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Peregrine beschließt nach England zurückzugehen. Er macht im Palais-Royal Bekanntschaft mit ein paar Landsleuten, deren sonderbarer Charakter ihm viel Unterhaltung gewährt.
In dieser Zeit erhielt Peregrine einen Brief von seiner Tante, in welchem ihm diese meldete: daß der Commodore sehr hinfällig würde und großes Verlangen trüge, ihn in der Garnison zu sehen. Zugleich bekam er auch ein Schreiben von seiner Schwester, die ihm zu verstehen gab, daß der junge Mann, welcher sich bisher um ihre Hand beworben hätte, immer dringender würde, so daß sie nicht mehr wisse wie sie fernerhin seine erneuerten Bewerbungen beantworten solle.
Diese beiden Ursachen vermochten jetzt Pickle dazu, den Entschluß zu fassen, in sein Vaterland zurückzukehren, ein Vorhaben, welches dem Hofmeister gar nicht unlieb war, da er wußte, daß der jetzige Besitzer der Pfründe, die der Commodore zu verleihen hatte, schon ziemlich betagt war und es daher für ihn nicht unvortheilhaft seyn würde, bei dessen Hintritt an Ort und Stelle zu seyn.
Ueber ein Jahr war Peregrine in Paris gewesen, und hielt sich jetzt vollkommen im Stande, die mehrsten seiner Landsleute von seinem Alter, im Ton und Umgang zu verdunkeln; er machte daher schleunige Anstalten zur Abreise, um so mehr, da ihn eine lebhafte Begierde beseelte, seine Freunde wiederzusehen, die alten Bekanntschaften zu erneuern, und besonders sich Emilie wieder zu nahen, die ihm jetzt, so wie er war, eine leichte Eroberung zu seyn schien.
Sein Wille war, die Niederlande bei seiner Rückkehr noch zu besuchen, und er verweilte dieserhalb, nachdem er bereits seine Angelegenheiten in Ordnung gebracht hatte, noch ein paar Wochen in Paris, um hier wo möglich einen ihm zusagenden Gefährten zu dieser Reise zu finden; während dieser Zeit besuchte er aber noch einmal alle öffentliche Plätze und Gebäude der Hauptstadt, um sich die Gegenstände und Kunstwerke, die hier zu sehen waren, desto fester in das Gedächtniß einzuprägen.
Bei einer dieser Excursionen trat er gerade in dem Augenblick in das königliche Schloß, als zwei Herren vor dem Thore desselben aus einem Lohnwagen stiegen. Alle Dreie wurden jetzt zusammen in das Schloß gelassen, und es ward Peregrine nicht schwer, sogleich in den beiden andern ein paar Landsleute zu erkennen. Der eine war ein junger Mann, dessen Gesicht und ganzes Benehmen alle die lächerliche Gravität und dünkelvolle Selbstgenügsamkeit eines Mediciners verriethen, der so eben noch ganz warm aus den Hörsälen kommt; der Andere, Master Pallet von seinem Gefährten genannt, zeigte dagegen auf den ersten Blick eine seltsame Mischung von Leichtsinn und Zuversichtlichkeit. Wirklich stachen auch die Charaktere, der Anzug und das Benehmen dieser beiden Menschen höchst grell von einander ab. Der Doctor war ganz in schwarz gekleidet und trug eine ungeheure Allongeperücke, die weder zu seinem Alter, noch zu der Sitte des Landes paßte, worin er sich jetzt befand, Pallet dagegen, der bereits über die Funfzig hinaus zu sein schien, stolzierte in einer buntscheckigen Sommertracht, einem Haarbeutel, in welchem seine grauen Haare stacken, und einem Huthe mit einer rothen Feder unter dem Arme, einher.
Diese beiden Figuren versprachen gleich auf den ersten Blick eine zu gute Unterhaltung, als daß Peregrine sich ihnen nicht hätte nähern und ein Gespräch mit ihnen anknüpfen sollen. Nicht lange so erfuhr er, daß der Aeltere von Beiden ein Londoner Maler war, der seinen vielen und wichtigen Geschäften ein paar Wochen »abgestohlen« hätte, um die merkwürdigsten Gemälde in Frankreich und den Niederlanden im Fluge zu besehen, und daß der Doctor diese Gelegenheit benutzt habe, um diese Reise mitzumachen. Der Maler, ein ungemeiner Schwätzer, theilte unserm Helden in wenigen Minuten ihres Beisammenseyns, nicht nur diese Nachrichten mit, sondern flüsterte ihm auch noch nebenbei zu: sein Reisegefährte sey ein Mann von der ungeheuersten Gelehrsamkeit, und ohne Widerspruch der größte Dichter seinen Zeitalters; was ihn selbst aber anlangte, so hatte er nicht nöthig sich zu preisen, denn binnen Kurzem gab er solche Beweise von seinem Geschmack und seinen Ansichten, daß Peregrinen über diesen Punkt jeder Zweifel schwand.
Als sie sich in einem der ersten Gemächer mehrere Gemälde besahen, die gerade nicht zu den vorzüglichsten Meisterwerken gehörten, rief der sie herumführende Schweizer, der sich zu einer Art von Kunstkenner zu stempeln suchte, bei einem Bilde welches die Fremden genauer betrachteten, mit Emphase aus: » Magnifique!« und Pallet, dem das Französische nicht sonderlich verständlich war, erwiederte sogleich voreilig: » Manufac, meint Ihr? Ja wohl, ja wohl! es ist wahre Manufacturarbeit! Betrachten Sie nur, meine Herren, die Haltung der Köpfe, und wie die Hauptfigur gar nicht aus dem Hintergrunde hervortritt. Bemerken Sie ferner, wie hart die Schatten sind! Treten Sie nur näher, hier, so! da werden Sie sehen, wie unnatürlich die Verkürzung jenes Armes ist. Bei Gott! es sieht aus als wenn das Glied gebrochen wäre. Lieber Doctor, Sie verstehen die Anatomie, sagen Sie selbst, ob dieser Muskel nicht ganz falsch liegt? Freund,« fuhr er gegen den Schweizer sich wieder wendend, fort, »wie heißt denn der Sudler der das jammervolle Machwerk zusammengeschmiert hat?«
Der Schweizer, welcher sich einbildete, Jener habe die ganze Zeit über seine Zufriedenheit über das Gemälde bezeigt, glaubte diese Lobsprüche durch den Ausruf: » Sans prix!« bestätigen zu müssen, und der Maler schrie nun: »Richtig! konnte ich mich doch nicht gleich auf den Namen besinnen, obschon ich die Manier dieses Schmierers hinreichend kenne. Wir haben von diesem Sangprie auch mehrere Stücke in England, aber sie werden nicht geachtet, denn man hat bei uns zu viel Geschmack, um an solchen Producten Behagen zu finden. Habe ich nicht Recht, Doctor, ist der Musje Sangprie nicht ein unwissender Hasenfuß?«
Der Arzt, der sich des groben Schnitzers seines Gefährten schämte, und es zur Rettung seiner eigenen Ehre für nöthig hielt, sich dies gegen Peregrine merken zu lassen, blickte den Maler hierauf hochmüthig von der Seite an und antwortete mit folgenden Worten aus dem Horaz:
» ...... Mutato nomine, de te Fabula narratur.« Aendere den Namen, und die Rede trifft Dich.
Pallet, im Lateinischen noch unwissender als im Französischen, hielt es für ausgemacht, daß die von seinem Gefährten angeführte Stelle eine vollkommene Beistimmung zu seiner Meinung sey, und antwortete daher: »Ganz richtig! eine höchst vernünftige Anmerkung! es ist in der That ein nichts sagendes Stück, das einen ordentlich erkältet und die Fabel zeigt, daß der Maler von der Gottheit wenig geehrt wurde.«
Diese seltsame und verkehrte Auslegung, die zum Theil mit daher entsprang, weil der englische Accent, mit welchem der Arzt die Stelle citirte, den Maler verleitete zu glauben: es seyen einige englische Worte darunter, erfüllte Peregrine mit dem höchsten Erstaunen; anfänglich hielt er es für Scherz, bald überzeugte er sich jedoch, daß die ungemeine Geschwätzigkeit, Voreiligkeit und Unwissenheit des Malers der wahre Grund hiervon war, und er konnte sich nun nicht enthalten in ein schallendes Gelächter auszubrechen, und da nun Pallet glaubte, diese Lustigkeit sey eine Folge seiner geistreichen Bemerkung über den Herrn Sangprie und dessen Werke, so verfehlte er nicht, noch lauter mitzulachen, und noch mehrere ähnliche schöne Bemerkungen von sich zu geben, was denn den Arzt, der ganz erbittert über diese Unverschämtheit und Unwissenheit wurde, dahin brachte, ihn mit folgenden Worten Homers einen Verweis zu geben:
Σίγα, μή τὶς τ’ ἄλλος Ἀχαῖων τοῦτον ἀκούσῃ μῦθον Im Original sind die letzten drei Wörter falsch geschrieben: statt οῦ eine 8, statt ῦ ein o; dieselben Fehler kommen an entsprechenden Stellen bei weiteren Griechischzitaten vor; ferner wurde ein τ’ ergänzt und einem η das Jota Subskriptum hinzugefügt. – Eine Fußnote des Übersetzers enthält die Übertragung des Zitats (Homer, Ilias, XIV, 90f.): »Schweig, daß nicht ein anderer Achäer höre die Rede!« – D.Hg.
Man wird sich leicht denken können, daß diese Erinnerung weit über den Horizont des Malers lag und eigentlich nur von dem Arzte gegeben wurde, um Peregrine eine hohe Meinung von sich beizubringen. Da dieser aber nun diese gelehrte Prahlerei mit drei Versen aus demselben Dichter erwiederte, die einen Theil der Rede des Polydamos an Hector bilden und des Inhalts sind: daß es für einen Menschen unmöglich ist, in allen Stücken vortrefflich zu seyn, so sah dies der eitle Arzt, dem eine solche Gelehrsamkeit bei einem jungen Manne von Pickles Aussehn auffiel, für eine förmliche Herausforderung an, und sagte nun vierzig bis funfzig Zeilen aus der Iliade in einem Athem her; da sich jedoch Peregrine nicht die Mühe gab, auf diesen Erguß von Schulweisheit weiter zu erwiedern, so legte er dies Stillschweigen für Unterwerfung aus, und rückte, um sich seines Sieges noch mehr zu versichern, triumphirend mit einer Menge Citate aus alten Autoren vor, die Pickle zum Theil kaum dem Namen nach kannte.
Während dieses Gespräches stand Pallet ganz starr und steif vor Verwunderung über eine solche ungeheure Gelehrsamkeit da, Peregrine dagegen war weit entfernt, sich durch den vermeintlichen Triumph des Arztes gekränkt zu fühlen und lachte vielmehr im Innern über die Eitelkeit des Pedanten, dem es eine unsägliche Mühe mußte gemacht haben, diese Bruchstücke seinem Gedächtnisse einzuprägen, um sie als Belege seinen Wissens gelegentlich wieder auskramen zu können. Er rechnete von diesem Augenblicke an mit Recht den Arzt unter die Zahl jener eingebildeten Thoren, die den Aal der Wissenschaft beim Schwanz halten, und sah einen reichlichen Quell von Belustigung in seinem pedantischen und feierlichen Wesen und seinem Stolze voraus, wenn Beide durch die Eitelkeit und das Selbstvertrauen seines Reisegefährten gehörig angeregt würden.
Dies bewog ihn denn, sich sorgfältig um ihre Bekanntschaft zu bemühen, um sich wo möglich bei seiner Reise nach Flandern auf ihre Kosten zu belustigen. Er behandelte daher den Maler mit der größten Zuvorkommenheit, und schien dessen Bemerkungen mit ausgezeichneter Aufmerksamkeit zu berücksichtigen. Dieser fuhr übrigens fort mit unerhörter Dreistigkeit sein Urtheil über die aufgestellten Gemälde zu geben, oder mit andern Worten, er zeigte bei jedem Ausspruche von neuem seine furchtbare Blöße.
Als sie den Bethlehemitischen Kindermord von Lebrün betrachteten, rief der Schweitzer: » beau morceau!« – »Ja wohl!« versetzte Pallet, »das sieht man auf den ersten Blick, daß dies von niemand anders sein kann. Dieser Bomorso hat einen ganz eigenen Styl, sowohl in der Colorirung als der Drapperie; die Zeichnung ist matt, der Ausdruck altväterisch und unnatürlich. Doctor, Sie haben mein Urtheil des Salomo gesehen? Ich glaube, ohne mich zu rühmen.... Doch wir wollen keine Vergleiche machen, das mögen Andere thun. Meine Arbeiten sollen für sich selber sprechen. Es ist wahr, Frankreich hat viele Kunstwerke, aber was ist der Grund davon? Der König muntert hier das Genie durch Belohnungen und Ehrenbezeugungen auf. Wir in England müssen uns selbst auf die Beine helfen und noch dazu gegen Neid und Bosheit kämpfen. Wahrhaftig, ich bin nicht übel abgeneigt, mich in Paris niederzulassen, denn ich zweifle nicht, daß ich in Kurzem eine Wohnung im Louvre und ein Jahrgehaltchen von vier bis fünftausend Livres erhalten würde.«
So war Pallets Zunge in einem immerwährenden Gange, und er verfiel aus einem wunderlichen Irrthum in den andern. Man kam jetzt an die sieben Sacramente von Pouissin. Wie gewöhnlich bezeigte auch hier der herumführende Schweizer seine Bewunderung und rief: » impayable!« – »Oho! da habt Ihr Euch einmal geirrt,« antwortete sogleich der Maler mit einem triumphirenden Tone. »Nicht Meister Impayable, sondern Nicolaus Pouissin ist der Verfertiger. Ich habe die Kupferstiche in England gesehen und weiß es ganz gewiß, aber das ist so einer von Euren leichtfertigen Streichen, die Ihr den Reisenden spielt, Master Schwizer oder wie Ihr sonst heißen mögt.«
Dieser eingebildete Triumph machte ihn nun vollends aufgeblasen, und feuerte ihn noch mehr an, seinen wunderlichen Bemerkungen freien Lauf zu lassen; da er jedoch bemerkte, daß der Arzt kein Zeichen von Vergnügen oder Theilnahme an den Tag legte, sondern ihn vielmehr mit einem Blick stillschweigender Verachtung betrachtete, so verdroß ihn dies und er fragte ihn nun mit einem schalkhaften Lächeln: ob er wohl jemals eine solche Sammlung von Meisterwerken gesehen hätte?
Mit einem Blick voll Mitleid und Bedauern, erwiederte der Doctor: daß nichts von alle dem, was man hier sähe, würdig wäre, die Aufmerksamkeit eines Mannes zu erregen, der mit den Idealen des Alterthums vertraut sey, da selbst der größte Meister der neueren Zeit nicht würdig wäre den Pinsel der großen Künstler auszuwaschen, die von den griechischen und römischen Autoren gepriesen würden.
»O du gerechter Himmel!« rief der Maler jetzt mit lautem Lachen aus, »Mein theurer Doctor, da haben Sie sich einmal garstig verschossen! denn es ist nur zu bekannt, daß Ihre alten griechischen und römischen Maler gegen die neueren Meister gehalten, nur ganz kleine Lichter sind, und dies aus dem guten Grunde, weil sie nur drei oder vier Farben hatten und nichts von Oelmalerei verstanden. Und wen von ihren verstaubten Griechen können Sie denn dem göttlichen Raphael, dem unübertrefflichen Michel Angelo-Bounarotti, dem anmuthigen Guido, dem Zauberer Titian und dem erhabenen Rubens entgegensetzen? Wen können Sie.... « – Ohne Zweifel würde er das auswendig gelernte Namenregister berühmter Maler, von deren verschiedenen Eigenschaften er übrigens nicht den mindesten Begriff hatte, vollständig hergebetet haben, wenn ihn nicht sein Reisegefährte unterbrochen hätte, der durch die wenige Ehrerbietung, mit welcher er von den Griechen sprach, sich ungemein erbittert fühlte, ihn einen Blasphemator, einen Vandalen, einen Böotier nannte, und ihn mit großer Heftigkeit fragte: wen er denn von den elenden neueren Schmierern einem Panänus von Athen, und dessen Bruder Phidias, einem Polycletus von Sicyon, einem Polygnotos von Thrakien, einem Parrhasius von Ephesus, mit dem Beinamen ἀβροδιαιτος, oder der Schöne, und dem Fürsten der Maler Apelles entgegenstellen könne? Er forderte ihn heraus, ein neueres Bild nachzuweisen, das mit der Helena des Xeuxis von Heraklea, oder mit dem Opfer der Iphygenia von Thimantes aus Sicyon wetteifern könne? der zehn Götter des Asklepiadon aus Athen gar, nicht zu gedenken wovon der Tyrann von Elathea, Mnason, das Stück mit dreihundert Pfund bezahlt hätte, oder Homers Hölle von Nikias, die derselbe nicht für sechzig Talente hätte verkaufen wollen, und seinen Landsleuten edelmüthig damit ein Geschenk gemacht habe? Er verlangte, Pallet solle ihm eine Sammlung nennen, die der in dem Tempel zu Delphos gleichkäme, und deren in der Io des Euripides gedacht würde, und wo Herkules und sein Gefährte Jolaus abgebildet waren, wie sie die Larnäische Schlange mit goldnen Sicheln, ταν πυριπνεουσαν, tödteten: wo Bellerophon auf dem Flügelroß erschien und die feuerspeiende Chimäre ταν πυριπνεουσαν, überwindet, und wo der Kampf der Giganten zu sehen war. »Hier steht Jupiter!« rief der Doctor voll Begeisterung, »und schleudert die glührothen Donnerkeile, κεραυνον αμφιπυρον; dort schwingt Pallas, schrecklich anzusehen, γοργωπον , den Spieß gegen den riesigen Enceladus, und da schlägt und tödtet Bacchus mit kleinen eisernen Ruthen γης τεκνον , oder den mächtigen Sohn der Erde.«
Dies bunte Gemenge von Namen und Beispielen, die mit großer Hitze und Schnelligkeit citirt wurden, bestürzte und verwirrte den Maler. Anfänglich glaubte er der Doctor habe sich alles dies nur so ausgedacht um ihn in die Enge zu treiben, da aber Pickle, um der Eitelkeit des Pedanten zu schmeicheln, dessen Parthie nahm und versicherte: das sey alles buchstäblich wahr, so änderte Pallet seine Meinung, und bewunderte ehrfurchtsvoll schweigend die unermeßlichen Kenntnisse seines Freundes.
Peregrine sah jetzt immer mehr, daß Beide zu der Classe jener flachen Enthusiasten gehörten, die nicht den kleinsten Anspruch auf Geschmack und Gefühl machen konnten, dennoch aber bei gewissen Gelegenheiten außer sich vor Entzücken zu gerathen schienen. Der Eine glaubte, er müsse in Extase gerathen, wenn er Werke von Meistern betrachtete, die in seiner Kunst ausgezeichnet dastanden, mochte er auch noch so wenig wissen, warum er eigentlich bewunderte, und der Andere hielt sich als ein Gelehrter verpflichtet, die Alten mit einem affectirten Feuer, das durchaus nicht aus einer genauen Kenntniß ihrer Trefflichkeit entsprang, zu preisen. In dieser wunderlichen Gemüthsart von Beiden wußte sich aber unser Held so geschickt zu finden, daß er lange noch vorher, ehe die Gemähldemusterung zu Ende ging, der Liebling dieser beiden seltsamen Orginale wurde.
Von dem Schlosse begab man sich jetzt in die Karthause, wo man die Geschichte des heil. Bruno von Le Sueur betrachtete. Da der Name diesen Künstlers Pallet nie zu Ohren gekommen war, so erklärte er das Stück kurzweg für eine jämmerliche Sudelei, während alle Welt es mit Recht für ein wahres Meisterwerk hält. Nachdem man auch hier alles besichtigt hatte, bat Peregrine die beiden Herren, ihm ihre Gesellschaft zu Mittag zu schenken; allein, sey es nun daß sie glaubten gegen einen Menschen, dessen Charakter ihnen noch ganz fremd war, auf der Huth seyn zu müssen, oder daß sie wirklich, wie sie vorgaben, bereits anderwärts versagt waren, genug sie lehnten das Erbieten ab, doch äußerten sie das Verlangen, die Bekanntschaft fortzusetzen.
Pallet nahm sich jetzt die Freiheit, nach dem Namen unsers Helden zu fragen und Peregrine sagte ihm diesen nicht allein, sondern erbot sich auch, sie, da sie noch ganz fremd in Paris wären, den folgenden Tag in das Hotel von Toulouse und in die Häuser mehrerer Vornehmen zu führen, wo Kunstgegenstände zu sehen wären. Diesen Vorschlag nahmen sie mit Dank an, und da sie sich noch denselben Tag bei einigen Landsleuten nach Peregrine erkundigt hatten, und hier die befriedigendsten Nachrichten vernahmen, so bewarben sie sich bei der zweiten Zusammenkunft ganz offen um seine Gunst, und baten sich, nachdem sie von ihm gehört hatten, daß er bald abreisen und seinen Weg durch die Niederlande nehmen würde, die Ehre aus, ihn auf dieser Tour begleiten zu dürfen, wogegen ihnen denn Pickle die Versicherung gab: daß es ihm außerordentlich angenehm seyn würde, solche Reisegefährten zu erhalten, und worauf sogleich gemeinschaftlich der Tag zur Abreise festgesetzt wurde.