Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

6.

»Ich möchte Herrn Direktor Ponks sprechen.«

»Ihr Name bitte?«

Lüders reichte dem Diener seine Karte, dann nahm er in einem der Sessel des geschmackvoll eingerichteten Wartezimmers Platz. Nach einer kleinen Weile kehrte der Diener zurück.

»Herr Ponks läßt bitten, ein wenig zu warten. Es ist noch Besuch da.«

Er legte einen Stoß Zeitungen und Zeitschriften vor Lüders hin und verschwand. Lüders hatte für die Blätter kein Interesse. Er blickte umher und schüttelte den Kopf. Er war erstaunt. Von dem, was er erwartet hatte, war nichts vorhanden. Er war darauf gefaßt gewesen, in ein großmächtiges Geschäftshaus mit vielen Büros, Schreibern, Kassierern usw. einzutreten. Aber er hatte nichts gefunden als einen alten Diener, der sehr leise sprach und, um die Stille des Hauses noch tiefer erscheinen zu lassen, auf Gummisohlen einherging. Lüders war in einem Auto vorgefahren, um sich von vornherein ein gewisses Ansehen zu geben, das des großen Ponks würdig war. Leider verpuffte diese Aufmerksamkeit seinem Meister gegenüber ganz unbemerkt.

Kein Türhüter stürzte hervor, um den Schlag aufzureißen und die Torflügel weit zu öffnen. Er mußte sich den Schlag selbst öffnen. Und nachdem der einsilbige Fahrer seinen Zweifel, vor dem richtigen Hause zu sein, mit der Bemerkung abgetan hatte, es sei die Hausnummer, die der Herr ihm angegeben, mußte er selbst an der Haustüre die Klingel ziehen. Ehe er aber dieses tat, hatte er sich durch ein kleines Messingschild, das ganz unscheinbar neben der Türe klebte und die Aufschrift »Anglo-Indische Bankgenossenschaft« trug, von der Richtigkeit der Adresse überzeugt. Darauf war dann der bereits genannte Diener mit den Gummisohlen und der leisen Stimme erschienen. Und nun saß Lüders in dem Wartezimmer und harrte auf den Augenblick, da er in das Allerheiligste eintreten durfte.

Das dauerte eine geraume Zeit. Kein Laut drang aus dem Privatzimmer, dessen Tür mit Leder beschlagen war, hervor. Lüders wurde allmählich verstimmt. Seine Verstimmung wuchs zum Ärger an – und gerade war er im Begriff, wütend zu werden, als unhörbar die Ledertüre aufging und ein mittelgroßer, zierlich gebauter Mann heraustrat, in dessen Gesichtszügen sich eine tiefe Befriedigung ausdrückte. Dieser Mann war sehr sorgfältig nach europäischer Art gekleidet, dennoch hatte er in seinem ganzen Äußeren, zumal im Schnitt und der Farbe des Gesichts etwas so Ungewöhnliches, daß Lüders ihn auf den ersten Blick als einen Inder erkannte.

Wußte dieser Mann, daß der im Vorzimmer wartende bestimmt war, mit der Gesellschaft in nahe Verbindung zu treten? Seine Augen hefteten sich mit dem Ausdruck ungewöhnlichen Interesses auf Lüders. Im Vorübergehen zögerte er einen Augenblick, als wolle er den Wartenden ansprechen. Dann aber schritt er mit einem stummen Gruß schnell vorüber und verließ das Zimmer.

Lüders, der von dem seltsamen Eindruck, den der Mann auf ihn machte, stark gefesselt war, blickte noch auf die Türe, hinter der jener verschwunden war, als sich abermals die Ledertüre öffnete und Ponks auf der Schwelle erschien. Er machte eine stumm einladende Handbewegung und Lüders folgte ihm in das Privatzimmer.

Als beide saßen, heftete sich der Blick Ponks' auf das Gesicht seines Besuchers. Seine Augen schienen Lüders bis ins Innerste dringen zu wollen – dann nickte er und ein kurzes Lächeln umspielte seine Lippen. Er reichte Lüders über den Schreibtisch hinweg die Hand.

»Wie ich sehe, hast du das Geld, das ich dir gab, ganz in meinem Sinne angewandt. Du befindest dich sehr wohl, wie mir scheint.«

»Sehr wohl«, bestätigte Lüders mit einem kurzen Nicken. »Ich sollte denken, diese Tatsache sei dir nichts ganz Neues.«

»Willst du damit sagen, ich hätte dich seit dem Tage, da wir uns trafen, ein wenig im Auge behalten?« fragte Ponks mit einem verkniffenen Lächeln. »Nun, kann sein – kann auch nicht sein. Jedenfalls bist du nun hier, bist gesund, bist ein Mann, der den Willen und die Kraft hat, eine Aufgabe – eine schwere Aufgabe vielleicht – zu übernehmen und zu überwinden. Ist es so?«

»Es ist so.«

»Sehr wohl. Du bist bereit und willens, in die Dienste meiner Gesellschaft einzutreten?«

»Ja, das will ich.«

»Ohne zu wissen, welche Dienste von dir verlangt werden?«

»Das werde ich ja wohl erfahren.«

Ponks begann zu pfeifen und trommelte dabei mit den Fingern auf dem Tisch einen Marsch. Dabei blickte er Lüders unverwandt lächelnd an.

»Nein, mein Freund, so ist das nicht«, sagte er, den Marsch unterbrechend. »Es könnte sein, daß die Arbeit, die dir übertragen wird, nicht deinen Beifall findet, daß du sie ablehnst – dann aber kennst du sie.«

»Ach so, ich verstehe«, grinste Lüders. »Aber rede nur ohne Sorge. Ich schwöre dir, nicht zu plaudern, auch wenn ich – was ich aber für ausgeschlossen halte – den Posten nicht annehmen sollte.«

»Schwören – hm – siehst du, es gibt Leute, die einen Schwur für etwas Heiliges halten. Und es gibt andere, die es nicht tun. Wer nicht an Gott glaubt, der kann leicht im Namen irgendeines nicht für ihn vorhandenen Wesens einen Schwur leisten, den er nie zu halten beabsichtigt.«

»Dann will ich beim Teufel schwören!« rief Lüders mit einem Gelächter. »An ihn glaube ich, wenn ich dir gegenübersitze.«

Ponks überhörte den Witz.

»Wer Gott leugnet, der leugnet logischerweise auch den Teufel«, meinte er. »Mit dem Schwören ist es also nichts. Wenigstens nicht bei uns.«

»Gut – welche Formel also gilt bei euch?« fragte Lüders ungeduldig.

»Eine sehr einfache: Leben oder Tod. Das heißt: Wer einmal unserer Sache beigetreten ist und ihr treu und hingebend dient, der lebt, und zwar wie ich dir schon sagte – nicht schlecht. Wer aber in unsere Verbindung hineingeschaut hat und ihr dann – sei es aus irgend welchem Grunde – untreu wird, der muß sterben. Unbedingt. Ohne Ausnahme. Mit völliger Sicherheit.«

»Donnerwetter!« entfuhr es den Lippen Lüders'. »Das ist ja beinahe ein standrechtliches Verfahren!«

»Gewiß, weit zuverlässiger als deine dummen Schwüre. Es bleibt dir nun unbenommen, dieses Zimmer wieder zu verlassen und deines Weges zu gehen, natürlich unangefochten und von keiner Gefahr bedroht – falls dir mein Angebot unannehmbar erscheint. Entschließt du dich aber für das Gegenteil, dann mußt du, bevor ich den Mund öffne, dieses kleine Papierchen unterzeichnen.«

Er zog unter seiner Löschplatte ein Blatt Papier hervor, nicht größer als seine Hand, und schob es vor Lüders hin. Der las die wenigen Worte, die mit Schreibmaschine darauf niedergeschrieben waren. Sie lauteten:

»Unterzeichneter verpflichtet sich hierdurch, jeden Dienst, den die Leitung der A. I. B.-G. von ihm verlangt, treu und gewissenhaft und nach seinen besten Kräften auszuführen. Er verpflichtet sich ferner zu unbedingtem Gehorsam und strengstem Stillschweigen und ist bereit, im Falle eines Verstoßes die ihm bekannten Folgerungen daraus zu ziehen.«

»Das sagt alles und nichts«, sprach Lüders aufblickend.

»Ganz recht«, nickte Ponks, »für den Uneingeweihten enthält dieses Papier nichts, für uns aber alles. Auch für dich, wenn du einmal unterschrieben hast.«

Lüders starrte zehn Sekunden lang unverwandt auf das Papier. Es war so still im Zimmer, daß das Summen einer Fliege, die die Glocke der elektrischen Lampe umkreiste, hörbar ward. Plötzlich knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen einen Fluch hervor, griff zu einer auf dem Tische liegenden Feder und schrieb mit schwerer Hand seinen Namen unter das Papier. Dann stieß er das Blatt zu Ponks hinüber. Dieser zog den Zettel zu sich heran, warf einen kurzen Blick auf die Unterschrift und verbarg das Blatt mit einem stillen Lächeln in seiner Schreibmappe.

»So, nun begrüße ich dich als einen der Unsrigen, mein lieber Richard«, sprach er in fast herzlichem Ton. Es fiel Lüders auf, daß jener ihn jetzt zum erstenmal, seit sie sich wiedergefunden hatten, bei seinem Vornamen anredete. »Das Schicksal hat unsere Lebenswege von neuem zusammengeführt. Wir fangen dort wieder an, wo wir uns vor Jahren trennten. Damals, als wir zusammen aus Deutschland flohen, warst du mein Führer, mein Schicksal sozusagen. Heute ist es umgekehrt, heute nehme ich dich bei der Hand und führe dich in Neuland hinein.«

Er öffnete ein Fach seines Schreibtisches und nahm eine Kiste mit feinen Havannazigarren heraus. Er bot Lüders an, nahm selbst auch eine und gab Feuer. Dann rückte er sich in seinem Sessel bequem zurecht.

»Du weißt, daß die Menschheit in zwei große Gruppen eingeteilt wird – in die, welche Hammer, und in die, welche Amboß sind. Man könnte auch ganz im allgemeinen von einer Gruppe der Dummen und einer der Geistesmenschen reden. Aber das wäre nicht ganz zutreffend, da es unter den letzteren viele gibt, die Amboß sind, weil sie es nicht verstehen, Hammer zu sein. Nämlich: sie plagen sich mit Vorurteilen ab. Wahre Weltweisheit verlangt, daß der Mensch sich von den Vorurteilen befreit. Das alles ist dir nicht neu. Wir haben schon vor Jahren darüber gesprochen. Damals aber waren wir noch sehr jung. Es fehlte uns noch manches, um das ausführen zu können, was wir für richtig hielten. Heute sind wir erfahrene Leute. Wir stehen auf der Höhe des Lebens. Wir kennen die Welt und die Menschen und haben das Mittel in der Hand, beide zu beherrschen. Wie aber macht man das? Sehr einfach dadurch, daß man sich die stärksten Gefühle und Triebe der Menschheit dienstbar macht. Diese Lehre ist natürlich auch nicht neu. Sie wird bereits in weitestem Umfang, im kleinen wie im großen, befolgt. Für sämtliche Leidenschaften gibt es Möglichkeiten, sich austoben zu können. Und alle bestehen glänzend. Warum? Weil die törichte Menschheit stets und überall geneigt ist, dem Götzen Leidenschaft zu opfern. Nun weißt du, daß Leidenschaft etwas sehr gutes sein kann – doch auch etwas sehr Törichtes. Sie kann Auftrieb, doch auch Niederbruch sein. Große Werke sind durch sie entstanden, größere zugrunde gegangen. In beiden Fällen sind die Begleiterscheinungen dieselben: Blindheit. Der Dichter, der ein großes, herrliches Werk schafft, ist in seiner Schaffensleidenschaft ebenso blind für die gewöhnlichen Vorgänge des Lebens, wie der Säufer, dessen ganzes Denken sich darum dreht, wie er zu Schnaps kommt. Dem Leidenschaftlichen fehlt die Gabe der Erkenntnis und kühlen Erwägung, denn Leidenschaft macht blind, auch die edelste. Nun sieh: diese Blindheit ausnutzen, heißt die Weisheit der Vorurteilslosen erreicht zu haben. Dies ist, ob bewußt oder unbewußt, der Grundsatz der meisten sogenannten Berufsverbrecher. Doch sie arbeiten meist im kleinen, in engen Kreisen, um winzige Dinge. Wir aber arbeiten nach dem gleichen Grundsatz in ganz großen Ausmaßen. Du fragtest mich bei unserer ersten Zusammenkunft nach dem Zweck unserer Anglo-Indischen Bankgenossenschaft. Nun, dieser Zweck ist, unter dem Deckmantel eines weltumspannenden Bankunternehmens eine ungeheure, von Leidenschaft durchglühte Menschenmasse planmäßig auszubeuten. Verstehst du das?«

Lüders schüttelte halb betäubt den Kopf.

»Nun ja, das kann ich wohl auch nicht verlangen«, sprach Ponks mit einem nachsichtigen Lächeln. »Sahst du den Menschen, der eben mein Zimmer verließ?«

»Ja, er schien ein Inder zu sein.«

»Ganz recht, er war ein Inder – Prinz Rami Kalisattu, der Sohn des Radscha von Dharpur. Der Mann machte einen überaus sanften, versöhnlichen Eindruck, meinst du nicht auch?«

»Ich kann das nicht beurteilen, da er draußen war, noch ehe ich ihn recht gesehen hatte.«

»Nun, ich kann dir sagen, es gibt in den Vereinigten Staaten wohl kaum einen Menschen, der im Verkehr einen so sanften und ruhigen Eindruck macht als Prinz Rami, der künftige Radscha von Dharpur. Wer ihn sprechen hört, der sollte glauben, einen Yogi, einen jener wandernden buddhistischen Mönche, vor sich zu haben. Und dennoch glüht in diesem Menschen ein wahrer Vulkan von Leidenschaft. Er ist nämlich einer der Führer in der Bewegung, Indien von der englischen Herrschaft zu befreien.«

»Eine edle, große Leidenschaft!« rief Lüders.

»Gewiß, warum nicht!« gab Ponks kühl lächelnd zu. »Indessen immerhin eine Leidenschaft – und damit ein Gegenstand der Ausbeutung für die, die ohne Vorurteil und Leidenschaft sind.«

»Ah pfui, das ist gemein«, knurrte Lüders.

»Wie bitte?« fragte Ponks, die Augenbrauen hochziehend.

»Ich meine, man sollte die Inder in ihrem Kampfe gegen die Unterdrückung der Engländer schützen, ihnen behilflich sein.«

»Oh«, meinte Ponks gedehnt, indem er die Schultern in die Höhe zog, »warum sollte man? Und übrigens, ›man‹ kann das ja ruhig tun. Nur wir nicht. Wir tun so, als wenn wir die Sache der Inder mit allen Kräften förderten, in Wirklichkeit aber – und damit enthülle ich dir mit wenigen Worten unser ganzes Programm – ziehen wir den gutgläubigen armen Teufeln nicht nur den Rock, sondern auch Hose und Hemd aus. Wir würden ihnen auch Schuhe und Strümpfe ausziehen, wenn sie solche hätten.«

Lüders machte eine Grimasse, doch wagte er nicht, noch einmal Pfui zu sagen. Einen Augenblick schien es, als wolle er ausspucken, doch er putzte sich nur die Nase.

»Es würde durchaus keinen Zweck haben, sich über unsere Geschäftsgrundsätze aufzuregen«, fuhr Ponks gemütlich fort. »In Indien ist es sehr warm, zu was muß der Inder Rock, Hose und Hemd haben? Natürlich ist das nur bildlich zu verstehen. Ich weiß aus eigener Anschauung, daß es dem Inder unter der englischen Herrschaft ganz ausgezeichnet geht. Zu was brauchen also die dummen Teufel Freiheit! Daß sie zu den barbarischen Gebräuchen der Kindermorde und Witwenverbrennungen zurückkehren? Dann darf man vernünftigerweise den Südseeinsulanern nicht verbieten, daß sie sich einen knusprig gebratenen Feind wohlschmecken lassen. Nur keine unangebrachte Gefühlsduselei! Ich gebe zu, wir täuschen die Inder, aber wir täuschen sie zu ihrem Vorteil. Bekämen sie die Freiheit, die sie anstreben, so bedeutete das eine Rückkehr zu einer Barbarei, aus der sie durch englischen Zwang allmählich befreit zu werden beste Aussicht haben. Nun, du siehst, wir arbeiten durchaus im großen. Gerade jetzt bereite ich eine bedeutende Sache vor. Millionenschwer. Wenn sie gelingt, wird unsere Gesellschaft sich still auflösen, denn wir haben es dann nicht mehr nötig, uns mit Arbeit anzustrengen.«

»Eine kurze Zwischenfrage«, stieß Lüders mit gepreßter Stimme hervor. »Ich habe mich zu allen Diensten für die Gesellschaft bereit erklärt. Wie hoch werden nun ungefähr meine Bezüge sein?«

»Das hängt ganz von den Gesamteinkünften und deinen Leistungen ab. Sind letztere zufriedenstellend, so kann ich dir immerhin eine Viertelmillion Dollar für das Jahr zusichern.«

Lüders riß die Augen weit auf.

»Wie – höre ich recht – eine Viertelmillion Dollar – und für das Jahr?«

Ponks nickte.

»Ein ganz hübsches Sümmchen, nicht wahr? Dafür kann man schon ein paar Vorurteile fahren lassen.«

Lüders begann es vor den Augen zu flimmern. Er griff zu der Zigarrendose und zündete sich mit ruhelosen Händen eine neue Zigarre an. Darauf fragte er mit belegter Stimme:

»Was habe ich zu tun?«

»Vorläufig nicht mehr, als mit mir eine Reise zu machen.«

»Eine Reise – wohin?«

»In die Rocky Mountains. Du warst wohl schon in den Felsengebirgen?«

Lüders schüttelte verneinend den Kopf.

»Dann wird die Reise für dich ganz besonders genußreich sein. Denn es ist eine wahrhaft großartige Landschaft.«

»Hole der Teufel die Landschaft!« brummte Lüders. »Was machen wir in den Rocky Mountains?«

»Das wollte ich dir eigentlich erst erzählen, wenn wir an Ort und Stelle sind. Doch kann ich es dir auch schon jetzt sagen. Wir wollen einen Schatz heben.«

Und da Lüders eine ungläubige verwunderte Miene zeigte, fuhr er lächelnd fort: »Ich scherze nicht. Es handelt sich in der Tat um einen Schatz. Um einen Goldschatz. Er liegt in einem fast unzugänglichen Felsentale, in einer Höhle, die niemand außer mir kennt – und – noch einer.«

»Wer ist das?«

»Ein Ire namens Patrick O'Connel. Vor Jahren durchritt ich jenen vom Teufel erfundenen Landstrich, der den Namen Llano estacado trägt. Die Gegend liegt südlich vom Indianerterritorium und vom Ozarkgebirge und ist schauderhafter als die wildesten und ödesten Stellen der Wüste Sahara. Lange Ketten von in den Boden eingerammten Pfählen bezeichnen dem Reisenden den Weg, der durch dieses Wüstengebiet führt, daher der Name Llano estacado. Tausende und Abertausende hat der Sand dieses Teufelslandes verschlungen.«

»Ich kenne die Gegend aus Beschreibungen«, bemerkte Lüders. »Ich kann nicht sagen, daß ich große Sehnsucht habe, sie persönlich kennen zu lernen.«

»Für zwei ortskundige Männer, die in geeigneter Weise ausgerüstet sind, ist die Gefahr nicht groß«, meinte Ponks. »Ich sage das, weil es durchaus im Bereiche der Möglichkeit liegt, daß unser Weg uns durch dieses Land führt. Doch das nur nebenbei. Damals also, als ich den Llano estacado durchritt, fand ich dort jenen Patrick O'Connel, bewußtlos, als halbe Leiche, verschmachtet. Wäre ich nicht gekommen, so hätten die Aasgeier, die schon zu seinen Häupten kreisten, ihn lebendig aufgefressen. Ich half ihm wieder auf die Beine und nahm ihn mit nach Santa Fe, wo ich geschäftlich zu tun hatte. Dort erholte sich mein Freund wieder. Aus Dankbarkeit vertraute er mir sein Geheimnis an, daß er im Felsengebirge einen unermeßlichen Goldschatz wüßte. Er selbst hatte ihn gefunden und in einer unzugänglichen Höhle verborgen. Es handelte sich um mehrere Zentner Goldquarz, Stücke reinen Goldes, sogenannte Nuggets, und gewaschenen Goldstaub. Er bot mir an, mit ihm gemeinsam den Schatz zu heben und das Vorhandene mit ihm zu teilen. Natürlich glaubte ich ihm nicht ohne weiteres. Sein Wesen war manchmal, gelinde gesagt, überspannt. Da ich aber bei dem Abenteuer nichts verlieren konnte, entschloß ich mich, mit Patrick in die Felsengebirge zu gehen. Nun, er hatte mich nicht belogen. Wir fanden den Schatz. Er war noch reicher, als seine Schilderungen vermuten ließen. Allein an reinem Golde war mehr vorhanden, als zwei Männer fortschaffen konnten. Wir nahmen so viel von dem Metall mit, als wir tragen konnten, verbargen den Rest so gut wie es ging und trafen die Verabredung, daß wir uns nach drei Jahren an einer bestimmten Stelle wieder treffen wollten, um den Rest des Schatzes zu bergen. Diese drei Jahre sind nun abgelaufen. Heute haben wir den zweiten Juli. Am 1. August abends sechs Uhr, wird die Zusammenkunft stattfinden. Jeder von uns darf einen vertrauten, zuverlässigen Menschen mitbringen. Der Schatz ist nämlich so groß, daß vier Menschen genug zu tun haben, ihn fortzuschaffen. Dann aber haben diese vier für sich und ihre Nachkommen reichlich genug, um wie Fürsten leben zu können.«

Während Ponks diese Worte sprach, nicht anders als berichte er über eine ziemlich belanglose, nicht einmal besonders wichtige Angelegenheit, ward Lüders allmählich immer bleicher. Seine Augen brannten wie glühende Kohlen aus dem blassen Gesicht hervor. Er machte den Eindruck eines Fieberkranken.

»Wie aber, wenn dieser Ire dir schon zuvorgekommen ist?« stieß er heiser hervor.

»Das ist ebenso ausgeschlossen, wie ich je daran gedacht habe, ihm zuvorzukommen. Nein, mein lieber Richard, es gibt gewisse Dinge, die tut man nicht.«

»Und wenn jener Mann inzwischen gestorben ist?«

»Dann hat er das Recht, an seiner Stelle einen anderen zu schicken.«

Lüders stieß ein heiseres Gelächter hervor.

»Na, ich wette, wir warten umsonst und finden ein leeres Nest.«

»Wir werden sehen«, sprach Ponks kalt. »Reitest du mit?«

»Natürlich! Schon des Vergnügens wegen, nachher deine enttäuschte Miene zu sehen.«

»Mein lieber Freund, ich will dir einmal etwas sagen. Bei dieser Unterredung merke ich ganz deutlich, daß dir zu deiner neuen Stellung noch etwas sehr Wesentliches fehlt – die Größe der Auffassung. Die Geschichte von dem Schatz hat dich nervös gemacht. Davon mußt du dich freimachen. Du mußt dich daran gewöhnen, von vielen Millionen reden zu hören oder sie in deiner Nähe zu sehen und doch ruhig und kalt zu bleiben. Nimm dir ein Beispiel an mir. Ich rede von diesem Goldschatz, als handle es sich um Kieselsteine. So muß der Mensch sein, der wirklich auf die Höhe kommen will. Also der Schatz ist da, das ist für mich eine feststehende Tatsache. Und demnach ist auch dein Anteil da, sofern du dich an dem Abenteuer beteiligst.«

»Und wie hoch würde dieser Anteil sein?«

»Der vierte Teil des Vorhandenen – vorausgesetzt, daß auch Patrick einen Freund mitbringt. Andernfalls teilen wir zu dritt.«

»Wie hoch war damals dein Anteil?«

»Damals war er nicht sehr hoch, da ich nicht darauf vorbereitet war, eine solche Menge wegzuschaffen. Und Patrick war von seinem Abenteuer noch ziemlich schwach. Immerhin hatte jeder von uns ungefähr zwei Millionen Dollar in bar, nachdem wir unsere Nuggets verkauft hatten.«

»Zwei Millionen Dollar?« schrie Lüders auf. »Und was noch da ist –«

»Ist ungefähr noch fünfmal so viel.«

Lüders atmete tief und krampfhaft. Plötzlich stieß er ein Gelächter aus.

»Wenn wir den Schatz heben, dann kann mir deine Bankgenossenschaft gestohlen werden!« rief er.

Ponks nahm stumm den Schein aus der Schreibmappe und hielt ihn vor Lüders in die Höhe. Der machte eine Grimasse.

»Ach so! Hm. Na, es war nicht so gemeint.«

»Das hoffe ich. Es wäre ja auch gar zu töricht, wenn du wegen einer kleinen Sache eine große fahren lassen würdest. Auch ich hätte mit dem Ertrag jener ersten Ausbeute still und ruhig wie ein satter Philister bis ans Ende meiner Tage leben können. Statt dessen gründete ich mit dem Gelde die Anglo-Indische Bankgenossenschaft. Vergiß nicht, daß du binnen weniger Jahre einer der reichsten Männer Deutschlands sein kannst – sofern du je Lust hast, in das Land der Philister und Spießbürger zurückzukehren.«

»Kann ich nicht behaupten«, brummte Lüders. »Wenn wir den Schatz gehoben haben – oder nicht gehoben –, was werde ich dann zu tun bekommen?«

»Dann wirst du einen kleinen interessanten Ausflug nach Indien machen, nämlich nach Dharpur. Du fährst entweder nach Bombay und von dort mit der Bahn ins Land hinein, den Rest des Weges bis zur Residenz des Radscha auf vortrefflichen Pferden zurücklegend – oder du benutzest den Seeweg nach der Ostküste Indiens, landest in Janoon oder einem anderen Orte der Godawarimündungen, läßt dich auf einer Prau den Godawari hinaufrudern – übrigens verkehren dort auch kleine Dampfer, wenigstens bis Radschamandri; ich glaube sogar, bis Siruntsha hinauf. Da Dharpur ganz im Innern des Landes liegt, bleibt für den Rest des Weges auch bei diesem Wege nur das Roß übrig.«

Die beiden Männer waren während dieser Darlegungen vor eine große, an der Wand befestigte Karte Indiens getreten und Ponks zeigte Lüders die beiden verschiedenen Reiselinien mittels einer Reitpeitsche, die ihm gerade zur Hand lag.

»Da scheint mir doch der erste Weg bedeutend praktischer zu sein als der zweite«, bemerkte Lüders.

Ponks lächelte.

»Dieser Gesichtspunkt ist nicht der allein maßgebende. Ich glaube sogar, daß im vorliegenden Falle der Weg über Radschamandri vorzuziehen ist – aus Gründen, die ich dir später erläutern werde. Unbedingt erforderlich ist nun, daß du dich mit dem Studium der Landessprache beschäftigst, oder richtiger gesagt, einiger zentralindischer Sprachen. Es ist im Hinblick auf deine verantwortungsvolle Tätigkeit nicht erwünscht, daß du in steter Abhängigkeit von einem Dolmetscher bist. Prinz Rami wird dir darüber alles Nötige sagen können. Ich werde dich heute oder morgen mit ihm bekannt machen. Ihm gegenüber wirst du ein begeisterter Freund Indiens und ein Feind Englands sein.«

»Oh, ich bin es in der Tat!« rief Lüders pathetisch.

»Um so besser«, grinste Ponks. »Es wird dir dann leicht sein, die Freundschaft des Prinzen Rami zu erringen, was für dich und uns alle sehr wichtig ist. Aber sei vorsichtig, zumal auf der Reise, die du sehr wahrscheinlich mit dem Prinzen zusammen zurücklegen wirst. Er ist zwar durchaus vertrauend uns gegenüber und von Leidenschaft für seine Sache fast geblendet – aber ein schlauer Bursche ist er dennoch. Ein falsches Wort, eine unvorsichtige Geste, ein unbewachter Blick, und das Vertrauen ist beim Teufel. Und dann wäre das Arbeiten sehr schwierig.«

»Ich verstehe schon. Was habe ich nun zuerst zu tun?«

»Zunächst wirst du dir eine hübsche Wohnung hier in der Nähe suchen und jeden Tag ein paar Stunden mit mir arbeiten. Ein kleines behagliches Zimmer hier im Hause als Büroraum steht dir zur Verfügung.«

»Aber dann brauche ich doch eigentlich keine besondere Wohnung mehr.«

»Natürlich brauchst du die. Du sollst und mußt auf großem Fuße leben, das erfordert das Ansehen unserer Firma. Geld steht dir zur Verfügung. Bevor du gehst, gebe ich dir einen Scheck auf dreißigtausend Dollar, als Vorschuß auf deinen Anteil an dem Goldschatz.«

Er zog sein Scheckbuch aus der Tasche und füllte das Papier aus, während Lüders mit vergnügtem Grinsen zuschaute. Dann fuhr Ponks fort:

»Damit ich nicht vergesse – du kannst schon mit den Vorbereitungen zu unserer Reise ins Felsengebirge beginnen. Wir reisen in etwa zwei Wochen. Du brauchst einen Anzug aus geschmeidigem Leder, ein gutes Gewehr, einen oder zwei Brownings nebst Munition, ein sehr gutes, starkes Messer. Am besten gehst du in eines jener Geschäfte, wo man vollständige Reiseausrüstungen kaufen kann.«

»Brauchen wir nicht auch gewisse Gerätschaften wie Schaufel, Hacke, Taue und vor allem Pferde?«

Ponks klopfte dem anderen lachend auf die Schulter.

»Ich sehe schon, du machst dich. Zwei Reitpferde habe ich, davon kannst du eines für die Reise benutzen. Tragpferde und alle erforderlichen Gerätschaften kaufen wir in Santa Fe. Und nun, mein Lieber, muß ich dich verabschieden, denn –« er warf einen Blick auf seine Uhr – »ich habe heute noch wichtige Dinge zu erledigen. Halt, noch eins: liegt dir viel an deinem Namen?«

»An meinem Namen – wieso?« fragte Lüders erstaunt.

»Nun, man kann nie wissen. Jedenfalls fühle ich mich unter dem Namen Walter Ponks viel wohler, als wenn ich mich wie früher Walter v. Ringstedt nennen würde. Dein deutscher Name ist zudem in Indien keine besondere Empfehlung, da Deutschland sich bisher wenig um den Befreiungskampf der Inder gekümmert hat. Es wäre besser für dich, wenn du Amerikaner wärst.«

»Das leuchtet mir ein. Da ich aber nun leider keiner bin –«

»– könnte ich dich schnell zu einem solchen machen. Wenn du einverstanden bist, verschaffe ich dir bis morgen Papiere, die auf den Namen – nun, sagen wir – Bob Sanders lauten. Ist Bob Sanders nicht ein schöner Name?«

»Was liegt mir an dem Namen!« rief Lüders mit einem Gelächter. »Mach mich zu einem Bob Sanders oder Joe Wilkins, zu einem Amerikaner, Chinesen oder Botokuden! Mir ist's ganz gleichgültig. Nur laß mich Geld verdienen.«

»Das sollst du, mein lieber Bob Sanders. Und nun scher dich hinaus.«

Bob Sanders griff zu Hut und Stock. Grinsend schüttelten die beiden sich die Hände, dann verließ der eine das Zimmer und das Haus. Es gab nun keinen Richard Lüders mehr.

Als Bob Sanders aus dem Dämmerlicht des Treppenhauses in das helle Sonnenlicht hinaustrat, mußte er einen Augenblick wie geblendet die Augen schließen. Dann nahm er seinen Hut ab und strich über seine Stirne. Ihm war, als sei er aus einem seltsamen Traum in die Wirklichkeit herausgetreten. Aber war dies alles auch Wirklichkeit? Ging er nicht noch in einem Traum befangen umher? Seine Hand tastete nach der Brusttasche – da fühlte er den von Ponks erhaltenen Scheck leise knistern. Dieser Scheck war auf alle Fälle nüchterne Wirklichkeit – demnach also war alles andere ebenfalls Tatsache. Er war an einem Millionenunternehmen beteiligt – sollte unermeßlich reich werden – dafür war er nun nicht mehr Richard Lüders, sondern –

»Bob Sanders – eigentlich ein scheußlicher Name«, brummte er vor sich hin. Dann aber schüttelte er lachend den Kopf. »Blödsinn – Name! Was kümmert mich mein Name! Ein Schall, ein Klang! Lebe wohl, Vergangenheit! in diesem Augenblick streife ich den letzten Rest des Gewesenen ab von mir. Richard Lüders ist tot, es lebe Bob Sanders!«

Er stülpte seinen Hut mit einer schnellen, entschlossenen Bewegung auf den Kopf und schritt lachend, mit federndem raschem Gang in den hellen Sonnenschein und das bewegte Straßengetriebe Neuyorks hinein.

*

Lüders war eben fortgegangen, da brachte der Diener Ponks ein Schreiben, das soeben für ihn abgegeben worden war. Kaum hatte Ponks einen Blick auf die Handschrift der Adresse geworfen, als er den Umschlag mit einer gewissen Hast aufriß. Der Brief trug die Unterschrift: Ihre stets treuergebene Amalie Luzatti. Er hatte folgenden Wortlaut:

»Verehrter Meister! Gleich nach Erhalt Ihrer Weisung habe ich die von Ihnen erwünschten Erkundigungen eingezogen und glaube Ihnen im folgenden alles das mitteilen zu können, was Sie zu wissen wünschen. Frau Darlington ist vor einer Woche, am letzten Freitag vormittags neun Uhr, in ihrer Jacht abgereist. Mit ihr ist der Freund ihres verstorbenen Mannes, der Advokat Dr. Schreyer, und das alte Dienerehepaar, die Mulatten Gabriel und Sara, gefahren. Über das Reiseziel konnte ich folgendes in Erfahrung bringen: Frau Darlington besitzt am Arkansas, an den südlichen Abhängen des Ozarkgebirges, eine große Farm. Das Anwesen hat den Namen Golden Hill, weil es auf einem Hügel erbaut wurde, wo früher angeblich bedeutende Goldfunde gemacht wurden. Man erzählt sich über diese Goldfunde abenteuerliche Geschichten, doch weiß ich nicht, ob Sie in diesem Augenblick für diese Geschichten so viel Interesse haben, daß ich sie erzählen dürfte.«

»Verdammte alte Schwätzerin!« knurrte Ponks, als er diese Stelle las.

»Man berichtete mir von einem Goldschatz, der angeblich noch jetzt auf der Farm verwahrt wird –«

»Ein Beweis, daß das alles Geschwätz ist!« rief Ponks ärgerlich. »Darlington war ein viel zu guter Geschäftsmann, um einen Haufen Nuggets ungenutzt liegen zu lassen. Ich werde der Luzatti begreiflich machen müssen, daß sie sachlich zu bleiben hat, wenn sie mir Bericht erstattet.«

»– zuverlässig ist das aber wohl nicht. Selbst mein Gewährsmann zweifelt an der Wahrheit des Gerüchtes. Frau Darlington ist also mit obengenannten Personen nach Golden Hill abgereist, und zwar die ganze Küste entlang bis zur Mississippimündung, dann weiter den Strom hinauf und in den Arkansas hinein. Der Aufenthalt der Herrschaften auf der Farm ist auf sechs bis acht Wochen berechnet.«

Ponks ließ die Hand mit dem Brief sinken. Seine Miene wurde nachdenklich.

»Dieser Doktor Schreyer könnte unter Umständen ein gefährlicher Gegner werden«, murmelte er vor sich hin. »Man müßte zusehen, ihn auf irgendeine Weise unschädlich zu machen.«

Er warf den Rest seiner Zigarre in den Aschenteller und stützte in schwerem Nachsinnen den Kopf auf die Hand. Nachdem er längere Zeit so gesessen hatte, wobei sein Gesicht immer finsterer wurde, richtete er sich auf und schüttelte den Kopf.

»Nein – das nicht ohne zwingende Not. Der Mann ist hier angesehen. Sein Verschwinden würde scheußliches Aufsehen hervorrufen. Bevor ich das tue, muß ganz unzweifelhaft feststehen, ob er für unsere Sache eine Gefahr bedeutet oder nicht.«

Er ging zum Bücherschrank und suchte sich eine Karte von Zentralamerika hervor. Mit dem Bleistift zog er eine Linie von Neuyork nach Santa Fe. Dann nickte er befriedigt.

»Der Umweg ist nicht sehr groß. – Freilich – ein Ritt durch den Llano estacado ist dann nicht zu vermeiden. Sei es drum. Wer weiß – vielleicht bietet sich in der Wüste eine Gelegenheit, der stolzen Frau von neuem nahezutreten – unter Umständen, die ihre Gesinnung mir gegenüber vollkommen umstimmen.«

Der Gedanke gefiel ihm so sehr, daß sein vorher ziemlich finsteres Gesicht sich zu einem Lächeln verzog.

»Vielleicht läßt sich solch eine Gelegenheit sogar künstlich herbeiführen«, sann er. »Wenn nur der verdammte Advokat nicht bei ihr wäre! Sollte sie etwa mit dem Paragraphenritter in anderen als nur freundschaftlichen Beziehungen stehen? – Das glaube ich nicht, denn er ist kein junger Mann mehr. Sollte es aber doch der Fall sein –« seine Augen blitzten jähzornig auf und seine Zähne knirschten –, »dann kenne ich keine Rücksicht mehr. Dann muß er fallen. Er oder ich.«


 << zurück weiter >>