reitergruppe trennte sich. Jede nahm einen Spürhund mit.
Bei Sonnenuntergang kehrte Bergson verdrießlich mit seinen Leuten zurück. Eine Stunde später der Doktor mit den seinen. Weder die eine noch die andere Abteilung hatte eine Spur der beiden Reiter gefunden.